Moderne Diätetik als präventive Selbsttechnologie: Zum Verhältnis von heteronomer und autonomer Selbstdisziplinierung zwischen Lebensreformbewegung und heutigem Gesundheitsboom. (original) (raw)
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Nietzsche analyses disease and health as part of a genealogical process, which -in the case of the Western metaphysical traditionstretches from Socratism via Christianity to 19th century nihilism. He argues that the ascetic ideal was an attempt to extract a static and eternal notion of being from the process of becoming, which served to weaken the will to power of the strong. Yet Nietzsche does not merely denounce the achievements of the weak and the ascetics: They have contributed to the refinement of culture by casting doubt on the dominant morality. By defining health as the overcoming of disease, he implodes the dominant discourse which is based on the equation between the healthy and the normal. His analogy between the human body and society inverts the binary oppositions between body and soul, becoming and being, truth and appearance and thus subverts the premises of the metaphysical discourse. The philosopher's pursuit of these metaphysical goals is replaced by scientific experiment and aesthetic play.
2017
Masterarbeit --"Zeig' deinem Schweinhund, wo's lang geht" -Eine explorative Studie über Selbsttechnologien zwischen Praktiken und Diskursen am Beispiel eines Gewichtsreduktionsprogramms 6. Der letzte Gang: Resümee der Arbeit 51 Danksagungen 54 Inhaltsverzeichnis 55 Erklärung 69 "Zeig' deinem Schweinhund, wo's lang geht" -Eine explorative Studie über Selbsttechnologien zwischen Praktiken und Diskursen am Beispiel eines Gewichtsreduktionsprogramms 3 "Nunca se come carne, ni siquiera en caso de enfermedad. Durante el Adviento y Cuaresma tampoco se toman lacticinios, ni huevos. Esta austeridad en la comida mantiene el cuerpo sujeto y da al espíritu la verdadera libertad." Essensregelung aus dem ehemaligen Kloster des Kärtäuserordens in Valldemossa, Abbild im Besitz des Verfassers "Jasper Gwyn hat mir beigebracht, dass wir keine Figuren sind, sondern Geschichten. Wir begnügten uns immer mit der Vorstellung, eine Figur in wer weiß welcher Abenteuergeschichte zu sein, auch in der ganz simplen, aber wir müssten einsehen, sagt er, dass wir die ganze Geschichte sind, nicht nur diese eine Figur. Wir sind der Wald, durch den sie wandert, der Bösewicht, der sie reinlegt, das Durcheinander um sie herum, wir sind 5 Körper in einem weiten Feld "gesponnen" ist -um bei den oben genannten Beispielen zu bleiben, zwischen zu lösender sozialer Probleme und einer wirtschaftlichen Verwertungslogik. Implizit wird die Botschaft transportiert, dass die Bekämpfung des Übergewichts, oder weniger martialisch, das Herangehen an das Übergewicht eine Linderung anderer Missstände, wenn nicht gar ihre Überwindung hervorrufen könnte. In den in Deutschland langsam aufstrebenden "Fat Studies" 2 wird die Diskriminierung von dicken Menschen soziologisch aufgearbeitet und kritisch analysiert. ForscherInnen, die sich dieser Disziplin zugehörig fühlen, versuchen, "sich nicht an der Wissensproduktion zur ‚Schädlichkeit des Übergewichts' und zur Optimierung der Techniken der Gewichtsreduktion [zu beteiligen]" (Rose/Schorb 2017, S. 9, Einf. v. Verf.). Vergleichbar mit anderen "Studies" soll der "hegemoniale ‚Diskurssog'" (ebd.), wie an oben genannten Pressemitteilungen dargestellt, vermieden und "ein ‚Diskurs zweiter Ordnung' [geschaffen werden], indem sie [die ForscherInnen] die öffentlichen Verhandlungen zum ‚Übergewicht' selbst analytisch in den Blick nehmen" (ebd.; Einf. v. Verf.). Die vorliegende Arbeit kann nicht eindeutig in diese neue "Studies"-Richtung eingeordnet werden. Jedoch will sie versuchen, am empirischen Sujet eines Gewichtsreduktionsprogramms aufzuzeigen, dass die Verzahnung zweier aktueller Theorieprogramme, die Praxis-und Diskurstheorie, die soziologische Reflexivität, oder eben den "Diskurs zweiter Ordnung", schärfen und die Theoriebildung durch Kompatibilitätsdarstellungen stärken kann. 2.1 Alles nur Quark? Die Perspektive der Biopolitik "Gegen Ende der Gruppensitzung, die etwa eine halbe Stunde gedauert hat, wurden dann zwei teilnehmende Personen gelobt, von der Leitungsperson, die sich die Woche davor etwas vorgenommen hatten zu erledigen bzw. schon einen gewissen Anteil des ursprünglichen Gewichts verloren hatten. Die Gruppe hat beide beklatscht, nicht zaghaft, Reaktion kam prompt." (BeNo 1, Z99-102) Seit dem Ende der 1990er Jahre werden von den industrialisierten Staaten Kampagnene zur Überwachung und Reduzierung des Übergewichts in der Bevölkerung initiiert. In Deutschland läuft bis 2020 das Regierungsprogramm 2 Exemplarisch das aktuelle Einführungswerk "Fat Studies in Deutschland" von Lotte Rose und Friedrich Schorb (2017). In der angelsächsischen Soziologie wird dieses Forschungskonzept bereits seit etwa 10 Jahren rezipiert (s. Rothblum/Solovay 2009). "Zeig'
Jahrbuch Praktische Philosophie in globaler Perspektive, 2018
In diesem Beitrag verfolgen wir das Ziel, das positive Potenzial von Pflege-Assistenzsystemen gegen den Einwand zu verteidigen, ihr Einsatz würde die Autonomie der Pflegebedürftigen systematisch verletzen. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob es selbstbestimmte Fremdbestimmung durch intelligente Technologie geben kann. Menschen mit altersbedingten kognitiven Einschränkungen fällt es zusehends schwer, selbstbestimmte Entscheidungen über die eigene Lebensführung zu treffen. Eine Möglichkeit ihre Situation zu verbessern, ohne sie aus ihrer häuslichen Umgebung zu reißen, besteht darin, ihnen durch intelligente technische Systeme in ihrem Haushalt einen Weg zu eröffnen, die Kontrolle über die eigene Lebensführung zu behalten. Allerdings besteht dabei die Gefahr, dass die Autonomie der Nutzer auf moralisch unzulässige Weise verletzt wird. Demgegenüber argumentieren wir im vorliegenden Beitrag dafür, dass die rationale Selbstbestimmung der Betroffenen durch technologische Einflüsse nicht per se in Frage gestellt wird. Zwar kann es auch problematische Formen der Beeinflussung geben, aber nicht jeder Eingriff in eine Entscheidungssituation stellt schon eine unzulässige Autonomieverletzung dar. Unsere Position knüpft dabei an das gängige medizinethische Prinzip der Autorisierung durch aufgeklärte Einwilligung an, geht jedoch über dieses hinaus. Und zwar gilt es, so unsere zentrale These, die technische Einflussnahme auf den Nutzer durch die selbstbestimmten Entscheidungen der vormals gesunden Patienten zu autorisieren. Greift man auf autobiographische Erinnerungen der erkrankten Benutzer zurück, die an ihre einst autonom getroffenen Entscheidungen anknüpfen, können sie auf dieser Grundlage eigene Handlungsziele entwickeln. Die Nutzer behalten so ihre Wahlfreiheit und werden durch das technische System nicht bevormundet. Auf diesem Weg bleibt das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen gewahrt.
Quantified Self – Schnittstelle zwischen Lifestyle und Medizin. Wie ändert sich das Verhalten?
2017
Hintergrund der Studie Die Nutzung von Geräten und Applikationen zur Selbstvermessung und Selbstoptimierung hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet. So ist der Gebrauch von Fitnessarmbändern und Gesundheits-Apps in der Schweizer Bevölkerung zunehmend beliebt. Die Selbstvermessung nennt sich auch "Quantified Self" und ist nicht nur eine Spielerei, sondern entspringt dem Drang nach Selbst-Optimierung. Das Ziel der Quantified-Self-Bewegung ist es, neue Erkenntnisse über sich selbst zu gewinnen (Timmer, Kool & van Est, 2015). "Selfknowledge through numbers", wie Nafus und Sherman (2014) dies bezeichnen. Wie jede neue Entwicklung ist auch der Quantified Self-Trend mit Hoffnungen, Erwartungen aber auch mit Befürchtungen und unvorhergesehenen und eventuell sogar ungewollten Effekten verbunden. Diesen wurde in dieser Studie nachgegangen. Zielsetzung Ziel der Studie war es, den Stand und die zukünftige Entwicklung des Phänomens "Quantified Self" und deren Implikationen aus gesellschaftlicher, medizinischer, ökonomischer, technischer, rechtlicher und ethischer Perspektive für die Schweiz zu analysieren, Chancen und Risiken aufzuzeigen und Empfehlungen für Entscheidungsträger abzuleiten. Studiendesign und Methoden Das Projekt war in vier Teilprojekte unterteilt: (1) Istund Trend-Analyse, (2) Nutzerbefragungen, (3) Gesamtbeurteilung der Chancen und Risiken
Gesundheit – Konventionen – Digitalisierung. Soziologie der Konventionen, 2022
Die globale Verbreitung sozial geteilter Bildinhalte und die konzernorientierte Ausrichtung von Online-Plattformen, Messenger-Diensten und Sozialen Medien haben den Stellenwert der Ernährungskultur weitreichend verändert. Der vorliegende Beitrag untersucht das Ernährungshandeln und das Ernährungsverhalten in online vernetzten Kommunikationsräumen unter anderem vor dem Hintergrund einer gesundheitssoziologischen Wissensintervention. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Gegenüberstellung zweier Perspektiven der Bildkommunikation von Nahrungsmitteln. Aus einer medientheoretischen Perspektive bildet ein subjektorientierter Ansatz einen gängigen Ausgangspunkt, da er die Bildkommunikation von Nahrungsmitteln anhand neuer Medien, wie Instagram, untersuchen soll. Da sich in diesem Kontext allerdings zeigt, dass die situative Ausgestaltung der Bildkommunikation an Relevanz gewinnt, soll diesem Ansatz eine zweite Perspektive erweiternd gegenübergestellt werden, die beleuchtet, welche Bildkommunikation überhaupt für alle Beteiligten, warum an Relevanz gewinnen kann. Dazu soll der subjektzentrierten Perspektive die der EC gegenübergestellt werden, die von einem zugrunde liegenden Situationalismus ausgeht. Im ersten Ansatz, dem sich auch Pierre Bourdieus Habitustheorie zuordnen lässt, ist Wissen an Gruppen oder Personen gebunden. Im zweiten Ansatz der EC wird die Gültigkeit von Wissen und die Wertigkeit von Personen, Objekten und Kommunikation hingegen immer an die Situation gebunden. Ziel dieser spezifischen situations- und konventionenbezogenen Sichtweise soll es sein, die Perspektive der Medientheorie dahingehend zu erweitern, dass insbesondere auch die Pluralität der Anwendung von Medien und der Gültigkeit ihrer Inhalte situativ und bei der gleichen Person erklärt werden kann. Im Beitrag wird schließlich aufgezeigt, dass die technisch-medialen Dispositive der Online-Plattform Instagram auch dazu beitragen, dass sich Konventionen dauerhaft fixieren können. In diesem Sinne bildet das mediale Dispositiv soziale Konventionen aus, die auf situative Erfahrungen einwirken und diese prägen. Es sind nicht die situativen Erfahrungen der beteiligten Anwender, die das mediale Dispositiv individualisieren, sondern die technisch-medialen Dispositive generieren eine neue Erfahrbarkeit von situativen Erfahrungen, die als grundsätzlich medialisiert wahrgenommen werden.
Renger, Almut, Stellmacher, Alexandra (Hg.): Übungswissen in Religion und Philosophie: Produktion, Weitergabe, Wandel, 2018
Beobachtungen aus der philippinischen Peripherie, zu Selbstgeißelung und Passionsritual, regen zu religionshistorischen Nachforschungen in Europa an. Die folgenden Anmerkungen stellen zunächst das komplexe Konzept 'disciplina' in seiner Ausprägung als christliche Bußübung und das damit verbundene Wissenskonzept vor. In einem zweiten Schritt wird der Vorgang der Übertragung von Begriff und Praxis auf die Philippinen entfaltet. Christliche Selbstgeißelung stellt sich aus zwei völlig unterschiedlichen Perspektiven dar, hier Bußübung, dort Heil-Ritual. Damit verbunden sind grundlegende Fragen nach dem Umgang mit Begrifflichkeiten, die hinter der Unterscheidung von europäischem und außereuropäischem Christentum stehen.