Aufklärung (1720–1800) (original) (raw)
Skandinavische Literaturgeschichte, 2006
Abstract
Nicht als Impulsgeber, sondern als Empfanger der europaischen Aufklarungsideen treten die skandinavischen Literaturen im 18. Jh. in Erscheinung. Die Vorstellung von der Befreiung des Menschen aus seiner Unmundigkeit, die Vorherrschaft der Vernunft, die Konstituierung eines selbstbestimmten Subjekts sowie das Bestreben nach Emanzipation von Autoritaten kommen vermittelt uber die Lekture der franzosischen, englischen und deutschen Aufklarungsschriften oder aber durch die personliche Begegnung mit den Intellektuellen und Kunstlern auf ihren Europareisen nach Skandinavien. Dabei sind es vor allem die franzosischen Enzyklopadisten und Voltaires Schriften, die zunachst rezipiert werden, spater kommen Rousseaus, Montesquieus und mit Verzogerung auch Kants philosophische Werke hinzu. Auch die englischen Sensualisten, allen voran Shaftesbury und Sterne, gewinnen im Zuge des Interesses an der Aufklarung und an den ihr scheinbar gegenlaufigen Tendenzen an Bedeutung. Der Vernunft wird nach und nach das Gefuhl zur Seite gestellt, das damit gleichermasen Gegenstand und Movens der Literatur wird. Das heist, die Ideen der Aufklarung finden in all ihren Facetten Einlass in die skandinavischen Literaturen und haben weitreichende Auswirkungen, wenn etwa Genres wie der utopische Roman, die Verlachkomodie, Lehrgedichte und Satiren grose Popularitat erlangen. Sie bedeuten aber zugleich auch eine starke Abhangigkeit von den kontinentaleuropaischen Landern. Das Projekt der Aufklarung setzt sich somit in den einzelnen skandinavischen Literaturen mit Verzogerung und als Reaktion auf die europaischen Bewegungen und insbesondere auf die Franzosische Revolution 1789 durch. Gegen Ende des Jahrhunderts jedoch wird sich das Verhaltnis zumindest partiell andern: Aus den Empfangern werden selbst Impulsgeber, welche die Ideen der Aufklarung auf jeweils individuelle Weise umsetzen und damit als Stilvorbilder rezipiert werden. Sie stellen der Dominanz der jetzt als fremd empfundenen Kulturen, dem Franzosischen und Deutschen, das Eigene entgegen. Dieses Eigene entwickelt sich vor allem auch aus der Wiederentdeckung der mittelalterlichen norronen Dichtung. Und von hier gehen wiederum Anregungen fur andere Literaturen aus.
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