Marcel Broodthaers’ Praxis des Kopierens, 2012 (original) (raw)

Le Basson Savary. Bericht des Symposiums "Exakte Kopie" in Bern 2012

2017

Frank P. Bär Das Dilemma von Bewahren und Präsentieren-und was der Instrumentenbau zu seiner Lösung beitragen kann 16 Lyndon Watts/Sebastian Werr Wiederentdeckung einer historischen Klangwelt. Der Nachbau eines klassischen Fagotts von Savary jeune 23 Leslie Ross The Influence of the Early Music Movement on Makers and Players of Historical Bassoons 37 Jan Bouterse Wissenschaftliche Untersuchungen als Grundlage des Nachbaus historischer Blockflöten 55 Mathew Dart Designing a Reconstruction, or Reconstructing the Design. The Bassoons of Johann Poerschman 89 Bryant Hichwa/David Rachor Calculated Success or Accident? An In-Depth Study of the Musical Acoustics of Baroque Bassoons, Comparing Originals and Reproductions, by Maker, Region and Temperament 103 Andreas Schöni Bohrungsgestaltung und Arbeitsweise im Holzblasinstrumentenbau des 18. Jahrhunderts am Beispiel der Instrumente von »Schlegel à Bâle« 111 Donna Agrell A Fine, Playable Grenser & Wiesner Bassoon, with Three Crooks and Six Reeds 120 Nikolaj Tarasov Die »barocke« Griffweise bei Blockflöten gestern und heute. Ursachen terminologischer Ungereimtheiten, eine Übersicht der Parallelen und Unterschiede bei Griffbildern 129 Marc Kilchenmann Französische Fagottlehrwerke des 19. Jahrhunderts aus der Sicht der heutigen Instrumentalpädagogik 143 James Kopp Frédéric Berr and the Savary Bassoon of 1836 153 Namen-, Werk-und Ortsregister 169 Die Autorinnen und Autoren der Beiträge 174 1 Siehe http://p3.snf.ch/project-129909 beziehungsweise die Projektseite www.hkb-interpretation.ch/ projekte/basson-savary (6. Dezember 2016).

Der «Anonymus Destailleur» und sein «Kopist». Kopie oder Kooperation? [DRAFT]

Zusammenfassung In der Wiener Albertina befinden sich über 100 Blätter mit ca. 400 einzelnen Architekturzeichnungen, von denen ein Teil bereits 1903 durch Hermann Egger als «Kopien» nach dem sog. «Codex Destailleur D» (= Inv.-Nr. Hdz 4151) der Berliner Kunstbibliothek identifiziert wurde. Trotz ihres immensen Infor-mationsgehalts haben beide Zeichnungsgruppen bisher kaum das Interesse der architekturhistorischen oder archäologischen Forschung gefunden. Eine nähere Untersuchung ergab nun, dass es sich bei den Wiener Blättern keineswegs nur um Kopien handeln kann, sondern dass die beiden Hauptzeichner-der von Egger so genannten «Anonymus Destailleur» und der «Kopist des Anonymus Destailleur»-nicht nur beide engstens miteinander kooperierten, sondern auch noch eine Vielzahl anderer Zeichner am Entstehungsprozess der Blätter beteiligt waren. Des weiteren zeigte sich, dass die Berliner und Wiener Zeichnungen nur ein (allerdings der umfangreichste) Teil eines noch weit größeren 'Netzwerks' aus Zeichnungen sind, die gemeinsam vermutlich die Ergebnisse der grössten jemals (vermutlich nicht nur) in Rom durchgeführten Vermessungskampagne darstellen. Und diese war wiederum nur (zentraler) Teil eines noch weit umfangreicheren Projekts zur Dokumentation der gesamten architekturbezogenen Kultur der römischen Antike, dessen Programm von 1542 zwar erhalten ist, das aber bis heute als nicht ausgeführt und eigentlich auch unausführbar gilt. Tatsächlich aber lassen sich neben den Ar-chitekturzeichnungen viele weitere bedeutende Corpora von Antikendokumentation sowie einige der wichtigsten frühen archäologischen Publikationen (nun) diesem Projekt zurechnen, welches sich als das erste internationale und interdisziplinäre, vermutlich grösste und hinsichtlich seiner Auswirkungen sogar als das erfolgreichste Forschungsprojekt der (Frühen) Neuzeit charakterisieren lässt. 1903 veröffentlichte Hermann Egger (1874-1949) den ersten Band seines Katalogs der Zeichnungen in der damaligen K. u. K. Hofbibliothek Wien, der den Zeichnungen antiker Bauten aus dem 15.-18. Jahrhundert gewidmet war. [Egger 1903] Weitere angekündigte Bände des Katalogs sind nicht erschienen, aber der von Egger katalogisierte Bestand befindet sich noch heute in der vermutlich von ihm hergestellten Ordnung nach Bauwerken unter der Bezeichnung «Az Rom (Egger)» und den Nummern 1-331 in der Graphischen Sammlung der Wiener Albertina, wohin die Zeichnungen später überführt worden waren. Leider hatte Egger durch seine Neuordung die eventuell noch erhaltenen Überlieferungszusammenhänge oder Ordnungen von Teilbeständen-bis auf ein einzelnes Skizzenbuch-vollständig aufgelöst, so dass sich den neu geordneten Zeichnungen nur schwer weitere, über das einzelne Blatt hinaus gehende Informationen entnehmen lassen. Bei der Katalogisierung der Zeichnungen war Egger aufgefallen, dass eine grössere Gruppe von 39 Blättern-tatsächlich die grösste, einem einzelnen Zeichner zuzuweisende Gruppe im gesamten Bestand-vielfältige Parallelen zu einem ehemals drei Bände umfassenden, später leider ebenfalls aufgelösten und neu geordneten Teilbestand von 120 Blättern in der damaligen Bibliothek des Berliner Kunstgewerbemuseums, der heutigen Kunstbibliothek, aufweisen. Er schlug in Absprache mit den Koryphäen der Zeichnungsforschung seiner Zeit, dem Architekten und Architekturhistoriker und als solchem auch «Nestor» der St.-Peter-Forschung 1

Der Künstler als Geste. Marcel Broodthaers, in: Kritische Berichte, 2004

Autorenschaft Marcel Broodthaers' künstlerischer Produktion ist eine performative Geste eingeschrieben. Dies nicht nur durch seine eigenen Auftritte, wie etwa in vielen seiner Filme, in denen er sich immer wieder als Darsteller in Szene setzt -als Schreibender, Interviewer oder Vorführender -, oder seinen Reden als Direktor des »Musée d'art moderne. Département des Aigles«, sondern auch in der demonstrativ öffentlichen Sprache seiner offenen Briefe und Plaques und nicht zuletzt in der Einführung des Künstlers als Sammler, Archivar oder Kurator. Broodthaers (1924-1976 stellte also immer wieder die Frage, welchen Normierungen und Funktionalisierungen Künstler/innen unterliegen und in wie weit dadurch ihre künstlerische Praxis und ihr Selbstverständnis determiniert werden. Nach wie vor ist die Kategorie »Autorenschaft« eine wesentliche Stütze des Kunstsystems. Broodthaers problematisierte deshalb gerade Begriffe wie Authentizität und Meisterschaft in einem System der auf Stars und Namen fixierten Kulturindustrie. Unterschiedliche Instrumentalisierungen künstlerischer Praxis durch Museen, Kunstkritik oder Kunstmarkt führen immer wieder zu Widersprüchen und Differenzen. Broodthaers lotete aus, wo und wie diese Widersprüche auftreten, welche Handlungsmöglichkeiten sie Künstler/innen bieten und welche Konsequenzen für die Verortung und Form künstlerischer Arbeit daraus konkret resultieren. Seine Herangehensweise implizierte immer auch Formen der autobiographischen Selbstkonstruktion. Sie gab Auswahl und Ordnung von Erzählungen vor. Broodthaers revitalisierte gerade durch seine lapidare Aufzeichnung eigener Handlungen, durch die Reproduktion seiner Produkte, deren Zusammenstellung und Veröffentlichung, Funktionen von Autorenschaft. Die Inanspruchnahme von jeweils wechselnden Aufgaben, Kompetenzen und Rollen beschreibt einen wichtigen Aspekt dieses Spannungsfeldes. Hier geht es vor allem um Formen der Beteiligung an der Bedeutungs-und Wissensproduktion. Er tut dies zu einer Zeit, als Vermittlung und Distribution, die bis dahin herrschende Dispositive wie Werk und Autorenschaft abzulösen begannen. Diese Entwicklung wirkt bis in die gegenwärtige Diskussion und die Wechselwirkungen von gesellschaftlicher Arbeit, Subjektivität und künstlerischer Produktion bzw. Ästhetik hinein. Die Transformation vom Künstler zum Vermittler und medialem Akteur vom Kunstmarkt wird zwiespältig aufgenommen und geht mit einer grundlegenden Kritik am Warenstatus des Kunstobjekts einher. Andererseits ist seit Duchamp und seit der in den fünfziger Jahren neu einsetzenden Duchamprezeption dessen Konzept des Künstlers als »mediumistischem Wesen« ungebrochen einflußreich. Eric de Bruyn etwa analysiert Broodthaers' Performativität als einen Modus der direkten Ansprache, der die aktuellen Bedingungen dieses Sprechens in den Vordergrund stellt. »Eine performative Äußerung stellt gewissermaßen ihren eigenen Sprechakt zur Schau, im Gegensatz zur gewöhnlichen Unterdrückung der auktorialen Stimme in historischen Erzähltexten.« 1 Wie diese Praxis in erzählerische Strategien eingebunden ist und auf welchen Ebenen dieses Vorgehen gestischen Charakter hat, soll in diesem Text an Broodthaers' Film »La pluie« aus dem Jahre 1969 exemplarisch analysiert werden. 36 kritische berichte 4/04 1 Marcel Broodthaers, La plui (Projet pour un texte), 1969, Production still. Aus: Kat. Marcel Broodthaers, Walker Art Center, Minneapolis, New York 1989, S. 92. kritische berichte 4/04

Kopierhandlungen (2015)

Kunst und Handlung. Ästhetische und handlungstheoretische Perspektiven, 2015

Kopien sind in der Regel (wenn auch nicht notwendigerweise in jedem Fall) das Produkt von Handlungen, die darauf gerichtet sind, etwas zu kopieren, und sie sind darüber hinaus meist eingebettet in weitere Handlungszusammenhänge, in denen sie zum Gegenstand, zum Instrument oder zum Medium von Anschlußhandlungen (gemacht) werden. Eine handlungstheoretische Perspektive auf die Hervorbringung und den Gebrauch von Kopien erschließt eine meist vernachlässigte, jedoch weitreichend relevante Dimension der Welt, in der wir leben. Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach dem Handlungspotential - der agency - von Kopien oder zumindest bestimmten Kopien.

Kopieren geht über Studieren: eine neue Art des Entwerfens?

2004

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Die Fruchtbarkeit der Bilder: Kopieren nach Dürer um 1600 – The Fertility of Images. Copying Dürer around 1600

Kulturwissenschaftliche Zeitschrift , 2019

In the early modern European period, questions of imitation, copying, reproduction, and “forgery” began to occupy centre stage, both in the making and the theorizing of art. In recent years art historical research has increasingly addressed such processes of translation and transformation, thus challenging traditional distinctions between ‘originals’ and ‘copies’. This essay takes Albrecht Dürer’s celebrated pen-and-ink drawing of the Great Calvary as a point of departure to look at different processes of replication, appropriation, transformation and reproduction at the cusp of the seventeenth century, at a time when (princely) collectors were competing against each other for the most highly valued objects and artworks. At the centre is a painting commissioned by Holy Roman Emperor Rudolf II from the Antwerp artist Jan Brueghel the Elder. As a unique ‘copy’ or ‘translation’ of Dürer’s original work, it was meant to be viewed alongside it, interpreting and complementing it rather than being regarded as a substitution or replacement. The essay proposes a reconsideration of the early modern practice of copying that takes into account questions of display and value as well as the then newly emerging notions of shared authorship and affinities of style.

Bietak und Kohlmeyer FsRollinger vol2 bearbeitet. copy

merkmal bescherte und den er an seine Schülerinnen und Schüler weitergegeben hat: die gleichberechtigte, wenn nicht vorrangige Heranziehung der enchorischen Quellen gegenüber der klassischen Literatur für die Untersuchung der Geschichte Altvorderasiens. Schon mit dieser Diplomarbeit leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte Babyloniens in persischer Zeit und kam durch seine Methode zu überzeugenden, gänzlich neuen Erkenntnissen. Selbiges gilt auch für seine 1993 vorgelegte Dissertation mit dem Titel "Frühformen historischen Denkens. Geschichtsdenken, Ideologie und Propaganda im alten Mesopotamien am Übergang von der Ur-III zur Isin-Larsa Zeit", sprach doch die communis opinio in der damaligen Zeit dem Alten Orient jedwedes historisches Denken schlicht ab. Während seiner Zeit als Forschungsassistent am Institut für Alte Geschichte in Innsbruck arbeitete er nicht nur am Thema seiner späteren Dissertation, sondern war von 1990-1995 Projektleiter eines von der Landesregierung Vorarlberg geförderten Projektes zur Trentiner Einwanderung nach Vorarlberg, was sowohl seine fachliche Breite als auch seine Verbundenheit mit seiner Heimat auf das Trefflichste demonstriert. 3 Im Jahr 1999 legte er seine Habilitation mit dem Titel "Antikes Griechenland und Alter Orient. Historisch-kritische Untersuchungen zur Interaktion der beiden Kulturräume mit besonderer Berücksichtigung der Zeit vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr." vor, mithin zu einem Forschungsfeld, das ihn über Jahrzehnte beschäftigen sollte und auf dem er Herausragendes geleistet hat. Im Jahr 2000 wurde er zunächst außerordentlicher Universitätsprofessor in Innsbruck, um dann im Jahr 2005 den Ruf auf die Universitätsprofessur für "Kulturbeziehungen und Kulturkontakte zwischen den Kulturen des Alten Orients und des mediterranen Raumes" anzunehmen, die er seither bekleidet. Die Kontakte zwischen Altvorderasien und der Mittelmeerwelt, die Geschichte der iranischen Großreiche in der Antike und die Geschichte des alpinen Raums in der Spätantike bildeten in all diesen Jahren seine thematischen Schwerpunkte, zu denen er eine staunenswerte Vielzahl von grundlegenden Publikationen vorlegte. In Sachen Kulturkontakte zwischen Altvorderasien und der Mediterranen Welt war ihm das Melammu Projekt ein Herzensanliegen, dessen er sich seit 2001 als Chair, Mitglied des Steering Commitee und Mitglied des Board annahm und annimmt. In der zweiten Dekade dieses Jahrhunderts bildete sich dann ein weiterer Forschungsschwerpunkt in Gestalt der vergleichenden Imperien-Geschichte heraus, der er sich mit der ihm eigenen Energie und unermüdlichen Schaffenskraft widmet. Das Resultat war eine Vielzahl von Tagungen und die dementsprechende Publikation der Ergebnisse derselben, im Zuge derer einzelne, auch weniger bekannte Imperien weltweit und diachron untersucht wurden, 4 was es Robert Rollinger in Zusammenarbeit mit Kol--Archäologischer Befund -Konsequenzen für eine Geschichte Babylons in persischer Zeit, Innsbruck 1993 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft).