Einander helfen, Gott zu erleben - Edith Stein und die Religiositat von Menschen mit geistiger Behinderung (2024) (original) (raw)
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Eucharistisch leben mit Edith Stein: "Alle Einsamkeit hort auf" (2019)
Eucharistisch leben mit Edith Stein: "Alle Einsamkeit hört auf", 2019
2019 dürfen wir auf 75 Jahre eucharistische Anbetung in Schifferstadt zurückblicken und haben allen Anlass zu großer Dankbarkeit und herzlicher Freude: Dank für die unzähligen Menschen, die sich in der Zeit seit 1944 vor dem Herrn eingefunden haben, um gemeinsam und für andere in der Stille zu beten, und Freude über all das Gute, das Gott die Beterinnen und Beter sowie viele über ihren Kreis hinaus hat erfahren lassen. Dieses besondere Jubiläum hat mich dazu bewogen, wieder einmal der Beziehung Edith Steins zum Sakrament der Eucharistie nachzuspüren und meinen Beitrag zu überarbeiten, den ich 2004 zum sechzigsten Jubiläum der Anbetung vorlegen durfte.
"Alles Wesentliche lässt sich nicht schreiben" Leben und Denken Edith Steins im Spiegel ihres Gesamtwerkes, 2016
Die Wertschätzung Edith Steins in der römisch-katholischen Kirche ist derart gewachsen, dass nach ihrer Selig- und Heiligsprechung sowie ihrer Ernennung zur Mitpatronin Europas vermehrt Rufe laut werden, sie auch zur Kirchenlehrerin zu erheben. Zugleich schlägt ihrer Persönlichkeit aus jüdischen und protestantischen Kreisen nach wie vor Skepsis, ja Ablehnung entgegen, wobei die Rezeption im Bereich der anglikanischen Kirche eine auffällige Ausnahme bildet. Diese diskrepante Rezeption Edith Steins steht im Widerspruch zu ihrer eigenen Haltung, in der sie Juden und Christen, die nicht der römisch-katholischen Kirche angehörten, begegnete. Anders als das römische Lehramt in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts es vorgab, lag es ihr – wie sie 1938 schreibt – immer sehr fern „zu denken, dass Gottes Barmherzigkeit sich an die Grenzen der sichtbaren Kirche binde“. In leider nicht sehr beachteten Beiträgen haben Sr. M. Amata Neyer OCD u.a. schon in den 70er Jahren auf diese für Steins Zeitgenossen geradezu avantgardistische, aber auch heute noch höchst zukunftsweisende Einstellung hingewiesen. Im Anschluss an Neyers Fazit, dass Stein an der Trennung der Konfessionen litt und doch immer das Einigende sah, möchte ich herausstellen, wie entscheidende Wegbegleiter Edith Steins sie in ihrer das Andere und den Anderen wertschätzenden Perspektive bestärkten. Zudem sollen wesentliche Beiträge Steins zu interkonfessionellen Diskussionen analysiert, bewertet und in ihrer möglichen Relevanz für die innerchristliche und abrahamitische Ökumene diskutiert werden. Auf dieser Grundlage zeigt sich, dass Stein sehr wohl helfen könnte, Gräben und Brüche zwischen Konfessionen und Religionen in konstruktiver Weise zu überbrücken. Letztlich lädt sie selber dazu ein, mit ihr den Schmerz über die Trennung der Glaubenden als einen möglicherweise heilsamen zu verstehen und von ihr zu lernen, wie die Kirche Jesu Christi in versöhnter Verschiedenheit ihren Weg zur sichtbaren Einheit weitergehen könnte.
Edith Stein über die Einzigartigkeit des Menschen
Zusammenfassung In diesem Artikel wird die Analyse des Erlebens nach Edith Stein daraufhin unter-sucht, worin sich die Einzigartigkeit des Menschen zeigt. Durch die Analyse der Erleb-nisse will Edith Stein die Realität der menschlichen Seele begründen, die zentral auch für die Einzigartigkeit des Menschen steht. Die Einzigartigkeit des Menschen zeigt sich in seiner Fähigkeit zur Reflexion, die zur Erkenntnis gehört. Die menschliche Erkenntnis geschieht in der Sprache, die sich von den Signalen der Tiere unterschei-det. Den Tieren fehlt die Möglichkeit der freien Entscheidung. Alle Einzelerlebnisse des Menschen haben eine persönliche Eigenart, dadurch zeigt sich die Einzigartigkeit eines jeden Menschen.
Edith-Stein-Jahrbuch, 2021
Edith Stein und Hedwig Conrad-Martius, ursprünglich Schülerinnen Edmund Husserls, distanzieren sich von ihrem Lehrer angesichts seiner „transzendentalen Wende“. Sie orientieren sich zunehmend an Adolf Reinach, der sich gegen Ende seines Lebens bewusst religionsphilosophisch äußert, und erleben sich in der Zeit nach dem Krieg angefragt durch entschieden gelebtes Christentum. Ungetrennt und unvermischt verlaufen ihre Lebenswege weiter und sehen sich Ende der Zwanzigerjahre, angefangen mit „Sein und Zeit“, konfrontiert mit Martin Heideggers Philosophie, die sie auf je eigene Art diagnostizieren und als mehr oder weniger atheistisch einstufen. Mein Beitrag konzentriert sich deshalb auf die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Erscheinen von Steins „Endliches und Ewiges Sein“. Er beleuchtet die unterschiedlichen und doch immer verbundenen Lebenswege der beiden Phänomenologinnen in diesem Zeitraum. Auf diesem Hintergrund ergründet er die jeweiligen Einstellungen zu gelebtem Christentum und bewusst nicht-metaphysischen philosophischen Entwürfe und stellt heraus, wie Edith Stein und Hedwig Conrad-Martius sich ihnen gegenüber positionieren und darauf reagieren.
Edith Steins Umgang mit Krisen - Phänomenologie, Gemeinschaft und Glaube (2022)
Revista portuguesa de filosofia, 2022
2021 waren es 100 Jahre seit den Monaten in Bergzabern, die in ihre Taufe münden, ihre Wiedergeburt, auf die sie 1936 anlässlich der Taufe ihrer Schwester Rosa dankbar zurückblickt. Zu diesem Zeitpunkt ist Edith Stein Karmelitin in Köln, lebt also dort, wohin sie schon bei der Taufe wollte, auch wenn sie dieses Ziel erst nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erreicht. So fallen zwei Zeiten in unseren Blick, die den Lebensweg Edith Steins prägen. Die eine Krise führt sie 1922 in die Gemeinschaft der römisch-katholischen Kirche, die andere 1933 in die Gemeinschaft des Karmel, und damit immer tiefer hinein in die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Die Schritte, die Edith Stein setzt, erfolgen nicht unter Zwang, sondern ihrer freien Entscheidung, mit aufschlussreichen Parallelen zu Alexandre Koyré und Alfred von Sybel auf der einen Seite sowie Unterschieden zu Martin Heidegger und Hans Lipps auf der anderen. Mitten in Krisenzeiten wagt Edith Stein Neuanfänge ins Ungewisse hinein, aber im Vertrauen darauf zu finden, was – wie ihre Speyerer Biografin Adele Herrmann formuliert – „lebt und bleibt und hält”. Ihre Suche ist individuell, aber die Antwort erfolgt immer in lebendigen Gemeinschaften, die, weil auf Christus fokussiert, solidarisch, belastbar und offen für andere sind. Mein Beitrag widmet sich diesen Erfahrungen Edith Steins und plädiert dafür, sie als entscheidenden Nachlass Edith Steins für einen nachhaltigen Umgang mit den aktuellen gesellschaftlichen Krisen, die immer auch das Individuum betreffen und herausfordern, wertzuschätzen und einzusetzen.
Kreuz-und-quer - Blog der Konrad-Adenauer-Stiftung, 14. September 2022, 2022
Lassen Sie mich zunächst einmal herzlich danken. Mein Dank gilt Ihnen, Frau Dr. Siemieniec, sowie Euch, liebe Agnieska Rybinska und Malgorzata Grzywacz, die mich ermutigt haben, mich zu dieser Konferenz anzumelden, und am Ende auch dafür gestimmt haben, dass ich hier einen kleinen Beitrag leisten darf. Sehr gern wäre ich persönlich nach Breslau gekommen, um die Tage mit Euch und den geschätzten Kolleginnen und Kollegen zu verbringen sowie mich mit Euch über Edith Stein und mit ihr verbundene Ereignisse auszutauschen. Doch hat mich leider der Virus erreicht und meine Planungen durchkreuzt, weswegen ich heute leider nur virtuell bei Euch sein kann. Umso mehr bin ich heute auch Giorgio Coraluppi zum Dank verpflichtet, einem Italiener, der vor einigen Tagen im hohen Alter von 88 Jahren in seiner Wahlheimat Pittsburgh in den Vereinigten Staaten gestorben ist. In den 1970er Jahren entdeckte Coraluppi einen Algorithmus, der es der US-Raumfahrtbehörde NASA ermöglichte, Techniker und Ingenieure für die Planung von Weltraummissionen elektronisch zu verbinden. Damit wurde der Italiener praktisch zum Erfinder, man könnte auch sagen, zum Vater der Videokonferenz. So wäre, hätte Coraluppi den Algorithmus nicht entdeckt, mein Vortrag heute dann ganz ausgefallen und Ihr hättet jetzt schon Gelegenheit zu Kaffee und Keksen, eine halbe Stunde eher als geplant.
Edith Steins intellektueller Weg (Schriften des Forschungsinstitutes der Deutschen Provinz der Karmeliten), 2021
Ausgehend von Adele Herrmanns klassischer Darstellung der Jahre Edith Steins bei den Dominikanerinnen von St. Magdalena etablierte sich im Laufe der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Begriff von Steins „Speyerer Jahren“. So prägnant der Begriff auch schien, zeigte sich doch bald, dass Stein von 1923 bis 1931 in Speyer nicht ihren ausschließlichen Lebenspol hatte, sondern wesentlich auch in Bergzabern, im Austausch mit den Freunden aus dem Schülerkreis Adolf Reinachs, die Herbert Spiegelberg als „Bergzaberner Kreis“ beschreibt. Anders als in Speyer ist Stein hier nicht das „Fräulein Doktor“, das als streng, aber gerecht erlebt wird, und sich vor Ort nur ihrem geistlichen Begleiter Joseph Schwind und seiner kleinen Familie öffnet. Für Theodor Conrad, Hedwig Conrad-Martius, Jean Hering und andere ist sie „Anonyma“, die bei aller Zurückhaltung eben doch eine Freundin unter Freunden ist, die leidenschaftlich diskutiert und für ihre Überzeugung streitet. In diesen Jahren, mit geistigen Lebenspolen sowohl in Speyer als auch in Bergzabern, entwickelt Edith Stein ihre christliche Philosophie, wozu gerade Angela Ales Bello und Christof Betschart überzeugende Darstellungen vorgelegt haben. Mit dem Blick auf einige Grundbegriffe der christlichen Philosophie Edith Steins hat jüngst Tonke Dennbaum diese Untersuchungen ergänzt. Dabei führt er weiter, was Alasdair MacIntytre für Edith Steins Lebensabschnitt von 1913 bis 1922 vorgelegt hat, nämlich aufzuzeigen, inwieweit Edith Steins Arbeiten – wie sie es gegenüber Roman Ingarden am 15. Oktober 1921, also kurz vor ihrer Taufe, formuliert – Niederschläge dessen darstellen, was sie im Leben beschäftigt. Mein Beitrag schließt an diese Untersuchungen an, stützt sich aber über die publizierte Korrespondenz Edith Steins hinaus auf die inzwischen vorliegenden umfassenden Darstellungen ihres Lebens im Brückenschlag von Bergzabern nach Speyer und zurück. Er geht der Frage nach, in welcher Weise das klösterliche, religiös geprägte Leben und der philosophische Austausch im „Phänomenologenheim“ beitrugen zu ihrer Erfahrung, „dass es möglich sei, Wissenschaft als Gottesdienst zu betreiben“ (Brief an Callista Kopf vom 12. Februar 1928), wie sie sich letztlich ergänzten und auswirkten auf die Entwicklung von Edith Steins christlicher Philosophie.
Kampf und Kontemplation - Widerstehen aus Glauben: Edith Stein (2016)
Alfred-Delp-Jahrbuch, 2016
Der Vergleich mit Alfred Delp und seiner Art, aus dem Glauben zu widerstehen, legt natürlich die Frage nahe, in welcher Weise Edith Stein sich zum Nationalsozialismus verhielt. Eine Antwort darauf kannebenso naheliegendnicht den Brief außer Acht lassen, den Stein im April 1933 an Pius XI. richtet und der belegt, wie kritisch und zugleich solidarisch Stein die politischen Vorgänge ihrer Zeit verfolgt. 2 Durch ihre überzeugenden Diagnosen des Zeitgeschehens und geradezu prophetischen Warnungen vor zukünftigen Entwicklungen veranschaulicht er wie kein anderes Dokument Steins Haltung gegenüber menschenverachtenden Ideologien und ihr klares Engagement aus dem Glauben heraus. Woher aber rührt Steins kritische und sensible Einstellung, die sich in diesem Brief manifestiert? Dieser Frage möchte ich im Folgenden ein wenig nachgehen, aber auch ob, und wenn ja, inwiefern, sich bei Stein eine Bipolarität von Kampfim Sinn intellektueller und politischer Auseinandersetzungund Kontemplation zeigt. Dies, so meine ich, kann den Blick dafür schärfen, in welcher Weise Steins Widerstehen aus dem Glauben eben in der Bipolarität von Kampf und Kontemplation zum Ausdruck kommt.
Bildung und Politik bei Edith Stein (2017)
2017
1. Bildung beginnt mit Unzufriedenheit "Bildung beginnt mit Neugierde", so überschreibt der Schweizer Philosoph und Schriftsteller Peter Bieri einen Beitrag, den er zum Ende seiner Lehrtätigkeit an der FU Berlin im August 2007 veröffentlicht 1 . "Man töte in jemandem die Neugierde ab, und man nimmt ihm die Chance, sich zu bilden." Denn der Mensch wolle erfahren, was es in der Welt alles gibt, wissen, was der Fall ist, und zu verstehen, warum es der Fall ist. Bildung in diesem Sinne sei Weltorientierung und bedeute, sich bei der Frage auszukennen, worin Wissen und Verstehen bestehen und wie weit sie reichen: Was für Belege habe ich für meine Überzeugungen? Wie verlässlich sind die Prinzipien, mit denen man von den Belegen zu den Behauptungen kommt, die über sie hinausgehen? Was sind gute Argumente, was ist trügerische Sophisterei? Welche Formen des Verstehens gibt es, und was sind ihre typischen Hindernisse? Es geht darum, zwischen bloß rhetorischen Fassaden und echten Gedanken zu unterscheiden. Zwei Fragen sind leitend: "Was genau heißt das?", und: "Woher wissen wir, dass es so ist?" Was uns diese Fragen geben, ist gedankliche Selbständigkeit. Sie definiert Bildung im Sinne von Aufklärung.