Hegel lese ich auch... (original) (raw)

Hegel (Handbuch Kritische Theorie)

Celikates, Jaeggi & Saar (eds.), Handbuch Kritische Theorie

Die Auseinandersetzung der Frankfurter Schule mit dem Werk G.W.F. Hegels ist für ihre Theoriebildung immer bedeutsam gewesen. Drei Vertreter der ersten Generation verfassten detaillierte Studien zu Hegel: Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse. Die Auseinandersetzung hat sich in den späteren Generationen fortgesetzt, indem Jürgen Habermas, Seyla Benhabib, Axel Honneth und Christoph Menke Hegel textnah interpretiert und für ihre jeweiligen Varianten kritischer Theorie teilweise in Anspruch genommen haben.

Hegel

Philosophie der Weltgeschichte I. Dreischritt von Orient-Antike-Abendland von der Freiheit des Einen über die Freiheit Einiger hin zur Freiheit aller und zur Entfaltung der Vollkommenheit… Hegels Geschichts-Philosophie scheint abstrakt. Sie gehtangeblichüber Leichen. Sie geht aber wirklich über die Leiche der Natur. Das steckt in seiner Logik drin. Hegel hat den Willen, die Energie, das Chaos, das Elementare, das "Weibliche", das "Ewig-Weibliche" ziemlich vergessen. Seine Aufklärung in der Phänomenologie negiert die "sinnliche Gewißheit", aber sie sagt nicht, was diese Sinnlichkeit ist. Den inneren Zusammenhang zwischen Sinnlichkeit und Geist legt er nicht dar. Es gibt zeitgenössische Antipoden zu Hegel: Schelling, Kirkegaard, Schopenhauer, die es sich aber dann im Grunde versagen, Aufklärer zu sein. Sie beschreiten dann nicht mehr den Weg des Mythos zum Logos, sondern sie setzen, wie etwa Schopenhauer, den Willen gegen den Verstand, gegen die Aufklärung. Zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen wird dann und darin dann immer ein Dualismus aufgebaut. Diesen Dualismus verneine ich: Das Unbewußte, Noch-nicht-G/Bewußte, das Vorsprachliche, das Vorbegriffliche, das Bildhafte, das Musikalische, das Emotionale, das Rationale, das Begriffliche, das Bewußte liegen bei mir immer dialektisch ineinander. Ein Entweder-Oder ist nicht. Wer allerding ein Entweder-Oder setzt, wer also Ratio und Vernunft gegen das Irrationale, gegen das Emotionale setzt, wer die Form abstrakt gegen den Inhalt setzt, wer das Männliche, den Begriff, gegen das Weibliche, gegen das Wesen setzt, wer die Natur gegen den Geist setzt, ist nicht recht bei Sinnen, und eigentlich ein Hinterwäldler, ein Romantiker. Das geht dann in Nietzsche hinein und in den Kult des Irrationalismus bei Spengler, teilweise bei Wagner, dann auch bei Goebbels und Hitler.

Anfänge bei Hegel

2008

Die Kasseler Philosophischen Schriften waren ursprünglich eine Reihe der Interdisziplinären Arbeitsgruppe für philosophische Grundlagenprobleme der Universität Kassel, in der von 1981 bis 2004 insgesamt 38 Bände und Hefte erschienen. 2006 wurde die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe für philosophische Grundlagenprobleme nach generellen universitären Umstrukturierungen aufgelöst, obwohl sie ohne Zweifel durch 25 Jahre hindurch das Profil der Universität Kassel mit großen Kongressen, internationalen Symposien, Ringvorlesungen und eben durch ihre Schriftenreihe erfolgreich geprägt hat. Die dadurch verwaisten Kasseler Philosophischen Schriften sollen nun in einer Neuen Folge unter veränderter Herausgeberschaft fortgeführt werden.

Hegel und die Moderne

Hegel-Jahrbuch, 2012

ZusammenfassungVom 15. bis 19. September 2010 fand in Sarajevo (Bosnien und Herzegovina) der XXVIII. Internationale Hegel-Kongress der Internationalen Hegel-Gesellschaft zum Thema „Hegel und die Moderne” statt. Der Band dokumentiert den ersten Teil der dort gehaltenen Plenar- und Sektionsvorträge zu den thematischen Schwerpunkten: Hegels Begriff der Moderne, Subjektivität und Individualität, Staat, Recht und Gesellschaft, Religion sowie Kunst.Mit Beiträgen u.a. von Eduardo Álvarez (Madrid), Samir Arnautovic (Sarajevo), Claudia Bickmann (Köln), Gilles Campagnolo (Aix-en-Provence), Paul Cruysberghs (Leuven), Ingolf Dalferth (Zürich), Giovanno Gerardi (Gorgonzola), Aliki Lavranu (Rethymnon), Yoshihiro Niji (Osaka), Pedro Novelli (São Manuel, Brasilien), Andrzej Przylebski (Poznan), Erzsebet Rózsa (Debrezen), Alberto Siani (Pisa), Pirmin Stekeler-Weithofer (Leipzig) und Violetta Waibl (Wien).

Hegel Und Die Lebensphilosophie Des 20. Jahrhunderts

Hegel-Jahrbuch

Das von Hegel im Jahre 1800 im Frankfurt verfasste »Systemfragment« bleibt ohne Zweifel ein winziges Bruchstück in der Entwicklung seines dialektischen Denkens. Es markiert den Übergang von den religiösen Jugendschriften zu der systematischen, allumfassenden Philosophie des Geistes. Einerseits kulminiert der kurze Text in der Überwindung der Ohnmacht der Reflexion (d. h. des reflektierenden Verstandes) durch die Vereinigung mit Gott im Gebet, d. h. im religiösen Leben. Andererseits fuhrt Hegel hier einen metaphysisch sehr potenten Begriff des Lebens ein, den er bereits in diesem Text mit dem wichtigsten Begriff seiner gesamten Philosophie, d. h. mit dem Begriff des Geistes, gleichstellt. Der Begriff des Lebens verschwindet danach langsam an die Peripherien seines Konzeptes, dem allumfassenden Begriff des Geistes Platz machend. Seine gewaltige Präsenz im Systemfragment von 1800 gibt uns jedoch die Chance, das Hegeische Denken des Lebens mit dem der Lebensphilosophie der Schwelle des 19. und 20. Jahrhunderts zu vergleichen. Denn die Rückkehr dieses von Hegel vernachlässigten Begriffes gibt zu denken. Sie kann sowohl als ein Mangel an dem dialektischen Denken Hegels wie auch als ein Rückfall der deutschen Philosophie in die Vor-Hegelsche Zeit interpretiert werden. Die Aufgabe, die ich mir in diesem kurzen Text stelle, ist eher bescheiden. Nach einer kurzen Skizzierung der Hegeischen Auffassung des Lebens in dem Frankfurter Entwurf aus dem Jahre 1800 möchte ich auf die Parallelen zwischen diesem Projekt und der deutschen Lebensphilosophie der Jahrhundertwende hinweisen. Diese Zeitbegrenzung ist wichtig, denn mit der Lebensphilosophie darf berechtigterweise nicht nur diese Blütezeit dieser Philosophierichtung assoziiert werden. Sie hatte ihre Vorgänger in Schlegel, Schopenhauer oder Nietzsche und ihre ideologisierenden Ausgestaltungen in Oswald Spengler, Ludwig Klages und Theodor Lessing. 1 Sie wird auch-dies soll unterstrichen werden-gegenwärtig fortgesetzt, denn meiner Kenntnis nach bezeichnen sich wenigstens zwei bedeutende deutsche Gegenwartsphilosophen als Vertreter einer erneuten Lebensphilosophie. Gemeint sind hier Volker Gerhardt aus Berlin und der Chemnitzer Philosoph Ferdinand Fellmann. Manche Kritiker zählen auch Hermann Schmitz, den Begründer der sogenannten »neuen Phänomenologie«, zu den Lebensphilosophen, und ich selber bin überzeugt, dass jede philosophische Hermeneutik, die auf eine hermeneutische Philosophie hinaus will, sich ebenfalls als eine Art hermeneutischer Lebensphilosophie bestimmen bzw. positionieren muss. Denn ein wirklich universaler Begriff des Verstehens lässt sich nur in einem modern gedachten Lebensbegriff bzw. in der lebenden und gelebten Wirklichkeit zufriedenstellend verankern. Eben daraus folgt die bahn

Hegel, Anerkennung und das Verhaltnis von Herr und Knecht [Preprint]

Philosophische Rundschau, 2017

Dass Hegel in vielen philosophischen Debatten der Gegenwart en vogue ist, hat auch mit der steilen Karriere zu tun, die der Begriff der Anerkennung während der letzten Jahrzehnte in der Sprachphilosophie, der Philosophie des Geistes, der Sozial-und Politischen Philosophie durchlaufen hat. Denn laut gängiger Einschätzung war es Hegel, der mit dem Verhältnis von »Herr und Knecht« und der sich daraus entspinnenden Anerkennungsbewegung die Grundlagen für die anerkennungstheoretischen Debatten von heute gelegt hat. Dieses Hegelbild ist Grund genug, einen genaueren Blick auf die neuste Hegel-Forschung zu werfen und zu fragen, wie es um die philosophische Bedeutsamkeit des Begriffs der Anerkennung, die mit ihm verknüpften Gestalten von Herr und Knecht und den vermeintlichen Status Hegels als eines Anerkennungsphilosophen steht. Es sind diese Fragen, die wir bei der Besprechung von insgesamt fünf aktuellen Monographien in den Mittelpunkt rücken. Die Wahl des Leitthemas führt unweigerlich dazu, dass bestimmte Aspekte der besprochenen Werke stärker in den Fokus geraten als andere, manche sogar gänzlich unbeleuchtet bleiben. Wie überall gilt auch hier die Hegel'sche Einsicht: Wer überhaupt etwas will, muss sich zu beschränken wissen -und wer sich beschränkt, schließt etwas aus. 1 1 Vgl. G. W. F. HEGEL: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften I (= Enz I), Theorie-Werksausgabe (= TWA) Bd. 8, hg. v. Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Frankfurt a. M. 1986, § 80 Z.

Warum Hegel den Hl. Anselm bewunderte. Eine Revision

Archa Verbi , 2005

Vor fünf Jahren veröffentlichte ich einen Ausatz zum selben Thema, in den sich einige Ungenauigkeiten eingeschlichen hatten, weshalb ich ihn heute für korrekturbedürftig erachte 1 . Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich damals viele der Gründe für die Bewunderung Hegels für Anselm von Canterbury nicht hinreichend verstanden hatte. Ich nehme jetzt die sich mir bietende Gelegenheit wahr, um das Thema wiederaufzunehmen und einige der damaligen Ansichten zu revidieren. Der sonstige Inhalt der Theologie ist nur der, welcher in der Vorstellung, Religion ist (III, 151). Der Begriff Religion wird verstanden als "das Wissen vom Lehrbegriff […] als Wissenschaft" (III, 151). Dieses Wissen vom Lehrbegriff, der den grundlegenden Inhalt der Theologie darstellt, wenn er wissenschaftlich analysiert wird, ist allen Personen gemeinsam; dem Bauern ebenso wie dem Intellektuellen. (Es wäre interessant, die Meinung Hegels zum Ursprung oder der Entstehung eines solchen Wissens kennenzulernen, das er hier nicht erläutert: man müsste andere seiner Werke zu Rate ziehen). Unter der Voraussetzung, dass die Religion der Gegenstand der Theologie ist, scheint sich die dritte Prämisse, epistemologischer Natur wie die zweite, gegen die Ansichten seines Kollegen Friedrich Ernst Schleiermacher zu richten: Das Andere, wodurch sie [die Theologie] Wissenschaft seyn soll, ist [für Hegel] der äussere, geschichtliche Inhalt, das Kritische […] (III, 151).