Moscheen in Transformation. Profane Inszenierung in zeitgenössischen islamischen Sakralbauten (original) (raw)

Tradition und Transformation | Moscheen im Wandel

negar hakim, marina döring-williams (hrsg.): transformation tradition. moscheen im wandel (booklet zur ausstellung – in kooperation mit student*innen der tu wien), 2019

Tradition und Transformation. Moscheen im Wandel . . . Inwiefern kann Sakralarchitektur in die Moderne transformiert werden, ohne dabei das Bewusstsein für Tradition zu verleugnen? Oder ist es an der Zeit, traditionelle Ansätze zu brechen, um vermeintlich mit der Zeit zu gehen? Was braucht eine Moschee, ob traditionell oder modern, tatsächlich, um als andächtiger Art verstanden werden zu können? Im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung wurden 24 ausgewählte Moscheen aus vier Kontinenten in Hinblick auf Raum, Architektur, Konstruktion und Nutzungspotenzialen analysiert und kritisch beleuchtet. Wie gehen die Architekten mit der Frage der Transformierung der Tradition um? Setzen Sie neue Maßstäbe, die den "Ort des Niederwerfens" in das 21. Jahrhundert katapultieren?

Buch Tradition Transformation, Moscheen im Wandel

IVA-ICRA. Institut für vergleichende Architekturforschung, 2019

Tradition und Transformation, Moscheen im Wandel Wie haben die Sakralbauten des Islam - Gebäude, deren Name “Moschee” im Arabischen schlicht „Ort des Niederwerfens“ bedeutet - auszusehen? Diese zentrale Frage stellte sich bereits bei der Etablierung der Religion, nun gewinnt sie im Zeitalter der kulturellen Globalisierung nicht nur wieder zunehmend an Bedeutung, sondern führt gleichzeitig zu komplex angelegten Diskussionen. Die Auseinandersetzung sowohl mit der “sakralen” architektonischen Form als auch mit den Konsequenzen, die die neuen Moscheen als Assoziationsträger mit sich bringen, ist heute nicht nur in den islamischen Ländern, sondern auch in der Diaspora zu einer großen Herausforderung geworden. Mit dieser sehen sich die Architektinnen und Architekten nun konfrontiert, sie müssen in Raum und Architektur umgesetzte Neunterpretationen tradierter Vorstellungen liefern und mit ihren Konzepten auf den Wandel in Gesellschaft und Religionsverständnis reagieren.

Die Kanonisierung des westislamischen Sakralbaus

2006

Kanonisierung des westislamischen Sakralbaus 756 liess sich der aus Syrien geflohene Umaiyade Abd ar-Rahman I. zum Emir von al-Andalus proklamieren und begründete das ‚goldene Zeitalter' des spanischen Islam (1). Vom abbasidischen Kalifat Bagdads politisch weitgehend unabhängig, entsteht an der Peripherie der damaligen islamischen Welt ein westumaiyadisches Machtzentrum. Die von den Abbasiden 750 gestürzte syrische Dynastie wird weit weg von ihrer Heimat rehabilitiert (2). Hauptstadt des neuen Reiches wird Córdoba. Hier lässt Abd ar-Rahman I. um 785, rund dreissig Jahre nach seinem Machtantritt, die damalige Moschee durch einen Neubau ersetzen (3). Mit ihrer über zweihundertjährigen Baugeschichte ist die Cordobeser Hauptmoschee unbestrittenes Hauptwerk der westislamischen Architektur. Als erster und sicherlich wichtigster Grossbau von al-Andalus dokumentiert sie die Bedeutung der Stadt als mittelalterliche Kulturmetropole und ab 929 Sitz des westumaiyadischen Kalifats (4). Zur Terminologie Bevor wir uns der Cordobeser Moschee und ihrer etapenreichen Baugeschichte zuwenden, sind einige allgemeine Bemerkungen zu machen. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, der Frage nach der Kanonisierung des westislamischen Sakralbaus nachzugehen. Dabei will Kanonisierung nach griechischen kanōnízein als "in den Kanon aufnehmen" verstanden werden. Das griechische Kanōn wiederum kann als "Regel, Vorschrift, Gesetz aber auch Muster, Vorbild und Norm" übersetzt werden (5). Eine Reihe von Motiven bestimmen den Typus und die charakteristischen Merkmale einer Moschee. An erster Stelle sind dies der Grund-und Aufriss, die Anlage des Hofes, die verwendeten Baumaterialien, das Dekorprogramm oder das Vorhandensein bzw. Fehlen eines Minaretts. Wichtigstes Element eines islamischen Betsaals ist seit der umaiyadischen Erneuerung der Grossen Moschee von Medina um 705 die Gebetsnische, der sogenannte Mihrab (6). Ihm kommt nicht nur die grösste liturgische Bedeutung zu, ihm wird auch die kostbarste Ausstattung zuteil. Hier werden die architektonischen Anstrengungen gebündelt, hier überschneiden

Die Madrasa Mir-i Arab: Architektur und Repräsentation in Buchara unter Ubaydallah b. Mahmud Sultan (Bamberger Orientstudien Bd. 1, hrsg. von Lale Behzadi, Bamberg 2014)

"…wir werden den Platz für die Tempel im nobelsten und berühmtesten Teil der Stadt finden, fern von ehrlosen Orten und auf einem schönen und schmuckreichen Platz, in den viele Straßen münden, von denen her der Tempel in all seinen Teilen und in seiner Würde gesehen werden kann, was bei jeglichem Betrachter Frömmigkeit und Bewunderung weckt. Wenn es in der Stadt Hügel gibt, dann wird man deren höchsten Platz wählen. Aber wenn es solche hoch gelegenen Plätze nicht gibt, dann wird man die Plattform des Tempels so hoch über die Stadt legen, wie das angemessen erscheint, und man wird zu ihm über Stufen aufsteigen, denn solch ein Aufstieg wird der Frömmigkeit und der Majestät (des Tempels) dienlich sein. Die Fronten des Tempels soll man so einrichten, dass sie auf den größten Teil der Stadt blicken, damit sichtbar wird, dass die Religion zum Wächter und Beschützer der Bürger eingesetzt ist." 1

Qasr al Mschatta. Ein frühislamischer Palast in Jordanien und Berlin

Qasr al Mschatta. Ein frühislamischer Palast in Jordanien und Berlin, 2016

Der im 8. Jahrhundert unter dem Umayyaden Walid II. begonnene Wüstenpalast Qasr al-Mschatta zählt zu den Höhepunkten und Schlüsselwerken der früh-islamischen Architektur. Seitdem die prachtvoll dekorierte Hauptfassade im Jahr 1903 als Geschenk in das heutige Museum für Islamische Kunst im Berliner Pergamonmuseum kam, hat der Bau immer wieder kontroverse Diskussionen zu Datierung und Deutung aufgeworfen. Das vorliegende zweibändige Werk greift diese Debatte noch einmal auf und zeigt mit allen der modernen Bauforschung zur Verfügung stehenden Methoden, dass die Anlage entgegen der herrschenden Meinung nicht als Ruine liegen blieb, sondern in abbasidischer Zeit in Teilen aufwendig ausgebaut und genutzt wurde. Durch archäologische Grabungen konnte der geplante Grundriss geklärt werden. Die detaillierte Analyse des Baubestands führte zu einer virtuellen Rekonstruktion des niemals ausgeführten ursprünglichen Bauplans von Walid II. Ausführliche kunsthistorische Untersuchungen beschreiben und deuten erstmals im Zusammenhang die Hauptfassade ebenso wie die bisher nur unvollständig vorgelegte plastische Ausstattung des Palastes. Hinsichtlich der geplanten Neuaufstellung der Fassade im Nordflügel des Pergamonmuseums wird auch die Museumsgeschichte diskutiert. Nicht zuletzt beschreibt die Publikation die umfangreichen Restaurierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen, welche die Ruine für Besucher wieder erschließen. Während der erste Band zunächst eine Baubeschreibung vornimmt, die Forschungslage vorstellt und sich mit Bauvorgang, -technik und -ausstattung sowie Bauornamentik und -forschung auseinandersetzt und den Palast hinsichtlich Datierung, typologischer Einordnung und musealem Werdegang untersucht, liefert der zweite Band einen detaillierten Katalog der Skulpturen und Inschriften, der Bauornamentik und der archäologischen Sondagen.

Hagia Sophia: Das neue Denkmal des politischen Islams

Tichys Einblick, 2020

Die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee ist viel mehr Als ein Akt der Selbstinszenierung oder eine Ablenkungsmanöver von Erdogan, der eine fundamentalistische Religiosität vertritt. Die Hagia Sophia kann als ein neues Denkmal des politischen Islams und als anti-israelische Botschaft gedeutet werden.