Sammelrezension zu COVID-19 (original) (raw)
Die erschreckenden Infos und Bilder zur Überbelastung von Intensivstationen und Krematorien in der Lombardei, die Erfahrung der ab Mitte März durchgeführten bisher präzedenzlosen Lock-Down-Maßnahmen und die Erwartung unabsehbarer ökonomischer Kosten haben recht früh zu vielen Stellungnahmen und Publikationen zu den voraussichtlichen gesellschaftlichen Folgen der Pandemie geführt. Michael Volkmer und Karin Werner aus der Programmleitung des Bielefelder transcript-Verlags legten bereits am 21.7.2020 einen umfangreichen Band mit 40 Beiträgen aus den verschiedensten Sozial-und Kulturwissenschaften vor; dem folgte wenig später-am 15.9.2020-ein zweiter Band zu diesem Themenbereich, der von Professoren am Freiburg Institute for Advanced Studies (Bernd Kortmann, Anglistische Linguistik; Günther G. Schulze, Volkswirtschaftslehre) herausgegeben wurde und 32 Beiträge aus einem noch breiteren Themenspektrum enthält (u.a. stärkerer Einbezug von Medizin, Natur-und Rechtswissenschaften). Aus heutiger Sicht (Oktober 2021) erscheint es mutig, zu einem so frühen Zeitpunkt Aussagen über die Welt "jenseits von Corona" bzw. über "Perspektiven für die Zukunft" machen zu wollen-inzwischen haben wir mehr als ein weiteres Jahr Corona erlebt, kein Ende ist in Sicht und neue Fragen sind in den Vordergrund getreten (etwa: Rolle der USA nach der Wahl Bidens). Dies bedeutet keineswegs, dass die beiden vorgelegten Bände inzwischen überholt sind. Sie dokumentieren die Reaktionen aus vielfältigen Lebensbereichen und wissenschaftlichen Disziplinen auf eine Krise, die innerhalb kürzester Zeit tief in das Alltagsleben von Menschen in vielen Teilen der Welt eingegriff en und off enbar zentrale wirtschaftliche und soziale Systemzusammenhänge in Frage gestellt hat. "Ein Großteil des sozialen Lebens wird stillgelegt" (Stichweh: [1], 201) und: "Einen solchen Neustart aller Funktionssysteme hat es in der Geschichte der Moderne (Ausnahme vielleicht die beiden Weltkriege) so noch nicht gegeben" (ebd.: 203). Die Herausgeber des ersten Bandes sprechen in der Einleitung von einer "Unordnung in der ‚Corona-Gesellschaft'", wobei "die Gleichzeitigkeit sehr unterschiedlicher De-Normalisierungen der Gesellschaftsordnung vor Corona … noch unabsehbare Langzeitfolgen" haben könnte. (Volkmer & Werner: [1], 13). Dies verweist auf die in einer Reihe von Beiträgen vertretenen These, dass die Krise Ausdruck eines Scheiterns grundlegender Entwicklungen der modernen Welt darstellt und damit die
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Mehr als ein halbes Jahrhundert ist seit dem Erscheinen von Kenneth Waltz' Man, the State and War vergangen. Bis heute rekurriert die Kriegsursachenforschung überwiegend auf das darin entwickelte Klassifikationsschema: Erklärende Variablen werden (1) der Ebene des Individuums, (2) des Staates/der Gesellschaft oder (3) des internationalen Systems zugeordnet. Kein anderes Klassifikationsschema verschafft mit ähnlich einfachen Mittel so viel Orientierung im Dickicht der Erklärungsangebote. In der Forschungspraxis ist die Separierung in drei "Schubladen" hingegen von Nachteil. Das wird inzwischen immer deutlicher. Man kann sowohl den Band von Levy und Thompson als auch die Monographie von Vasquez als Auseinandersetzung mit dieser Herausforderung lesen -einmal in Form einer Rekapitulation und Diagnose, das andere Mal als Synthesevorschlag. Causes of War von Jack S. Levy und William R. Thompson bietet in erster Linie ein fundiertes und doch ausgesprochen gut lesbares Resümee des aktuellen ZfAS bei facebook: www.facebook.com/zfas.de 2
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