Serbische Volkslyrik in Griechischen Periodika (original) (raw)

Nicht ganz zufällig bilden die beiden Autoren Herder und Handke die weite historisch-zeitliche Klammer des ganzen Buchs. Was in Herders Volksliedsammlung 1778 noch durch den anonymisierten Übersetzer der "Hasanaginica" einsetzt, findet über zweihundert Jahre später seinen vorläufigen Abschluss. Erst aus einer historischen Gesamtsicht können zunächst verstörende Reaktionsmuster auf die postjugoslawischen Kriege wie bei Handke richtig eingeordnet werden. Dass die deutschsprachige Literatur im Unterschied zu anderen Literaturen verspätet auf die postjugoslawischen Kriege reagiert, ist zum einen auf die durch Handke ausgelöste Polemik zurückzuführen, zum anderen auf den ›historischen Ballast‹ der einstigen machtpolitischen Verstrickung Österreich-Ungarns (besonders akut zwischen der Verwaltung der osmanischen Provinz Bosnien und Herzegowina seit dem Berliner Kongress 1878 und dem Untergang der Vielvölkermonarchie 1918) und Deutschlands (insbesondere durch die Besetzung großer Teile des Königreichs Jugoslawien von 1941 bis 1945). Die Involvierung des deutschsprachigen Raums ist somit mindestens doppelter – einerseits kulturpolitischer (prä)nationaler, andererseits machtpolitischer (post)-imperialer – Natur.