Die Revolution und der Revolutionär (original) (raw)
Die Revolution ist kein festes, kein statisches Ding-Element-Wesen. Sondern die Revolution selber ist das Produkt historischer, ökonomischer, sozialer, Entwicklungen. Die Revolution also bildet sich, genauso wie sich darin das Bewußtsein bildet: der Revolutionär also ist selber Teil und Moment dieser historisch-dialektischen Bildung und Entwicklung. Weder der objektive Part der Revolution, also weder die "Verhältnisse" sind einfach "da", sondern sie sind, wie alles im Leben und wie alles in der Geschichte, Momente des Werdens. In der Revolution wird etwas auf seinen Punkt gebracht: das, was latent immer schon da ist, formiert sich zu einer offenen Aktualität und Totalität. An diesem Punkt, dem Knotenpunkt der Geschichte, entsteht dann die reale Verlaufsform der Revolution. Die Partei, die Organisation, welcher Art auch immer, also das subjektive Moment der Revolution, das Bewußtsein dazu, also alle diesen "subjektiven" Momente und Elemente der Revolution entstehen gleichfalls erst im Laufe der historisch-dialektischen Entwicklung: eine Partei Neuen Typs, wie bei Lenin, braucht es nicht. Die Avantgarde ist Avantgarde, aber sie es im gleichen Sinne, wie dies avantgardistische Element je im subjektiven Bewußtsein des Arbeiters, den Menschen sich bildet und äußert. Die Avantgarde also ist keine abgehobene Partei und Disziplin, sondern eine je immanente selber des historisch-dialektischen Prozesses. Das subjektive Bewußtsein ist darin unumwunden kompatibel mit dem ebenfalls subjektiven Bewußtsein einer Partei oder einer Gewerkschaft oder einer sonstigen Institution: niemand hat die "Wahrheit" mit dem Löffel gefressen. Sondern in allem Bewußtsein bildet sich immer erst die Wahrheit. Die Partei selber, die Organisation ist kein Selbst-Zweck, kein Ding an sich, sondern ist Ausdruck selber der historisch-dialektischen Entwicklungen. Kein Wissen dieser Welt ist einfach "da." Nichts ist einfach ontologisch gegeben: evident. Sondern alles, was ist, im Sein wie im Geiste, ist Produkt einer langen Kette von Entwicklung. Der alte Dissens bei Lenin, aus "Was tun", entfällt hier: weil sowohl das Bewußtsein der Partei als auch das Bewußtsein des Arbeiters, des Menschen Produkte und Elemente sind des je immanenten Werdens, der je immanenten Bildung. Die Geschichte selber trägt diese Elemente als Potenzen je in sich: wenn sie sich zu Formen bilden, können sie aktiviert und realisiert werden. Dabei aber ist immer entscheidend, daß diese Potenzen im Geiste sich bilden: denn nur das, was im Geiste, was im subjektiven Geiste sich bildet, kann in den Bereich des Tuns, der Realisation und in den Bereich der Wirklichkeit übergehen. Was nicht gedacht wird, kann auch nicht gemacht werden. Wenn aber etwas gedacht wird, kann es auch gemacht werden. Deshalb gibt es hier im Bereich der Revolution nichts und niemanden, der "immer Recht" hat!