Zur Soziologie der Software (original) (raw)

Software als Mathesis universalis der Lebenswelt? Zur begrifflichen Fassung der softwareförmigen Technisierung der Lebenswelt

Eine wissenschaftliche Perspektive, die in der Neuzeit entwickelt wurde, behan-delt die »›Natur‹ als mathematische Mannigfaltigkeit« (Luckmann 2007: 38), von da aus können Menschen »als voll durchkonstruierte Maschinenwesen« betrachtet und berechnet werden. Vor diesem Hintergrund wurde die Idee einer »mathesis univer-salis«, eines formalisierten Logikkalküls entworfen, mit dem sich Natur, Mensch und Gesellschaft berechnen lassen. Auch wenn diese Perspektive inzwischen deutlich an Bedeutung verloren hat, scheinen gegenwärtige Lebenswelten über ihre software-basierte Technisierung mehr und mehr Logikkalküle in Abläufe und Prozesse zu integrieren. Software als »Everyware« (Kitchin und Dodge 2011) grundiert mehr und mehr lebensweltliche Interaktionen und Kommunikationen. In dem projektierten Vortrag möchte ich jedoch nicht die kulturkritische Frage stellen, ob aktuell Lebenswelten formalisierten Logikkalkülen unterworfen werden, sondern stattdessen danach fragen, wie die digitale Technisierung der Lebenswelt begrifflich-theoretisch gefasst werden kann. Oder: Wie ist das Konzept der Lebens-welt zu ändern, wenn diese Einbettung der Technik in die Lebenswelt (oder die Einbettung der Lebenswelt in Technik?) begrifflich gefasst werden soll. In einem ersten Schritt werde ich dafür kurz das Verhältnis von Lebenswelt und Technik bei Husserl und Schütz entwickeln, in einem zweiten Schritt werde ich die softwareför-mige Technisierung skizzieren und schließlich in einem dritten Schritt auf der Basis des Erfahrungs-und des Sinnbegriffs einige für eine phänomenologische Analyse relevante Dimensionen skizzieren. Der Lebensweltbegriff bei Husserl und Schütz Der Lebensweltbegriff, wie er von Edmund Husserl entwickelt wurde, war nicht da-für konzipiert, die Beschreibung alltäglicher Lebenswelten zu leisten, sondern diente vor allem als kritischer Gegenpol zur Beschreibung neuzeitlicher Wissenschaft. Ent-sprechend sieht er die Leibnizsche Konzeption der »mathesis universalis« als ein Instrument der Physik zur logischen Durchdringung und Beherrschung der quantifi-zierten Natur (vgl. Husserl 1962, 47). Damit liegt für ihn eine Form der »Techni-sierung mit dem sich zeitweise ganz Verlieren in ein bloß technisches Denken« vor

Zur Lage der Soziologie

Soziologie an deutschen Universitäten: Gestern — Heute — Morgen, 2006

Ziel dieses Artikels ist es, ein Konzept für die Integration der EDV in die Ausbil dung in empirischen, statistischen Methoden zu entwickeln. Zu diesem Zweck wird zunächst der Stand der Ent wicklung sozialwissenschaftlicher EDV im Bereich der Datenanalyse gekennzeichnet und auf einige Probleme hinge wiesen (Teil 1) sowie eine Darstellung der derzeitigen Situation in der Lehre gegeben (Teil 2). Auf dieser Basis wird die Übernahme eines statistischen Programmpaketes in die Grundausbildung in Empirie/Statistik vorgeschla gen, der eine Spezialisierung in einem weiterführenden Kurs zu statistischen Programmpaketen folgt (Teil 3). "D on't give him a program, he might use it wrong" (Dixon, 1975: 567) 1 Alle erwähnten empirischen Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Freie Universität Berlin.

Im Zweifel für den Soziologen

Untertitel Eine Ethnographie des Conseil d'Etat Autor(en) Bruno Latour Land Deutschland Erschienen Konstanz 2016: Konstanz University Press Umfang 348 S. Preis EUR 29,90 ISBN 978-3-86253-054-0 Beschreibung Aus dem Französischen übersetzt von Claudia Brede-Konersmann. Titel Wissen, wie Recht ist Untertitel Bruno Latours empirische Philosophie einer Existenzweise Autor(en) Marcus Twellmann (Hg.) Land Deutschland Erschienen Konstanz 2016: Konstanz University Press Umfang 225 S.

Soziologie und Kritik

2013

Wie lasst sich der Anspruch der Soziologie, eine kritische Wissenschaft zu sein, einlosen? Der Beitrag bietet erst eine Rekonstruktion der Entwicklung der Tragerschaft und der Domane von Kritik im Zuge der Entwicklung des Weltbildes der Moderne. Eine entscheidende Konsequenz davon ist die Unterscheidung von Sein und Sollen. Dann werden unterschiedliche Ansatze diskutiert, in denen es um Verbindungen zwischen Sein und Sollen in kritischer Absicht geht. Gegen solche Versuche lautet das zentrale Argument des Artikels, dass der Anspruch, Kritik der Gesellschaft mit soziologischen Mitteln zu betreiben, nicht durch die Konfrontation der Realitat mit normativ aufgeladenen Masstaben, sondern nur uber den Umweg einer Soziologie der Kritik realisiert werden kann. Dazu muss sich die Soziologie auf die Analyse der institutionellen Bedingungen fur Kritik als gesellschaftliche Praxis konzentrieren. How can Sociology keep its claim to be a critical science? The article starts with offering a recon...

Soziologie der Universität

In diesem Kapitel werden soziologische Perspektiven und Forschungsergebnisse zu Universitäten vorgestellt. Universitäten sind dabei von zentraler Bedeutung für moderne Gesellschaften, weil in ihnen einerseits neue wissenschaftliche Erkenntnisse produziert werden und andererseits dieses Wissen an Studierende vermittelt und damit in die Gesellschaft transferiert wird. Das war nicht immer so, lange Zeit waren Universitäten vor allem Lehranstalten zur Ausbildung von Priestern, Medizinern und später auch Staatsdienern und Lehrern. Diese Ausrichtung ändert sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts mit der allmählichen Durchsetzung der modernen Forschungsuniversität, deren Konzeption nicht nur in Deutschland, sondern weltweit eng mit dem Namen Wilhelm von Humboldt verknüpft ist (Paletschek 2002). Mit dem Begriff der Universität werden damit historisch gesehen Einheiten bezeichnet, die zwar einige Gemeinsamkeiten aufweisen, sich aber auch stark unterscheiden können. Diese Gleichzeitigkeit von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zeigt sich bis heute nicht zuletzt im internationalen Vergleich. Als eine geeignete Minimaldefinition erweist sich die Gemeinsamkeit, dass in modernen Universitäten Wissensvermittlung in einer Vielzahl von Fächern stattfindet, und dass sie Raum für unterschiedliche Arten der Forschung bieten. Universitäten sind also keine Spezialschulen und sie beschränken sich auch nicht auf bestimmte Forschungsarten. Sowohl die in den Universitäten vertretenen Wissensgebiete wie auch ihre Bildungszertifikate sind nahezu überall auf der Welt äußerst ähnlich (Frank & Meyer 2020). Eine begriffliche Differenzierung ist insbesondere in zwei Hinsichten sinnvoll. Erstens werden Universitäten, Fach-und Spezialhochschulen sowie Colleges international oft unter die Kategorie higher education institutions subsumiert. Zweitens hatte sich in den 1970er Jahren in Deutschland die Bezeichnung "Hochschulen" verbreitet und mit ihm die hochschulpolitische Ansicht, dass Einrichtungen mit weniger Forschungsbezug und angewandten Studienprogrammen sich zwar von Universitäten unterscheiden, aber in mancher Hinsicht mit ihnen vergleichbar sind. Wir differenzieren in diesem Kapitel entsprechend zwischen Universitäten im engeren Sinn und Hochschulen im weiteren Sinn (inkl. Fach-und Spezialhochschulen, Colleges etc.), legen den Schwerpunkt aber auf erstere. Organisationen mit dem Anspruch einer solchen generalisierten Ausrichtung der Wissenserzeugung und Wissensvermittlung finden sich mittlerweile weltweit.

Eine Bewertungssoziologie des Digitalen

Dieser Sammelband argumentiert für eine Kombination von Bewertungssoziologie und digitaler Soziologie. In der Einleitung arbeiten wir wesentliche Literatur aus beiden Feldern auf und plädieren für einen experimentalistischen Zugang zum Thema (im Anschluss an Noortje Marres). Hier gehen wir zudem auf die Struktur des Buchs und den Mehrwert der einzelnen Beiträge ein. Das Buch gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil behandelt grundlegende methodologische Probleme. Dazu werden unterschiedliche Fallbeispiele (von Airbnb bis Spotify) diskutiert, in denen es jeweils um Infrastrukturen und ihre Grenzen geht. Im zweiten Teil steht noch stärker das Leben im Digitalen im Zentrum. Die Beiträge widmen sich dabei insbesondere der Neubewertung von Privatheit. [preprint]

Für eine Soziologie des Kinos

Signorelli Heise T., Tudor A. (2020) F Geimer A., Heinze C., Winter R. (eds) Handbuch Filmsoziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10947-9\_104-1, 2021