Gerechte Kriege, ungerechte Feinde — Die Theorie des gerechten Krieges und ihre moralischen Implikationen (original) (raw)

2009, VS Verlag für Sozialwissenschaften eBooks

Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken. Und wie das Gras nach dem Regen aus der Erde bricht, so ist mein Haus fest bei Gott; denn er hat mir einen ewigen Bund gesetzt, in allem wohl geordnet und gesichert. All mein Heil und all mein Begehren wird er gedeihen lassen. Aber die nichtswürdigen Leute sind allesamt wie verwehrte Disteln, die man nicht mit der Hand fassen kann; sondern wer sie angreifen will, muss Eisen und Spieß in der Hand haben; sie werden mit Feuer verbrannt an ihrer Stätte. 2. Samuel 23 Einleitung Gerade in Kriegszeiten ist die diskursive Auseinandersetzung über Fragen der Moral ein sinnvolles Unterfangen. Sie zeigt, dass der Krieg nicht als moralfreier Raum menschlichen Handelns betrachtet werden kann. Vielmehr ist er, wie Michael Walzer in Gibt es den gerechten Krieg? ausführt, die härteste Bewährungsprobe für unsere moralischen Anschauungen (vgl. Walzer 1982: 17). Ein Blick in die Ideengeschichte belegt denn auch, dass die Realität des Krieges seit altersher Gegenstand moralischer Auseinandersetzungen gewesen ist. Geführt wurden diese Auseinandersetzungen nicht nur über die Frage nach der Gerechtigkeit der Kriegsgründe, sondern auch darüber, wie die zerstörerischen Auswirkungen des Krieges auf Mensch und Güter zu mildern sind. Überall dort, wo Kriege nicht mehr zu einem Vernichtungskrieg ausarteten und der Kriegsgegner als politisch gleichrangig anerkannt wurde, entstanden Regeln mit dem Ziel, dem Gewaltgebrauch Grenzen zu setzen. Solche Regeln finden sich in allen Kulturkreisen. Die Auseinandersetzung mit der moralischen Dimension des Krieges erfolgte dabei nicht selten im Rahmen einer historischen Darstellung vergangener Kriege, vor deren Hintergrund Kampfmittel und-methoden der Kriegsparteien auf ihre moralische Zulässigkeit hin beurteilt und entsprechende Empfehlungen