Preußischer Pomp : Zeremoniellnutzung und Ruhmbegriff Friedrichs des Großen im Berliner "Carousel" von 1750 (original) (raw)

Der Beitrag hinterfragt das Bild Friedrichs II. als eines besonders zeremoniellfeindlichen Monarchen, indem er mit dem Berliner "Carousel" von 1750 das größte höfische Fest in Preußen zwischen der Regierung Friedrichs I. und den romantisierenden Feiern unter Friedrich Wilhelm IV. untersucht. Die hierin deutlich werdende Verbindung von militärischem und höfischem Pomp wird als spezifische Zeremoniellgestaltung Friedrichs II. gelesen. Erstens präsentierte der kinderlose Monarch in der außenpolitischen Krisensituation des Jahres 1750 der höfischen Öffentlichkeit die zahlreichen Nachkommen seiner Dynastie. Zweitens suchte er sich nach der internationalen Anerkennung seiner schlesischen Eroberung in eine Reihe mit den großen, militärisch erfolgreichen wie zivilisationsprägenden Herrschern der Weltgeschichte (voran Ludwig XIV.) zu stellen. Sein durch Voltaire geprägter Begriff historischer Größe zeigt, dass seine Funktionalisierung von Zeremoniell vor allem von seinem über die französische Literatur vermittelten Ruhmbegriff bestimmt war. Friedrichs zeremonielle Selbstdarstellung zielte somit nicht allein auf die zeitgenössische höfische Öffentlichkeit, sondern auch auf die dauerhafte Sicherung seines Ranges in der Geschichte. Einleitung <1> Am Beginn dieses Beitrags soll eine Zitatfolge aus einer Festbeschreibung stehen: "[Das] Schloß [kann] man einen Zauber-Pallast heissen. Das Gold, der Marmor, und die Gemälde kämpfen miteinander in der Schönheit und der Pracht. ....[Alles ist] so wol angelegt und dergestallt ausgeführet, daß es von nichts übertroffen werden kann." Zu einem Diner in Schloss Monbijou, das von 1.000 Lampen beleuchtet wurde, speiste man von einem "goldenen Service ..., das der König bei seiner Gelangung auf den Thron verfertigen ließ und welches wegen der schönen Arbeit, eben so schäzbar ist, als wegen des Werths der Materie." Die am Abend gegebene Oper bestach durch "ausnehmende Stimmen", "reiche Kleidungen und prächtigste Auszierungen". Die Feuerwerke schließlich bestanden aus "einer unendlichen Menge von Raquetten, von Girandolen, von Lancen, von Gerben und von Feux Gregrois; welches eine solche Wirkung that, daß es schien, als ob der Himmel, die Erde und das Wasser ganz in Feuer gerathen wären." Kein Wunder also, dass der Hof "vollkommen vergnügt [war] über das, was er allda gesehen hatte und allerseits mit Bewunderung eingenommen, so wol über die Verschiedenheit der Lustbarkeiten, als auch über die Artigkeit, Ordnung und Pracht, welche dabei auf einmal geherrscht hatten." 1