„Todeskampf im Klassenzimmer″ (original) (raw)
1981 sind die Vorstellungen in der Wiener Urania ausverkauft, als Der Film Der Schüler Gerber von Regisseur Wolfgang Glück in die Kinos kommt. Die Handlung spielt vor dem Hintergrund des 1930 erschienenen Erfolgsromans Der Schüler Gerber hat absolviert von Friedrich Torberg, der selbst zweimal zur Matura antreten musste. Dieses autobiographische Moment und seine Entrüstung über das schon damals weit verbreitete Phänomen des Schülerselbstmords mündeten in die Schilderung der willkürlichen Machtausübung im Klassenzimmer (. Abb. 19.1, Filmplakat). »Werksgetreu« ist das treffende Attribut für die filmische Umsetzung Glücks, der sich zunächst mit Literaturverfilmungen einen Namen gemacht und wiederholt filmisch autoritäre Machtstrukturen festgehalten hat. Der Film Der Schüler Gerber wartet vor und hinter der Kamera mit einer prominenten Namensliste auf. Gabriel Barylli und die leider schon verstorbene Doris Mayer machen sich später einen Namen als Bestsellerautoren, Kameramann Xaver Schwarzenberger fällt bald als Regisseur auf und der ebenfalls schon verstorbene Werner Kreindl, der den sadistischen Professor Kupfer mimt, wird beim Deutschen Bundesfilmpreis mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Und nicht zuletzt findet sich Schuberts Andantino, am Klavier interpretiert von Alfred Brendel, fast in der Hitparade wieder (Reichhold 2018, S. 188-189). Handlung Der Schüler Kurt Gerber tritt nach den Ferien das letzte Schuljahr vor der Matura an. Überrascht wird er dabei von dem Umstand, dass der von allen Schülern und Schülerinnen gefürchtete Professor Kupfer sein neuer Klassenvorstand wird. Der Protagonist, ein intelligenter und frühreifer Schüler, aber schwach in Mathematik und Darstellender Geometrie, wird nun genau in diesen Fächern von dem autoritären Pädagogen unterrichtet. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Machtkampf auf Leben und Tod, bei dem Kupfer vom Anfang bis zum Ende des Films dominiert, was die Übermächtigkeit des Systems darstellt. Der Lehrer ist der Prototyp pervertierter psychischer Gewalt, indem er die Schüler und Schülerinnen regelmäßig sadistisch erniedrigt. Gerber scheint er im Besonderen ausgewählt zu haben, um an ihm seine Macht und Überlegenheit lustvoll zu demonstrieren. Die anfängliche freche Auflehnung des Maturanten gegen den Lehrer schlägt bald in Ohnmacht und Verzweiflung um, bis sich der Schüler schließlich suizidiert, indem er aus dem Fenster in der Schule springt, ohne das positive Ergebnis der Matura abzuwarten, was er somit nicht mehr erfährt.