Transformation sozialistischer Gesellschaften: Am Ende des Anfangs (original) (raw)

Die Einsicht in die Notwendigkeit der Transformation einer Organisation reicht für deren Erfolg nicht aus

Controlling, 2021

Seit mehr als 30 Jahren scheitern viele Veränderungsprozesse in Unternehmen. Aktuellen Studien zufolge sinkt sogar die Erfolgsquote von erfolgreichen Veränderungsprojekten durch die enormen Anforderungen durch die Digitalisierung. Hauptgrund ist die fehlende Unterstützung durch die Beteiligten – Manager und Mitarbeitende. Um diese zu erlangen, ist die Überzeugungsarbeit meist an rationalen Appellen ausgerichtet. Diese sollen verdeutlichen, dass in kurzer Zeit sehr viel geschehen muss. Der Erfolg ist eher mäßig. Selbst, wenn die Transformation als erforderlich erkannt wird, lehnen viele Beteiligte die Transformation ab. Woran liegt das?

Anfang und Ende des Lebens in anderen Gesellschaften

Vortrag Deutsches Rotews Kreuz Fachtagung, 2016

Vortrag zur Fachtagung des Deutschen Roten Kreuzes Sterben, Tod und Trauer in der Einwanderungsgesellschaft Münster, 12.Oktober 2016 Die Endlichkeit des menschlichen Lebens wird durch den Tod des Körpers bestimmt-durch die Tatsache, dass jeder Einzelne den physiologischen Bedingungen der Spezies homo sapiens sapiens unterworfen ist. Der Tod ist ein Schicksal, das jeden einzelnen trifft, ungeachtet der Gesellschaft, in die er hineingeboren wird und ungeachtet der Kultur, deren Ideen er denkt und deren Werte er lebt. Aber beendet das Versterben seines Körpers auch die Existenz des Menschen als einer sozialen Person-als eines kulturell geprägten Wesens, das im Laufe seines Lebens in vielen sozialen Beziehungen eingebunden war? Führt der Verfall des Körpers unausweichlich zur Auflösung des Menschen als Gestalt, als Seele, als Erinnerung? Mit dieser Frage haben sich zahllose Gesellschaften in ihrem sozialen Verhalten und religiösen Denken auseinandergesetzt. Auch uns ist dieses Denken in vielerlei Form vertraut. Laut dem christlichen Glauben ist der Zeitraum des menschlichen Lebens in seiner materiellen Gestalt begrenzt; es sollte nach dem Tod zur Quelle dieser Materie heimkehren-"Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub". Zwar ist eine Auferstehung am Ende der Zeiten vorgesehen, diese wird aber den Mensch nicht in die Gesellschaft zurückführen. Die Zeitspanne der seelischen Existenz des Menschen ist jedoch prinzipiell unbegrenzt. Die Seele versteht das Christentum als eine persönliche Komponente göttlicher Herkunft, die nach dem Tod zu diesem "von Ewigkeit zu Ewigkeit" existierenden kosmologischen Ursprung zurückkehren sollte. Gerade in diesem Verständnis nähert sich die christliche Lehre den Glaubensvorstellungen des Hinduismus und Buddhismus an. Diese asiatischen Religionen sprechen von vinyaan, eine spirituelle Komponente des Menschen, die durch das Verbrennen seines Leichnams freigesetzt wird, um sich-nachdem sich mehrere Reinkarnationen vollzogen haben-mit dem göttlichen Atman vereinigen zu können. Laut muslimischen Glaubensvorstellungen über die Bestimmung der Seele (ruh genannt) nach dem Tod-Vorstellungen, die dem christlichen Denken ähnlicher sind als so manchem Islamkritikern gefallen mag-wird ebenfalls die kontinuierliche Existenz und die himmlische Bestimmung dieser spirituellen Komponente der Person betont. Aber selbst wenn man in der säkularisierten Moderne solches über Jahrtausende entwickeltes religiöses Denken nicht mittragen möchte, dann noch wäre für viele die Idee, dass mit dem Verfall des Leichnams auch das Bild des Verstorbenen verschwindet, ein unerträglicher Gedanke.

Das Ende neoliberaler Hegemonie durch soziale Bewegungen?

Theorien zu sozialen Bewegungen bedienen sich gemeinhin eines stark reduzierten Konzeptes, das soziale Bewegungen als eine institutionelle Ebene in einer politischen Ordnung begreift. Diese Sichtweise ist in ihrer Fähigkeit begrenzt, strategische Aussagen über die Perspektive von Kämpfen zu treffen, die möglicherweise über das bestehende System hinausgehen. (Barker/Cox 2011) Der Marxismus ist eine für soziale Bewegungen relevante Theorie (Bevington/Dixon 2005), denn er hat sich aus dem Dialog mit sozialen Bewegungen entwickelt, die wesentlich zum Entstehen der modernen Welt beigetragen haben. Paradoxerweise fehlt dem Marxismus bisher eine Theorie, die sich explizit der Entstehung, der Natur und der Entwicklung sozialer Bewegungen widmet und diese erklärt (Barker et al. 2013). Wir versuchen im Folgenden einen theoretischen Ansatz zu entwickeln, der den Interessen von Aktivisten gerecht wird, die in den Aufbau eines oppositionellen, politischen Projektes eingebunden sind, das progressive Veränderung herbeiführen will. Ziel ist es, den Marxismus auf eine "Theorie sozialer Bewegungen" zurückzuführen (Cox 2014). Das heißt, das Wissen von Aktivisten in Beziehungen zueinander zu setzen. Dabei ist der Marxismus zweifellos nicht die einzige Theorie, die es schafft die Interessen von Aktivisten aufzugreifen.