Der gekreuzigte Gott in einer gekreuzigten Region (original) (raw)
Related papers
Jesus -gekreuzigt aus Liebe zu uns
Jesus - gekreuzigt aus Liebe zu uns, 2023
Das Kreuz, der Baum des Lebens Kreuzigungsdarstellungen Lamm, Osterlamm, Opferlamm Stiftskirche Zum Heiligen Kreuz in Stuttgart Das Kreuz - vom Todes- zum Hoffnungszeichen
Der Gottesdienst des Gekreuzigten
Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie, 2005
Die nachträgliche Humanisierung eines Skandals-das kann Aufgabe der Theologie nicht sein. Dass dies insbesondere für den Skandal des Kreuzestodes Christi gilt, ergibt sich aus dem konflikthaften Wesen des Wortes vom Kreuz selbst. Insofern können denn auch die kritisch-polemischen Einsprüche von ihrer reflexionsreicheren Form bei F. Nietzsche bis hin zu ihrer reflexionsärmeren Version bei F. Buggle 1 als Erinnerung daran verstanden werden, dass eine eher zur Verharmlosung neigende neuzeitliche Theologie sich und ihrer Rechenschaftspflicht einen Bärendienst erweist. Anselm von Canterbury hat diesen Skandal bereits empfunden, als er das, was Gott in den Augen der Ungläubigen Schmach zufüge, nämlich seine Erniedrigung bis zum Tod am Kreuz, in seiner inneren Rationalität auch für Außenstehende zu demonstrieren suchte. 2 Nicht nachträgliche Humanisierung, sondern nachträglicher Notwendigkeitsaufweis dieser Erniedrigung ist das Ziel seiner Schrift »Cur deus homo«. Sie ist damit zu einem klassischen Text geworden, der viel diskutiert wurde-in der neueren Diskussion der evangelischen Dogmatik (und der biblischen Disziplinen) jedoch vorwiegend unter dem Aspekt einer negativen Abgrenzung und Profilierung. Der Preis dieses Notwendigkeitsaufweises scheint teuer: Ist er nicht erkauft durch eine fragwürdige Gotteskonzeption? Verschiebt er nicht in unzulässiger Weise das Problem der Kreuzeslehre auf die Gotteslehre, so dass, was zur Erhellung des Kreuzestodes beiträgt, zur Verdunklung Gottes 1 Im Blick auf Friedrich Nietzsche ist auf die bekannten Stellen in: F. NIETZSCHE, Der Antichrist, Nrn. 39 und 49, in: DERS., Werke. Kritische Gesamtausgabe, hg. v. Georgio COLLI und Mazzino MONTINARI, Bd. VI/3, Berlin 1969, 209 f. und 212 f. zu verweisen. Franz Buggle kritisiert nicht nur das archaisch-inhumane Gottesbild, das hinter dem Kreuzestod Jesu stehe und durch frühkindliche Indoktrination stabilisiert werde, sondern die modernen theologischen Versuche, »den Skandal des Kreuzestodes Jesu und seiner biblischen Interpretation auch gegenüber einem fortschrittlichen ethisch-humanen Standard akzeptierbar erscheinen zu lassen« (F. BUGGLE, Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann.
transcript Verlag eBooks, 2022
Schlaglöcher in der Straße, leerstehende Geschäfte, die Jungen gehen und nur die Alten bleiben, sterbende Dörfer… Solche medialen Darstellungen kennen wir aus den verschiedensten Regionen. Darin und in politischen Stellungnahmen wird ein Bild von Regionen gezeichnet, die zwangsläufig veröden, schrumpfen oder sparen müssen. Diese Prozesse werden als alternativlos präsentiert. Solche Darstellungen verschleiern allerdings, inwiefern Schrumpfung oder Verödung in politische Prozesse und Entscheidungsspielräume eingebettet sind. Mit dem folgenschweren Resultat, dass eine grundsätzliche Auseinandersetzung über regionale Entwicklung damit unmöglich wird. Dieser Sichtweise auf Regionalentwicklung stellen wir im folgenden Beitrag ein Verständnis gegenüber, das zum einen die historische Gewordenheit und Veränderlichkeit von Regionen und zum anderen deren institutionelle und administrative Herstellung und Bearbeitung thematisiert. Somit werden Regionen durch vielfältige, miteinander verbundene, Prozesse als räumliche Konstrukte (re)produziert. Die Entwicklung von Regionen ist geprägt von verschiedenen Akteur:innen und deren Interessen-infolgedessen immer politisch umkämpft. Wir argumentieren darüber hinaus, dass die eingangs erwähnte Verwaltung des Sachzwangs in der Regionalentwicklung an Debatten um »Post-Politik« und »Post-Demokratie« (Crouch 2008) anschließt, die seit einiger Zeit in der Stadtforschung breit rezipiert werden (Swyngedouw 2009). Regionen verstehen wir in diesem Zusammenhang als räumliche Konstrukte, die auf drei, aufeinander Bezug nehmenden, Ebenen politisch wirksam werden. Zum ersten handelt es sich dabei um räumliche Imaginationen, die durch die Vorstellung gemeinsamer Merkmale diskursiv hergestellt werden. Zum zweiten handelt es sich um Territorien, die institutionell hergestellt sowie verdichtet werden und somit die Materialität der Region umfassen. Drittens sind Regionen relationale Räume, die nur in Verbindung bzw. Abgrenzung zu anderen Raumeinheiten zu denken sind. Die genaue Beschreibung von Region kann somit je nach Fragestellung oder politischen Interessen variieren. Entscheidend ist, dass Regionen keine bereits feststehenden Einheiten sind, sondern ökonomisch, sozial und politisch produziert werden.
Michael Hainz SJ Die religiöse Landschaft in Deutschland
Zugegeben, die religiöse Lage in Deutschland ist unübersichtlich. Da sprechen die einen, zum Beispiel der Religionspädagoge Georg Langenhorst mit Blick auf die Gegenwartsliteratur, von einer ",neuen Unbefangenheit' im Umgang mit Religion" und einer "Wiederentdeckung der Religion, auch des Christentums" 1 . Andere, wie der Religionssoziologe Detlef Pollack, ziehen aus empirischen Daten über die Religiosität der Individuen den Schluß, es müsse "dem weit verbreiteten Bild eines überbordenden allgemeinen religiösen Bedürfnisses widersprochen werden". Der "Aufschwung an außerkirchlicher Religiosität" sei nicht in der Lage, die "Verluste zu kompensieren, die die traditionalen Formen der Religion hinzunehmen haben" 2 . Ist die sogenannte "Wiederkehr des Religiösen" gar nur eine Medienfiktion?
transcript Verlag eBooks, 2022
Das Zentrum dieses Beitrags bildet der heterogene Regionsbegriff-immer im Wandel begriffen und nie klar abgegrenzt-mit dem Versuch, durch eine spielerische Betrachtung ein vielschichtiges Bild von Region einzufangen. Nach und nach wird der Weg hin zu dem Kunstbegriff gespielte Region beschritten, nicht ohne den Leser:innen-meinem Publikum-Spielraum für freie Interpretationen zu lassen. Inspiriert von Goffmans Wir alle spielen Theater (1969), kommen sowohl persönliche Erfahrungen aus eigener Wahrnehmung und Feldarbeit zum Einsatz als auch Erkenntnisse aus narrativen Interviews mit Privatpersonen; dazu kommt jahrelange Berufserfahrung in der Regionalentwicklung: »Das Material, das zur Illustrierung herangezogen wird, […] stammt aus fundierter Forschung; einiges stammt aus zwanglosen Lebenserinnerungen, […] vieles liegt dazwischen« (Goffman 2003, S. 4). Unser individuelles Verständnis von Region gleicht oftmals einer gut gemachten Inszenierung. Im Alltag fällt es uns schwer, einzuordnen oder (selbst) zu erkennen, was Region ist, was sie sein soll oder kann und was sie uns bedeutet. Oft gelesen, viel gehört und manchmal auch laut ausgesprochen, bleibt die Region im Alltag doch eine große Unbekannte. Mit dem Regionsbegriff wird gerne gespielt-ob in den Medien oder in der Politik, für Image, Werbung oder im öffentlichen Diskurs. Wir hören und lesen im Alltag vielerorts die Begriffe Region, regional, regionalisiert, regionstypisch oder auch gerne Phrasen wie aus der Region oder für die Region. Der Begriff wird gewendet und gedreht-so wie er für die jeweiligen Akteur:innen gerade von Nutzen ist. Oder seine kontextuelle Bedeutung wird bewusst nicht erwähnt, ist aber ein ständiger und unsichtbarer Begleiter, fast wie ein Speichermedium, in dem jegliche produzierte Wirklichkeiten und jede aufgeführte Alltagshandlung zur Identitätsbildung führen. Der Regionsbegriff soll mit Hilfe der Begriffe Performativität, Performanz und performance erkundet werden. So soll die Region weg von einem quantifizierbaren, administrativen, normativen Begriffsverständnis als ein Raum mittlerer Maßstabsebene (Blotevogel 2000, S. 44) hin zu einer konstruktivistischen Perspektive
transcript Verlag eBooks, 2022
In diesem Beitrag geht es nicht um die Region, sondern um Gesundheit. Diesen Fokus wähle ich nicht, um Wiederholungen innerhalb des Bandes zu vermeiden oder mich von anderen Beiträgen deutlicher abzugrenzen. Ich wähle ihn, um hier Gesundsein und Gesundheit als aktuelles geographisches bzw. raumtheoretisches Thema zu diskutieren, das immer wieder Gefahr läuft, auf den Raum gleichermaßen als Problem wie als Lösung reduziert zu werden. Dies wird in regionalen wie auch internationalen Programmen zur Gesundheitspolitik besonders deutlich. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. In ihrer Gründungspräambel umschreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gesundheit als einen »Zustand des vollkommenen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens« (WHO 1946). Diese Definition hat nur wenig Gemeinsamkeiten mit dem Gesundheitsverständnis der evidenzbasierten Wissenschaft und Biomedizin und orientiert sich stattdessen stärker an gesellschaftlichen, denn an regionalen Ungleichheiten. Dennoch wurde mit dem WHO-Programm Gesundheit für alle und dem Paradigma der Gesundheitsfördernden Umweltbedingungen der Ottawa Charta ab 1986 eine Art spatial turn vollzogen, der durch den Übergang von der Reaktions-zur Präventionspolitik als Querschnittsaufgabe begleitet wurde (WHO 1986). Um Gesundheit als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe zu diskutieren, schlage ich ein gleichermaßen mehr-als-räumliches und auch ein mehr-alsmenschliches Denken im Sinne der mehr-als-menschlichen Geographien vor. Gesundheit gesellschafts-und damit zugleich gerechtigkeitszentriert zu adressieren bietet die Chance, das langanhaltende Dilemma der sozialwissenschaftlichen Gesundheitsforschung zu überwinden, ob nun die sozialräumlichen Verhältnisse oder das individuelle Verhalten ausschlaggebend für Wohlbefinden seien. Ziel dieses Beitrags sowie meiner Argumentation ist nicht, Ungerechtigkeit als Ungleichheit empirisch zu dokumentieren, sondern sozialtheoretisch zu reflektieren. Dafür wird im folgenden Abschnitt zunächst kurz in aktuelle Healthy-Regions-und Healthy-Cities-Programme eingeführt und es werden ihr Raumzentrismus sowie ihr verhaltenswissenschaftlicher Anthropozentrismus illustriert und kritisiert. Anschließend diskutiere ich die These, dass in der gesunden Region Umweltverhältnisse auf gebaute, physische, soziale und technologische Umwelten reduziert