Materialismus, Kritische Theorie nach Marx (original) (raw)

Adorno sieht in der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie die fortgeschrittenste und triftigste ökonomische Theorie-unverzichtbar als Fundament für jede Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft. Denn nach wie vor "wird Herrschaft über Menschen ausgeübt durch den ökonomischen Prozeß hindurch"(SoI 8.360). W ie zu Marx' Zeiten "ist die Gesellschaft Kapitalismus in ihren Produktions ver hältnissen. Stets noch sind die Menschen, was sie nach der Marxschen Analyse um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren: Anhängsel an die Maschinerie, nicht mehr bloß buchstäblich die Arbeiter , welche nach der Beschaf fenheit der Maschinen sich einzurichten haben, die sie bedienen, sondern weit darüber hinaus metaphorisch, bis in ihre intimsten Regungen hinein genötigt, dem Gesellschaftsmechanismus als Rollenträger sich einzuordnen und ohne Reservat nach ihm sich zu modeln. Produziert wird heute wie ehedem um des Profits willen."(SoI 8.361) Solcherart Produzieren unterliegt Struktur gesetzen, nämlich "W ertgesetz, Gesetz der Akkumulation, Zusammenbruchsgesetz."(SoI 8.356) "Eine dialektische Theorie der Gesellschaft geht auf Struktur gesetze, welche die Fakten bedingen, in ihnen sich manifestieren und von ihnen modifiziert werden."(SoI 8.356) Solche Struktur gesetze, die ohne den Begrif f des W erts und des Mehrwerts nicht auskommen, formulieren die Erkenntnis, daß die Produktion von Mehrwert Antrieb und Zweck für das Produzieren in der Gesellschaft insgesamt ist. Alles in dieser Gesellschaft-bis hin zu deren sublimsten Sphären-wird durch das die Epoche charakterisierende soziale V erhältnis geprägt, daß lebendige Arbeit in eine W are verwandelt wurde und diese W are vom Kapital angekauft und benutzt wird, um Mehrwert zu produzieren. Mithin ist der Klassengegensatz fundamental, die Gesellschaft in ihrem W esen (oder Strukturkern) antagonistisch und die Theorie der Gesellschaft, will sie ihren Gegenstand nicht verfehlen, dialektisch.