Halb zog sie ihn, halb sank er hin - Anmerkungen zu einem phraseologischen Konnektor des Deutschen (original) (raw)

Weh mir: Eine Verbindung zwischen Hölderlins "Wie wenn am Feiertage" und "Hälfte des Lebens“

The manuscript of the poem “Hälfte des Lebens” and of the hymn “Wie wenn am Feiertage” by Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770 - 1843) written around 1798-1799, were discovered posthumously on a single page. What both these works have in common is the voicing, “weh mir”, which is not a usual expression in other works of the poet. What does Hölderlin mean to express by that and why is he personalizing the rhythm of a hymn with such a deep, grieving expression? How do the hymn and the poem correspond to each other? Winfried Menninghaus argues, like many other scholars, that the poem reflects parallels with Hölderlin’s personal life. According to Peter Szondi the works do not succeed because Hölderlin would personalize the poem with “weh mir” excessively. I will focus mainly on the use of the expression “weh mir”. This work will demonstrate, unlike the biographical analyses, that in spite of Szondi’s argument, those personal voices lead to a closer connection between the reader and the poet; that Hölderlin’s reflection on 'Dichterberuf' - the occupation as poet - crosses his [non] belief, and that they root in guilt and passion. Last but not least, it will be shown that the poet becomes immortal through the word in the poem. For that purpose I will analyse the poem and compare it with the hymn. Link: https://dergipark.org.tr/en/pub/iuaded/issue/1027/11561

»Anfang Punkt Ende Punkt darin öffnet es sich springt auf« Syntax im Werden in Ulrich Peltzers »Alle oder keiner«

2014

Wer die Romane von Ulrich Peltzer zu lesen beginnt, bemerkt sogleich Eigentümlichkeiten in der Syntax, und wer weiterliest, kommt nicht umhin einzugestehen, dass die Syntax weit mehr ist als ein ephemeres Formelement, ein bloßes Gerüst der Worte oder ein Ausdruck persönlicher Präferenzen des Autors. Peltzer selbst hat in seinem Essay »Erzählen ohne Grenzen« aus dem Jahr 2006, inspiriert durch Überlegungen von Gilles Deleuze, die Suche nach der Syntax als ein zentrales Element seines Schreibens hervorgehoben. In Peltzers Roman »Alle oder keiner« ist die Syntax mehr als das bloße Resultat dieser Suche, sie ist die Suche selbst, das Finden und die Wiederholung der Suche.

Die zwei Halften im Leben und Werk Friedrich Holderlins

Annette Vonberg Die zwei Hälften im Leben und Werk Friedrich Hölderlins Der Mythologe und Altertumsforscher Karl Kerényi läßt seinen Essay über Vergil und Hölderlin mit einem Zitat des Dichters T.S. Eliot beginnen: Die vorhandenen Denkmäler der Kunst stellen mit-und untereinander eine ideale Ordnung dar, welche dadurch, dass ein neues (ein wirklich neues) Kunstwerk sich ihnen zugesellt, eine gewisse Veränderung erfährt. Die bis dahin gültige Ordnung ist gleichsam abgeschlossen, bevor das neue Werk auftaucht. Damit sie auch nach dessen Erscheinen fortbestehe, muss die ganze bestehende Rangordnung einen, sei es auch noch so unmerklichen Wandel erfahren. Hat man sich einmal diese Idee der Ordnung, der höheren Form europäischer und englischer Literatur, zu eigen gemacht, so wird man in der Behauptung nichts Widersinniges erblicken, dass die Vergangenheit durch die Gegenwart eine genau so grosse Umwandlung erfährt, wie ihrerseits die Gegenwart ihre Richtlinien von der Vergangenheit erfährt.1 Kerényi, dem es in seinem Essay vor allem um die Beziehung zwischen Friedrich Hölderlins Hymne Friedensfeier und Vergils vierter Ekloge geht, spricht von einer Rückstrahlung Hölderlins auf Vergil und unternimmt den Versuch, bewußt in der Kreuzung des Neuen und Alten zu stehen und das Beste vom Kreuzfeuer zu ziehen.2 Damit gibt er einen zweifachen Hinweis in Beziehung auf Hölderlin: Bei Hölderlin laufen nicht nur eine Fülle von Fäden aus der Vergangenheit und der Zukunft zusammen, sondern er gehört auch, anders als etwa Johann Wolfgang Goethe oder Friedrich Schiller, zu den Persönlichkeiten, an deren Leben und Werk sich die Geister auf das Entschiedenste scheiden. Wer sich mit Hölderlin beschäftigt, tritt in ein Kreuzfeuer, und die literarische Landschaft, wie sie sich vom Standpunkt Hölderlins ausmacht, weist Formationen, Weiten und Tiefen auf, zeigt Farben und Lichtgegebungen, die bis in die jüngste Gegenwart formgebend wirken. Die folgenden Überlegungen stellen den Versuch einer Annäherung an den Standpunkt Hölderlins dar. Weil aber eine solche Annäherung immer nur selektiv sein kann, und das um so mehr, als sie auch den jeweiligen eigenen Blickwinkel oder vielleicht besser, die eigene Blickbewegung mit einschließt, möchte ich eine Frage stellen, die sich aus einem Gedicht ergibt, das für mich

Dreiviertel ist mehr als halb, weniger als ganz und irgendwo dazwischen. Verständigung in Zeiten des Übergangs anhand der Filme „Dreiviertelmond“ und „Kolya“

2019

Personen, die a priori keine Gemeinsamkeiten erkennen lassen, nicht die gleiche Muttersprache haben und sich auch sonst zumindest nicht uber eine Sprache verstandlich machen konnen, wurden wohl kaum Zeit miteinander verbringen. Was geschieht jedoch, wenn Menschen durch gewisse Umstande dazu gezwungen werden? Drei Filme thematisieren eine durch Krisensituationen hervorgerufene interkulturelle Begegnung und entwickeln divergente Konfliktpotentiale und Losungsansatze: der 1996 erschienene tschechische Film Kolya, der 1999 veroffentlichte deutsche Film Nachtgestalten und der 2011 ausgestrahlte deutsche Film Dreiviertelmond. Letzterer soll im Fokus stehen und die deutsch-turkische Verstandigung verdeutlichen. Zum einen soll die Filmanalyse bestimmte Motive der interkulturellen Begegnung herausarbeiten und den Umgang mit Fremd und Eigen, Nahe und Distanz erortern, des Weiteren soll versucht werden, die Filme aus aktueller Perspektive zu besprechen und Antworten darauf zu finden, wie eine ...

Robert Michel: Ein österreichischer Dichter-Offizier zwischen Halbmond und Doppeladler

Praesens Verlag, 2018

Robert Michel (1876-1957) gilt als ein noch zu entdeckender Autor der Wiener Moderne. Seine Arbeiten stehen zwischen Halbmond und Doppeladler, weil sie das Zeichen seiner Begegnung mit dem reichen osmanisch-muslimischen Kulturerbe Bosnien-Herzegowinas tragen, wohin der junge Autor 1898 als Offizier war versetzt wurde. UNter dem guten Stern seiner Freunde Leopold von Andrian und Hugo von Hofmannsthal entstanden, bieten seine fruhere Erzahlungen alles andere als manieriert orientalisches Ornament. DEnn so durr und kahl der herzegowinische Karst, so schlicht und trocken ist auch Michels Sprache. IN deren Rauheit nimmt eine Landschaft Gestalt an, die bei allen Figuren eine unwiderstehliche und tragische Erotik auslost, der insbesondere der Protagonist erliegt: der aus Osterreich kommende Offizier, der zum Inbild des modernen, pathologisch gespaltenen Subjekts stilisiert wird. MIchels weitere Produktion umfasst Romane, mit Fotografien versehene Landschaftsbucher, Reiseberichte, Filme, Opernlibretti und zeichnet sich daher durch ihre Intermedialitat aus. DIese Werke spiegeln den "halbkolonialen" politischen Kontext wider, in dem sie entstanden sind, aber sollen auch als ein dem slawisch-deutschen Zusammenleben in Osterreich-Ungarn gezollter Tribut gelesen werden. AUs diesem Grund ist es fur den Schriftsteller Michel besonders unruhmlich, dass er in Zeiten des Nationalsozialismus seine Poetik in den Dienst der nazideutschen Balkanpolitik stellte, um sich dann nach 1945 wieder als Herold der alt-osterreichischen Idee von Volkerverstandigung hinzustellen. VIele wichtige literarische und kulturelle Tendenzen seiner Epoche uberkreuzen sich in Michels Schaffen. DAher verdienen sein Leben und Werk eine angemessene Wurdigung, wie sie das vorliegende Buch zu geben versucht.

Die Aufwertung der alten germanischen Heldenepik im 16. Jahrhundert zwischen delectare und prodesse am Beispiel des ‚Liedes vom Hürnen Seyfried‘

Hürnen Seyfried, 2019

Transmitted in numerous prints and translations, the 'Lied vom Hürnen Sey-fried' bears witness to the vivid productivity and important developments of the pre-modern Germanic matter of the Nibelungen in sixteenth century Germany. Modern critics deemed it a typical specimen of Early Modern trivial literature, satisfying the readers' demand for exciting storylines without touching on problematic issues. Against this verdict this chapter demonstrates that closer analysis and interpretation reveals the text's deep involvement into cultural questions and socio-political discourses in Germany in the time of the Reformation.