Rezension: Ditfurth, Jutta (2013): Zeit des Zorns: Warum wir uns vom Kapitalismus befreien müssen, Frankfurt/M.: Westend (original) (raw)
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Zum Verhältnis von Demokratie und Kapitalismus. Rezension zur Neuauflage von "Gekaufte Zeit"
Soziologiemagazin, 2016
Das Buch „Gekaufte Zeit“ von Wolfgang Streeck erschien bereits 2013 zum ersten Mal. Es basiert auf Streecks Adorno-Vorlesung aus dem Jahr 2012, die mit Adorno aber wenig zu tun hat (vgl. Streeck 2015: 49). Er analysiert in diesem Werk die gegenwärtige – nach wie vor hochaktuelle – Finanz- und Fiskalkrise in Bezug auf deren ökonomische, politische und soziale Hintergründe und Konsequenzen. Das Buch fand Beachtung in einem Ausmaß, welches auch den Autor überraschte, dessen publizistische Reichweite – wie er selbst schreibt – bislang überwiegend an spezialisierte Fachzeitschriften gebunden war. Besonders die Debatte zwischen Streeck und Habermas wurde viel beachtet. Nun erschien das Buch in erweiterter Auflage Ende 2015 wieder, mit einem Vorwort das auf die Rezeptionsgeschichte Bezug nimmt sowie erweitert um den Aufsatz zur Geldordnung der Europäischen Währungsunion mit dem Titel „Warum der Euro Europa spaltet, statt es zu einigen“. Das Buch ist damit allemal auch 2016 wieder einen Blick wert.
Freiheit 19-3 Kritik der Freiheit : das Grundproblem der Moderne / Otfried Höffe.-München : Beck, 2015.-398 S. ; 22 cm.-ISBN 978-3-406-67503-4 : EUR 29.95 [#4103] Was ist das Wesen der Moderne? Ist es die Freiheit? 1 Otfried Höffe, der sich prominent ausführlich mit Aristoteles einerseits sowie Hobbes, 2 Kant 3 und Rawls 4 andererseits befaßt hat, kann als ein wichtiger Vertreter der heutigen Philosophie verstanden werden, der antikes und modernes Den-ken gleichermaßen im Blick hat. Davon zeugt auch seine Herausgeber-schaft der zahlreichen nützlichen Bände in der Reihe Klassiker auslegen. Antikes und modernes Denken wird auch einbezogen in einem jüngeren Buch über die Philosophie des Alterns. 5 In seinem neuesten Buch Geschichte des politischen Denkens 6 präsen-tiert er zwölf Porträts und acht Miniaturen zu klassischen politischen Den-kern, bietet also einen Einstieg in die historisch entwickelten politischen 1 Zur Freiheit siehe auch die substantielle Darstellung Die Frage nach der Frei-heit / Klaus Hammacher.-1. Aufl.-Baden-Baden : Nomos, 2015.-. 557 S., Dia-gramme ; 23 cm.-ISBN 978-3-Zu Rawls liegt in der von Höffe herausgegebenen Reihe der Klassiker ausle-gungen zuletzt vor: John Rawls: Politischer Liberalismus / hrsg. von Otfried Höffe.-Berlin ; München [u.a.] : De Gruyter, 2015.-X, 204 S. ; 23 cm.-(Klassiker auslegen ; 49).-ISBN 978-3-11-037602-9 : EUR 24.95 [#3993].-Rez.: IFB 15-3 http://ifb.bsz-bw.de/bsz415310598rez-1.pdf 5 Die hohe Kunst des Alterns : kleine Philosophie des guten Lebens / Otfried Höffe.-München : Beck, 2018.-187 S. ; 21 cm.-ISBN 978-3-406-72747-4 : EUR 18.00 [#6180].-Rez.: IFB 19-1 http://informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=9541 6 Geschichte des politischen Denkens : zwölf Porträts und acht Miniaturen / Ot-fried Höffe.-München : Beck, 2016.-416 S. ; 22 cm.-ISBN 978-3-406-69714-2 : EUR 24.95 [#4974].-Rez.: IFB 17-1
Wie kann man gegen eine ganze geschichtliche Epoche wie die Neuzeit sein? Diese Frage steht am Ausgangspunkt einer "Geschichte" des "reaktionären Denkens", wie sie hier von dem Schriftsteller und Essayisten Karl-Heinz Ott vorgelegt wurde, der sich zuletzt mit der Rezeptionsgeschichte Hölderlins im 20. Jahrhundert befaßt hatte und darin heideggerkritische Töne angeschlagen hatte. 1 Auch diverse erfolgreiche Romane hat er geschrieben, z.B. Endlich Stille (2005), Wintzenried (2011), Die Auferstehung (2015) oder Und jeden Morgen das Meer (2018). 2 Nun also "das reaktionäre Denken". Meist wenden sich Autoren diesem Thema aus einem mehr oder weniger konkreten Anlaß zu. Hier gibt der Klappentext erste, wenngleich eher skurrile Anhaltspunkte: "Querdenker stürmen den Reichstag. Ein Schamane triumphiert im Kapitol" liest man hier, was ja höchstens zur Hälfte stimmt. Weder wurde der Reichstag von Querdenkern in irgendeinem Sinne ernsthaft "gestürmt", da damals kein einziger Demonstrant überhaupt auch nur ins Gebäude gelangt ist, noch hat ein Schamane im Kapitol wirklich "triumphiert"; vielmehr läuft die strafrechtliche Aufarbeitung der Ereignisse. 3
Soziopolis
Es ist inzwischen nur zu gut bekannt, dass die Demokratie nicht unvermeidlich ist, dass sie von innen heraus zerstört werden kann", schrieb die US-amerikanische politische Theoretikerin Judith Nisse Shklar (1928-1992) vor rund 70 Jahren in After Utopia, ihrem erstem Buch. 1 Der Liberalismus sei sich seiner selbst zutiefst unsicher, ergänzte sie. Bedauerlicherweise ist diese Aussage heute so aktuell wie damals. Doch was ist gemeint, wenn wir von Liberalismus sprechen? Es handelt sich, wie Shklar in einem späteren Aufsatz betonte, um eine Tradition, die mehrere Denktraditionen umfasst. 2 Ein solches Spektrum verschiedener Einflüsse und Richtungen mahnt zur intellektuellen Vorsicht. Diese scheint ganz besonders geboten zu sein in einer Zeit, in der die Frage, wofür das Adjektiv "liberal" genau steht oder stehen sollte, kontrovers diskutiert wird. Für alle, die sich in den Debatten zurechtfinden wollen, bieten Shklars Schriften wertvolle Orientierungspunkte. International bekannt geworden ist sie vor allem durch ihre Argumente für den "Liberalismus der Furcht". 3 Damit ist eine insbesondere von Montaigne und Montesquieu inspirierte Spielart des Liberalismus bezeichnet, die der Vermeidung von Grausamkeit und Furcht oberste Priorität einräumt, statt die Verwirklichung eines summum bonum oder die Perfektionierung der Menschheit als eines, um John Stuart Mill zu zitieren, "sich entwickelnden Wesens" 4 zum Zweck politischer Praxis zu erheben. Shklars
Rezension zu Robert Kurz: Der Tod des Kapitalismus.
Widerspruch 59, 2014
Robert Kurz hat neben viel beachteten und stets umkämpften Monographien immer wieder wesentliche und wegweisende Gedanken in Aufsätzen und Essays formuliert, die in den Zeitschriften von Krisis und Exit!, aber auch in verschiedenen, nicht nur deutschsprachigen Zeitungen veröffentlicht wurden. Zwei neu erschienene Aufsatzsammlungen widmen sich posthum diesem Teil seines Werks...
Soziologische Revue, 2023
beleben seit Hegel und Fichte immer wieder Beiträge zu einer Theorie der Gemeinschaft die Diskussion. In jüngerer Zeit kommen kapitalismuskritische Beiträge hinzu, die bei Autoren wie Rosa, Dörre und Lessenich Spätmarxismus und Nachhaltigkeitstheorie kombinieren. Die langjährige Mitarbeiterin von Stephan Lessenich, Silke van Dyk, wurde seine Nachfolgerin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und legt nun mit ihrer Mitarbeiterin Tina Haubner ein schmales, doch im Anspruch gewaltiges Werk vor. Die Autorinnen verknüpfen Gemeinschafts-und Kapitalismus-Kritik unter weitgehendem Verzicht auf eine Theorie der Nachhaltigkeit, doch unter Heranziehung von zwei weiteren Theoriefeldern, Feminismus und Wohlfahrtsstaatsanalyse. Das klingt kompliziert und ist es auch. Was ist Community-Kapitalismus? Die zentrale These des Buches lautet: Der neoliberale Kapitalismus tritt in ein neues Stadium, indem umfassend Gemeinschaft propagiert und zur Stabilisierung der Verhältnisse insbesondere in den sozialen Dienstleistungssektoren benutzt wird. Der neue ‚Community-Kapitalismus' ist die "Verknüpfung von Posterwerbs-und Gemeinschaftspolitik" (S. 122). Posterwerbsarbeit bezeichnet nicht regulär entlohnte Arbeit, sie ist, so die Autorinnen, gerade nicht das Ende der Erwerbsarbeit, vielmehr die Vermischung von Erwerbsarbeit und Nicht-Erwerbsarbeit, das Auftreten
kritiknetz, 2020
In den letzten Jahren war in den einschlägigen Veröffentlichungen viel davon die Rede, Marx neu zu lesen. Die sperrige Systematik von Marx ist dabei meist nicht nur nicht wirklich geklärt, sondern oft in ihrer vorliegenden Essenz aufgelöst worden. Das Buch „Mit Marx über Marx hinaus“, macht dagegen Ernst mit dem Anspruch, sich Marx anders zu nähern. Herbert Rünzi widmet sich Marx‘ Theorie der bürgerlichen Gesellschaft, die vor allem in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ zur Darstellung kommt, in einer Weise, die so genau und eingehend die einzelnen Gedankenschritte von Marx analysiert, dass der Begriff der bürgerlichen Gesellschaft eine bisher nicht gekannte systematische Entfaltung erfährt. Marx´ Werk selbst muss sich dabei eine entschiedene Kritik gefallen lassen – wenn auch eine konstruktive.