Der Sarkophag des heiligen Gerhards aus Großtschanad (Nagycsanád, Cenadu, Rumänien) (original) (raw)

Die als Sarkophag des heiligen Gerhards (ung. Gellért) bekannte Steinmetzarbeit kam 1868 bei Fundamentierungsarbeiten für die neue römisch-katholische Kirche in Großtschanad zum Vorschein. (Abb. 1). Das heute zu Rumänien gehörende, am Südufer des Flusses Mieresch (Maros) gelegene Dorf Cenadu (jud. Timiş oara) ist mit der Siedlung namens urbs oder civitas Morisena (ung. Marosvár) identisch, wo um 1000 die Burg des Großherrn Ajtony (quidam princeps in urbe Morisena, nomine Acthum, potens valde, qui secundum ritum Grecorum in civitate Budin fuerat baptizatus) 1 und das von ihm Johannes dem Täufer geweihte und von griechischen Mönchen bewohnte Kloster stand. Nachdem König Stephan der Heilige (1000-1038) den nach Autonomie in diesem Gebiet strebenden Ajtony besiegt hatte, gründete er auf dem Herrschaftsgebiet des gestürzten Führers das Komitat Tschanad (Csanád) und das Bistum Tsch anad. Die als Zentrum von Komitat und Bistum dienende Burg erhielt den Namen nach dem ungarischen Vornehmen Csanád (miles ... nomine Chanadinus) , der mit seinem Heer Ajtony besiegt hatte und dann auf Anordnung König Stephans erster Gespan des Komitats wurde. 2 Eine Zeit lang existierten die Siedlungsnamen Csanád und Marosvár parallel, bis letzterer dann verschwand. 3 An die Spitze des neu gegründeten Bistums ernannte König Stephan im Jahre 1030 Gerhard als ersten Bischof. Dieser siedelte die ostkirchliche Mönchen von Marosvár nach Oroszlámos (heute: Bana tsko Aranđ elovo, Serbien) um und richtete neben dem Heiligen-Johannes-Kloster eine Benediktinerabtei zu Ehren der Jungfrau Maria ein, die er als Bestattungsstätte für sich selbst ausersehen hatte (monasterium Beate Virginis in contiguo ecclesie Sancti Iohannis Baptiste pro sua sepultura similiter consumasset). Am Ufer der Mieresch (ad litus Morisii) ließ er den nach dem heiligen Georg benannten Bischofsdom bauen, 4 dessen Kapitel später auch als glaubwürdiger Ort dient. Das alte Sankt-Johannes-Kloster wird dann in den späteren Quellen nicht mehr erwähnt, im Gegensatz zu der manchmal auch Sankt-Gerhard-Abtei (1333-1335) 5 genannten Abtei der Jungfrau Maria mit dem Grab des heiligen Gerhards. Die vierte bekannte Einrichtung der Kirche in Tschanad war die seit 1241 urkundlich belegte Kirche des Heiligen Erlösers (ecclesia S. Salvatoris). 6 Tschanad blieb auch nach der Gründung des Bistums Schauplatz von Ereignissen mit landesweiter Bedeutung. 1044 verbrachte König Samuel Aba (1041-1044) die Fastenzeit in Tschanad. Er hielt hier im Bischofssitz einen Landtag ab, der mit einem Blutbad endete. Später, im Jahre 1046, beschlossen hier die gegen König Peter rebellierenden Ungarn anstelle Peters die ins Ausland geflüchteten Árpádenprinzen, Andreas (Endre) und Levente, wieder ins Land zurückzurufen. In der Zeit zwischen 1278 und 1290 hielt sich König Ladislaus IV. (1272-1290) mehrmals in Tschanad auf. Einer Gruppe ungarischer Chroniken aus 1 Legenda maior Sancti Gerhardi episcopi. SRH II , 489. 2 Zur frühen Geschichte Tschanads und zu seinen histor ischen Quellen siehe ÁMF I, 850-853. 3 1185: episcopus Sunadensis vel a fluvi[!] preterlabente Morisensis (G Y. F ORSTER (Hrsg.): III. Béla magyar király emlékezete [Zum Gedenken an den ungarischen König Béla III.]. Bud a