Psychiatrie-Enquete, psychiatrische Menschenrechtsverletzungen und humanistische Antipsychiatrie (original) (raw)

Internationale Noncompliance und humanistische Antipsychiatrie

Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, 2011

Vortrag anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Anerkennung des »außerordentlichen wissenschaftlichen und humanitären Beitrags für die Durchsetzung der Rechte Psychiatriebetroffener« durch die Philosophische Fakultät der Aristoteles-Universität Thessaloniki, in der der Geehrte sein Konzept der humanistischen Antipsychiatrie als moderne, nutzergetragene und undogmatische Bewegung erläutert, die sich unter anderem engagiert für den Aufbau angemessener und wirksamer Hilfe für Menschen in psychosozialer Not, für ihre rechtliche Gleichstellung mit normalen Kranken, für die Unterstützung beim selbstbestimmten Absetzen potenziell toxischer psychiatrischer Psychopharmaka und die Verwendung alternativer psychotroper, das heißt die Psyche beeinflussender, und für Toleranz, Respekt und Wertschätzung von Vielfalt auf allen Ebenen des Lebens. Das Problem fehlender Unterstützung in psychischer Not betreffe keine Minderheit, sondern die breite Masse der Gesellschaft: die Betroffenen selbst, die Angehörigen, Kinder, Alte und sozial Ausgegrenzte aller Art. Das Verständnis des aus dem inneren Erleben unserer Kultur herrührenden Schmerzes psychotischer oder depressiver Menschen würde allgemein zu mehr Einsicht in sich selbst führen und Isolation und Entfremdung vorbeugen. Da alternative Angebote mitmenschlicher Hilfe derzeit eher nicht bereitstünden, müssten Psychiatriebetroffene lernen, mit den vorhandenen Angeboten umzugehen. Sofern sie nicht wollen, dass andere über sie verfügen, sollten sie sich tunlichst durch Vorausverfügungen vor psychiatrischer Willkürbehandlung und Körperverletzung schützen, auf die Qualität der Behandlungsangebote Einfluss zu nehmen versuchen oder Alternativen aufzubauen beginnen.

Aktuelle Menschenrechtsverletzungen in der Psychiatrie in Deutschland

Rundbrief des Bayerischen Landesverbands Psychiatrie-Erfahrener e.V. (Augsburg), 2023

Menschenrechtsverletzungen in der Schulpsychiatrie sind an der Tagesordnung: Verweigerung milderer Mittel; Körperverletzung durch Verabreichung von Psychopharmaka und Elektroschocks unter Anwendung formeller körperlicher Gewalt oder informeller Gewalt: Verabreichung ohne Information über deren Risiken und Schäden, das heißt ohne rechtswirksame informierte Zustimmung; Vorenthaltung von Informationen über die Gefahr der körperlichen Abhängigkeit von Antidepressiva und Neuroleptika; Vorenthaltung von Unterstützung beim Absetzen dieser Psychopharmaka. Kompetente Hilfen bei deren Reduktion und Absetzen und nicht-psychopharmakologische und menschenrechtsorientierte Hilfen für Menschen in akuten psychischen Notlagen sind absolute Mangelware.

Die Psychiatrie-Enquete und ihre Auswirkungen auf die Soziale Arbeit

Menschenrechte und Soziale Arbeit im Schatten des Nationalsozialismus, 2019

Die Psychiatrie-Enquete wird als der große Meilenstein und Wendepunkt der bundesdeutschen Psychiatrie angesehen, mit dem auch die Soziale Arbeit in die Psychiatrie Einzug hielt. Wenn man auf die umfangreichen Bilanzierungen der Psychiatriereform nach 25 Jahren und jetzt 40 Jahren blickt, in denen Erreichtes gefeiert, aber auch Nicht-Erreichtes und vertane Chancen beklagt werden, fällt auf, dass die Soziale Arbeit dabei relativ wenig auftaucht. Auch unsere Perspektive hier hat ihre Wurzeln nicht in der Sozialen Arbeit, sondern in gemeindepsychologischen Diskursen, in denen psychisches Leiden als Leiden an der Gesellschaft verstanden wurde, was im Grunde keinen psychiatrischen, sondern einen gesellschaftlichen Umbau erfordert hätte. Diese Diskurse waren beeinflusst von internationalen Entwicklungen und Reformen, wie der Bürgerrechts-und Frauenbewegung in den USA sowie psychiatrischen Reformen wie z. B. der Demokratischen Psychiatrie Italiens durch Franco Basaglia oder Giovanni Jervis, die unter der Prämisse "Freiheit heilt" psychiatrische Anstalten gänzlich aufgelöst haben. Unter dieser Perspektive war die Enquete ein gesellschaftspolitisches Projekt, nicht nur eine Reformbewegung (v. Kardorff 2015, S. 149-150).

Psychiatrie - Eugenik - Geschlecht

Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie, 2003

Originalarbeit "others"-women, that is-"othering-practices" thus becoming part of the process of setting up a national moral and gender order. These implications make eugenics not only an important field for historical research but as well in respect to present and future scientific and social development.

Ethik oder Zwangsbehandlung. Zur Ungleichheit von Psychiatern und Patienten vor dem Recht

Kerbe – Forum für Sozialpsychiatrie, 2014

Medizinische Ethik gebietet, dass die Behandlung den jeweiligen Objekten der Behandlung direkt nutzt und ihre Menschenrechte auch dann beachtet, wenn keine informierte Zustimmung vorliegt. Per vorübergehender Außerkraftsetzung eines Teils ihrer Menschenrechte sollen Psychiatriepatienten beiderlei Geschlechts zwangsweise vor Schäden bewahrt werden. Oft ist der Schaden von psychiatrisch Tätigen nur gemutmaßt, aber nicht nachgewiesen. Die psychiatrische Zwangsbehandlung stellt eine Verletzung des Menschenrechts auf Selbstbestimmung, auf körperliche Unversehrtheit und auf Schutz der Menschenwürde. Menschenrechte unterschiedlicher Patientengruppen – in nachgewiesener oder in nur gemutmaßter Gefahr – lassen sich jedoch nicht in ethisch vertretbarer Weise gegeneinander abwägen. Eine ethische Psychiatrie ist unter gegenwärtigen Bedingungen nicht vorstellbar.

Ethische Herausforderungen der Psychiatrie

2005

Deadline: 04. Januar 2022 www.dgnc-kongress.de Joint Meeting mit der griechischen gesellschaft für neurochirurgie 22 J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 3/2005 * Nach einem Vortrag auf der Tagung der World Federation of Societies of Biological Psychiatry (WFSBP) in Buenos Aires zu ihrem 30jährigen Bestehen am 01.11.2004 Korrespondenzadresse: Univ.