Krieg auf dem Fußboden, am grünen Tisch und in den Städten. Vom Diskurs des Strategischen im Spiel (original) (raw)
Related papers
Diskurse des strategischen Spiels. Medialität, Gouvernementalität, Topografie
2020
Strategiespiele sind ein elementarer Bestandteil der populären Computerspielkultur mit äußerst erfolgreichen Serien wie StarCraft oder Command&Conquer bis hin zu Managment- und Regierungsspielen wie Fußballmanager, SimCity oder Civilization, in denen SpielerInnen Vereine und Unternehmen, Städte oder ganze Staaten regieren. Aus Medien- und diskurstheoretischer Perspektive sind Strategiespiele jedoch nicht nur als Anwendungsfelder strategischer Planung oder als ein Genre populären Unterhaltung interessant. Vielmehr gilt es herauszuarbeiten, wie sie auf komplexe Weise mit ästhetischen, politischen und sozialen Praxen und Vorstellungsräumen verbunden sind. Die Aufsätze in diesem Band lenken die Aufmerksamkeit u.a. auf die mediale und ideologische Aufladung strategische (Spiel-)Räume, auf Theorien der Regierung/Gouvernementalität, auf die Mikroebene kybernetisch intensiverter Subjektiverungsprozesse im Vollzug des Spiels sowie auf die rekursive Sichtbarmachung techisch-medialer Prozesse ...
2014
Strategiespiele sind ein elementarer Bestandteil der populären Computerspielkultur mit äußerst erfolgreichen Serien wie StarCraft oder Command&Conquer bis hin zu Managment- und Regierungsspielen wie Fußballmanager, SimCity oder Civilization, in denen SpielerInnen Vereine und Unternehmen, Städte oder ganze Staaten regieren. Aus Medien- und diskurstheoretischer Perspektive sind Strategiespiele jedoch nicht nur als Anwendungsfelder strategischer Planung oder als ein Genre populären Unterhaltung interessant. Vielmehr gilt es herauszuarbeiten, wie sie auf komplexe Weise mit ästhetischen, politischen und sozialen Praxen und Vorstellungsräumen verbunden sind. Die Aufsätze in diesem Band lenken die Aufmerksamkeit u.a. auf die mediale und ideologische Aufladung strategische (Spiel-)Räume, auf Theorien der Regierung/Gouvernementalität, auf die Mikroebene kybernetisch intensiverter Subjektiverungsprozesse im Vollzug des Spiels sowie auf die rekursive Sichtbarmachung techisch-medialer Prozesse in Computerspielen. Mit Beiträgen von Stefan Böhme, Mark Butler, Harald Hillgärtner, Britta Neitzel, Rolf F. Nohr, Ramón Reichert und Serjoscha Wiemer. 2014, 276 S., br., ISBN 978-3-643-11086-2
»Du bist jetzt ein heldenhafter Stratege« 1 Die Anrufung des strategischen Subjekts
2020
rung oder Machtausübung so zu konstituieren, dass Strategiespiele nicht nur Modelle für Regierungshandeln zur Verfügung stellen, sondern selbst in einen Modus des (gouvernementalen) Regierens eintreten. (6) Die Konsequenz einer solchen Fokussierung ist die Auseinandersetzung mit der Produktion von Spielsubjekten, in der Strategiespiele die Spielenden nicht nur in einen abstrakten Raum des regiert-werdens überführen, sondern auch ganz konkret (im Sinne des Marxschen Verständnisses erweiterter Arbeit) zu Subjekten der Produktion machen. (7) Eine solche Argumentationskette kulminiert in einem Verständnis, Strategiespielen als diskursive Formationen und Praktiken einer algorithmischen Kultur zu erkennen. Planspiele Zu den Klassikern etablierter kognitionspsychologischer, sozial-anthropologischer oder verhaltenswissenschaftlicher Methoden gehört die Herstellung von Modellszenarien, in denen die Teilnehmenden im Rahmen eines Spiels eine vorgegebene, komplexe soziale Wirklichkeit bearbeiten müssen. Das Ausgangsszenario bildet dabei meist eine fiktive, klar abgegrenzte Gemeinschaft, die sich in einer defizitären Lage befindet. Die Spielenden entwickeln Verbesserungsvorschläge und können rundenbasiert die (In-) Effektivität der von ihnen implementierten Veränderungen überprüfen und gegebenenfalls nachjustieren. Ein beliebtes Szenario bildet dabei beispielsweise eine landwirtschaftlich orientierte Kultur eines fiktiven ›Dritte-Welt‹-Landes. Die Spieler haben die Möglichkeit über die Implementierung medizinischer Infrastrukturen, den Aufbau eines Bildungswesens aber auch durch konkrete infrastrukturelle Baumaßnahmen (Bewässerungssysteme, Dreifelder-Wirtschaft, Aufforstung etc.) oder die Veränderung ideologischer, religiöser oder ökonomischer Paradigmen die Lebenswirklichkeit der simulierten Gemeinschaft zu verbessern.¯2 Solche Simulationsspiele werden gemeinhin nicht genutzt, um die Aufmerksamkeit der Spielenden auf die Probleme von Schwellenländer zu lenken oder konkrete Entwicklungshilfe-Szenarien zu evaluieren-sie werden zumeist und zunächst als Trainingsformen für eine spezifische Rationalität eingesetzt. Das spielende Subjekt soll in der Erfahrung des Augenscheinlichen lernen, dass das Denken und Handeln in komplexen, vernetzten und dynamischen Handlungszusammenhängen einen spezifischen Denk-und Handlungsstil erfordert. Was die Spielenden in solchen Übungssituation erfahren, kulminiert zumeist in der Evidenz eines ›typischen‹ Misslingens. Anfänglich getroffene und festgelegte
Den Krieg Denken: Die Entwicklung der Strategie seit der Antike
HAL (Le Centre pour la Communication Scientifique Directe), 2010
Den Krieg denken. Die Entwicklung der Strategie seit der Antike Beatrice Heuser Zum Inhalt: Ein großer Wurf, seit langem erwartet: die Geschichte des strategischen Denkens bis zur Gegenwart, verfasst von einer erstrangigen Kennerin. Über die Entwicklung von Strategie zu schreiben, ist eine Herausforderung. Der Inhalt des Begriffs hat sich im Laufe der Geschichte erheblich verändert. Nicht mehr die bloße Kunst des Feldherrn (des strategós) ist Strategie. Ihr Inhalt wird heute vielmehr durch gesellschaftliche Institutionen, Normen und Verhaltensmuster und ganz besonders durch die Politik, von der sie geleitet wird, und die Kultur, von der sie beeinflusst ist, bestimmt. Beate Heuser folgt in ihrer großen Darstellung dem von Clausewitz abgeleiteten heutigen Konsens unter Experten: Strategie ist Einsatz aller verfügbaren Mittel, vor allem des Mittels der Streitkräfte, zu politischen Zwecken, mit dem Ziel, dem Gegner die eigene Politik und den eigenen Willen aufzuzwingen. In einer souveränen tour d horizon entfaltet sie die westlichen Ideen zum Großen Krieg. An den Anfang stellt sie klassische antike Autoren wie Vegetius und verfolgt dann über die Jahrhunderte hin die Vorstellungen der Verfasser von Schriften über Kriegführung, ob sie nun den Begriff »Strategie« verwendeten oder nicht (er wurde nach der Antike erst um 1800 wieder gebräuchlich). Die Spannweite umfasst Verfasser und Werke aus Frankreich, Spanien und Italien, Deutschland, England, den USA und Russland bis hin zu aktuellen angelsächsischen Autoren, deren Theorien heute das Themenfeld dominieren.
Das Spielerische ebenso wie das Strategische haben Konjunktur. Dies manifestiert sich in medialen Spielanordnungen, die zunehmend politische, wissenschaftliche, militärische und ökonomische Handlungsfelder und Diskurse durchdringen. Offenbar materialisiert sich strategisches Denken und Handeln bevorzugt in der Form des Spiels. Nicht allein im Schachspiel oder im klassischen Kriegsspiel finden sich enge Verbindungen von Spiel und Strategie, sondern auch in Trainingsprogrammen für Manager, in Stadt- und Geschichtssimulationen oder in aktuellen Computerprogrammen, die im Bereich der Terrorismusbekämpfung zum Einsatz kommen. Damit ist das Strategiespiel mehr als nur ein Spiel, es ist längst ein Bestandteil gesellschaftlicher Steuerungstechniken. Es dient der Ent- scheidungsfindung in kritischen Situationen, es soll das Denken schulen und fordert uns zur Selbstoptimierung auf und zur Adjustierung an gesellschaftliche Handlungsschemata, Normen und Ideologien. Strategiespiele suggerieren Kontrolle, Regierbarkeit und den Erfolg (in der Politik, im Beruf, im Sport) durch richtiges Denken. Die Aufsätze in diesem Band schließen an aktuelle Forschungspositionen insbesondere der Medientheorie, der Diskursanalyse und der Gouvernementalitätsforschung an und lenken den Blick auf die Entwicklung von historischen strategischen Spielformen wie dem Hellwig'schen Kriegsspiel bis hin zu populären Computerspielen wie SimCity, Command&Conquer oder Civilization. Mit Bei- trägen von Markus Stauff, Ramón Reichert, Rolf F. Nohr, Sebastian Deterding, Stefan Werning, Serjoscha Wiemer, Gunnar Sandkühler und Leander Scholz
Springer-Lehrbuch, 2010
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Strategie Spielen: Medialität, Geschichte und Politik des Strategiespiels
2008
pel für (frühe) Mitarbeit am Konzept. Der besondere Dank der Herausgeber gilt den Autoren, den Kollegen von HBK, TU und IMF Braunschweig und den Studierenden unserer Seminare für Kritik und Widerspruch. Anmerkungen 01˘ Dieser Band verwendet im Sinne der einfachen Lesbarkeit hauptsächlich die männliche Form, ohne dabei eine geschlechtsspezifische inhaltliche Einschränkung vornehmen zu wollen. 02˘ Ein Modell ist ein in der Alltags-und Wissenschaftssprache vielfältig verwendeter Begriff, »dessen Bedeutung sich allgemein als idealisierende Reduktion auf relevante Züge, fasslicher oder leichter realisierbare Darstellung unübersichtlicher oder abstrakter Gegenstände und Sachverhalte darstellen läßt« (Mittelstraß 1984, 911). Somit ließe sich-verkürzt-die Beziehung zwischen Modell und Original mit Stachowiak (1973) als eine Attributenrelation beschreiben. Die Attributenkonstellation des Originals wird dabei unter Parametern der Verkürzung, Auswahl, Konstruktion und epistemologischer Pragmatik in die Attributenkonstellation eines Modells überführt (vgl. dazu den Beitrag Nohrs in diesem Band). 03˘ Zit. nach: www.schachkultur.de/sites/index.php?topic=14 (zuletzt eingesehen: 21. 11. 2007). 04˘ Eine solche Interdependenz ließe sich ggf. eher mit den eingeübten Taktiken innerhalb eines Spiels darlegen, wenn man der Trennung von Strategie und Taktik bspw. im Sinne Clausewitz´ folgt (vgl. dazu den Beitrag von Sandkühler in diesem Band). 05˘ Der Begriff der Strategie stammt aus dem Griechischen und bedeutet Heeresführer (stratos = Heer, agein = führen). Auch wenn bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. die Position des strategos (gr.) über die Kontrolle des Militärs hinausging und mit einem politischen Amt verknüpft war, das durch ein Wahlverfahren besetzt wurde, bleibt der Begriff der Strategie als ›Kriegskunst‹ bis ins 20. Jahrhundert eng an den militärischen Kontext gebunden. 06˘ Ihren Anfang nahm sie bereits in den 20er Jahren mit dem frühen Aufsatz von Neumanns »Zur Theorie der Gesellschaftsspiele« (Neumann 1928). 07˘ Zum Begriff des Bildes als »wahrnehmungsnahes Zeichen« vgl. Sachs-Hombach (2001).
2011
Vorwort Das vorliegende Buch wurde als Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) verfasst. Diese Arbeit zu beginnen, vor allem aber sie zu beenden, wäre nicht möglich gewesen ohne Hilfe und Unterstützung anderer Menschen. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Prof Dr. Christopher Daase, der mich vor allem bei der Themenfindung unterstützt hat und mich in allen Phasen ermutigte, meinen eigenen Weg zu gehen. Dank gebürt auch Prof. Dr. Wilhelm Hofmann, der mich zu rechter Zeit mit fachlicher und menschlicher Kompetenz unterstützt und mir so geholfen hat, das Angefangene abzuschließen. Nicht zuletzt danken möchte ich Prof. Dr. Günter Herrmann, der sich die Mühe gemacht hat, bei der Disputation als Nebenfachprüfer zu fungieren. Eine solche Arbeit ist nicht nur für den Autor selbst eine Belastungsprobe, sondern vor allem auch für sein privates Umfeld. Und so möchte ich einen besonderen Dank aussprechen an meine Lebensgefährtin Gitte, die mir über die gesamte Zeit des Entstehungsprozesses nicht nur eine seelische und moralische Stütze war. Mit stoischer Ruhe ließ sie mich gewähren und erinnerte mich von Zeit zu Zeit an die wichtigen Dinge des Lebens. Sie hat außerdem die außergewöhnliche Mühe auf sich genommen, große Teile korrekturzulesen. Die vorliegende Arbeit hat immens profitiert von den Korrekturen, Kommentaren und Vorschlägen all jener Menschen, die sie im Vorfeld gelesen und kritisiert haben. Für ihren Einsatz und die investierte Zeit bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet. Mein besonderer Dank gilt hier Imke Köhler für ihr gründliches Lektorat und ihre ebenso gründlich durchdachten inhaltlichen Anmerkungen. Unsere Gespräche zur Securitization-Theorie haben darüber hinaus geholfen, meine Gedanken zu ordnen. Die Kommentare und Anmerkungen von Andreas Kohn waren von unschätzbarem Wert für die Struktur der Arbeit und die logische Kohärenz des Arguments. Ebenso danken möchte ich Matti Nygren, für seine kritischen Kommentare und wertvollen Anregungen. Umfänglich profitiert habe ich auch von den Fachdiskussionen mit Marc Behrendt, die meinen Theorieteil maßgeblich verbessert haben. Zuletzt möchte ich den Teilnehmern des Forschungskolloquiums des IB-Lehrstuhls am Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft der LMU danken. Ihre Anregungen und Kommentare zu meinen Rohfassungen von Kapiteln sowie zu Arbeits-und Konferenzpapieren waren immer kreativ und zumeist hilfreich. München im Mai 2011 Markus Kink