Zerstörungsfreie Amateur-Archäologie Moderne Forschungsmethodik für eine neue Generation von Heimatforschern, veranschaulicht am Beispiel der Bischheimer Villa Rustica "Schanzgewanne" - eine Gebrauchsanweisung (original) (raw)

Andreas Schaflitzl, Ein Sandkasten zum Einschlagen von Wurzelgemüse. Nahrungsmittelkonservierung im privaten Bereich am Beispiel der villa rustica von Möckenlohe, in: R. Prien, J. Drauschke, A. Reis (Hrsg.) Küche und Keller in Antike und Frühmittelalter SAFM6 (Hamburg 2014)

While excavating a Roman villa rustica at Möckenlohe (Bavaria, Germany) a cellar was discovered. During its time of use a lot of alterations and refittings took place. A central feature was a square, wooden box filled with sand. It was quite probably used for storing root vegetables, thus conserving them during wintertime. Additionally found in the cellar were wooden chests, shelves, a sandbox for storing big ceramic pots, a raised, rectangular construction made with mortar and possibly a built-in cupboard. Heavy dolia, big ceramic bottles, storage pots and jars, all filled with food, were placed predominantly in the north-eastern corner. Additional food could also have been stored in sacks and baskets. Whether all of the edible goods were for private use or also intended for sale cannot be determined by archaeological means.

M. Mehofer zusammen mit J. Kastner – D. Salaberger – M. Grabner, Mikro-Röntgencomputertomografie: Eine zerstörungsfreie Methode für die Archäologie, Archäologie Österreichs 18/1, 2007, 60–65.

Die Untersuchung von archäologischen Gegenständen erfordert große Behutsamkeit, um nicht den künstlerischen und den kommerziellen Wert des Gegenstands zu vermindern. Daher sind zerstörungsfreie Verfahren, die seit Jahren erfolgreich in der industriellen Material- und Bauteilprüfung eingesetzt werden, hervorragend geeignet, um damit auch archäologische Objekte zu untersuchen. Die Einsatzgebiete in der Archäologie erwachsen aus Fragen im Zusammenhang mit • Herkunft, • Datierung, • Echtheit, • Materialzusammensetzung, • Entstehensweise oder Herstelltechnik, • Qualität bzw. Korrosionsgrad • Analyse vor der Restaurierung, • Archivierung, Digitalisierung bzw. Duplizierung, von archäologischen Gegenständen. Radiografische Methoden wie Radioskopie und medizinische Computertomografie werden seit vielen Jahren für archäologische Objekte genutzt. Es wurden Skulpturen, Vasen, Mumien, Schwerter, Bronzen und diverse andere Fundstücke untersucht [Hughes 1993, Goebbels 1994, Rossi 1998]. Viele Anwendungen haben aber unter der eingeschränkten Auflösung von ca. 0,5 – 1 mm von medizinischer CT gelitten. Die relativ neue Methode der µ-Röntgen-Computertomografie (µ-CT) wurde allerdings bis jetzt relativ wenig für archäologische Anwendungsfälle genutzt. µ-CT ist eine zerstörungsfreie Methode, um Bauteil- und Werkstoffdetails in drei Dimensionen mit sehr guter Auflösung zu lokalisieren und zu vermessen. Ein CT-Scanner mit einer Mikrofokusröntgenröhre und einem Matrixdetektor erzeugt eine Reihe von Röntgen-Absorptionsmessungen, die benutzt werden, um ein rekonstruiertes 3D-Bild des Objektes zu erzeugen. Im Herbst 2004 wurde am FH OÖ Campus Wels Österreichs erster µ-Röntgen-Computertomograf für industrielle Anwendungen[Kastner 2005, Kastner 2006] in Betrieb genommen..........

Auf den Spuren der villa publica – Flächengrabungen im frühmittelalterlichen Aschheim. Arch. Jahr Bayern 2013, 134-136 (together with A. Pütz).

Seit den 1980er Jahren werden in Aschheim durch große Flächengrabungen im Vorfeld von Wohnbauerschließung weite Teile des frühmittelalterlichen Ortes aufgedeckt. Insbesondere im Osten reicht die frühmittelalterliche Besiedlung deutlich über die heutige Ortsausdehnung hinaus. In diesem Bereich, südlich der Erdinger Straße, wurden 2011 und 2012 in zwei Kampagnen eine 3,5 ha große Fläche komplett freigelegt und dadurch weitere etwa 1,7 ha Siedlungsfläche des frühmittelalterlichen Aschheim archäologisch untersucht (Abb. 199). Auf diesem Areal konnten neben Befunden der Spätbronze-und Latènezeit etwa 3000 wohl vornehmlich frühmittelalterliche Pfostengruben, 63 Grubenhäuser, sechs Gräber und 21 Brunnen dokumentiert werden. Innerhalb der im Schnitt etwa 4 m tiefen Brunnen hatten sich in 13 Fällen sogar Reste der Kastenhölzer erhalten.

O. Schmidt-Rutsch/W. Essling-Wintzer, Vergessene Stahlzeit – Die Steinhauser Hütte in Witten. Ein Beispiel für die Herausforderungen und das Erkenntnispotential der Industriearchäologie. In: F. Jürgens/U. Müller (Hrsg.), Archäologie der Moderne. Standpunkte und Perspektiven. Sonderband Historisch...

2020

The Steinhauser Hütte in Witten is a particularly suitable case study to illustrate the manifold problems associated with the topic of the "Archaeology of Modernity". The most difficult and at the same time the most decisive task of an archaeology of modernity is the determination of the value of a certain monument. Although Westphalian archaeology was able to draw on the expertise of the LWL industrial museums in this matter, some reactions from experts reveal that the discourse on the Archaeology of modernity should not lose sight of the reality of everyday life in the preservation of archaeological monuments. Zusammenfassung Die Steinhauser Hütte in Witten ist als Fallbeispiel besonders geeignet, die vielfältigen Problemfelder rund um das Thema "Archäologie der Moderne" zu veranschaulichen. Deren schwierigste und zugleich entscheidendste Aufgabe ist die Bestimmung des Denkmalwertes. Wiewohl die westfälische Archäologie in dieser Frage auf die Kompetenz der LWL-Industriemuseen zurückgreifen konnte, offenbaren manche Reaktionen aus Fachkreisen, dass der Diskurs zur "Archäologie der Moderne" die Realität des bodendenkmalpflegerischen Alltags nicht aus den Augen verlieren sollte.

Spurensuche mit Infrarotkamera, Metalldetektor und Magnetometer. Zur römischen villa rustica von Cham-Lindencham, Heiligkreuz

Tugium, 2018

The Roman villa rustica of Cham-Heiligkreuz (Canton Zug, Switzerland; see https://goo.gl/9qtK7w for its location on a map) was partly excavated in the 1930ies. The exact position of the excavation trenches has been debated for a long time and was only reconstructed in 1993 using archival data. This placement has now been verified by a combination of geomagnetic survey and aerial infrared photography even though the location of the villa's pars urbana is still unknown. Furthermore, numerous snow marks seem to show a network of (mostly undated, presumably post medieval and/or modern) paths and tracks in the area. J. Reinhard, Chr. Rinne, R. Huber, Spurensuche mit Infrarotkamera, Metalldetektor und Magnetometer. Zur römischen villa rustica von Cham-Lindencham, Heiligkreuz. Tugium 34, 2018, 117-122 (for an additional 3D model see https://skfb.ly/6BRQP).

Für die Erforschung durch künftige Generationen. Archäologisches Schubladendenken, oder: wie erhält man Bodendenkmale am besten?

Die archäologische Denkmalpflege geht seit Jahrzehnten davon aus, dass die Belassung in situ die beste Möglichkeit ist, um Bodendenkmale langfristig möglichst unverändert ‚für die Erforschung durch künftige Generationen' zu erhalten. Daher betrachtet sie nicht durch externe Bedrohungen ‚notwendig' werdende archäologische Nachforschungen entweder als ‚Lustgrabungen' oder – wenn sie unsachgemäß durchgeführt werden – als ‚Raubgrabungen', die es möglichst vollständig zu verhindern gilt. Dadurch, so glaubt man, werden Bodendenkmale bestmöglich vor der Zerstörung geschützt und bleiben somit – angeblich ‚unverändert' – für die zukünftige Erforschung mit besseren als den heutigen Methoden so vollständig als möglich verfügbar. In diesem Beitrag wird gezeigt, dass dieses Dogma auf einem gravierenden logischen Denkfehler beruht. Wie gezeigt wird schützt ihre Belassung in situ Bodendenkmale nicht langfristig, sondern führt vielmehr in der überwältigenden Mehrheit aller Fälle zu ihrer unbeobachteten und nicht archäologisch dokumentierten Zerstörung; also zu archäologischem Totalschaden. Der Denkfehler, der der archäologischen Denkmalpflege unterlaufen ist, beruht darauf, dass sie zwar stets davon spricht, dass sie die Bodendenkmale ‚für die Zukunft' erhalten will, aber sich bisher überhaupt keine Gedanken gemacht hat, was überhaupt das wahrscheinliche zukünftige Schicksal von im Boden belassenen Bodendenkmalen ist, geschweige denn vernünftige Zukunftsprognosen darüber erstellt hat. Erstellt man auf Basis bisheriger Erfahrungen solche vernünftigen Zukunftsprognosen, erweist sich, dass die bestmögliche Methode zur möglichst langfristigen Erhaltung von Bodendenkmalen keineswegs ihre Belassung in situ, sondern vielmehr ihre möglichst zeitnahe Ausgrabung ist. Diese sollte natürlich optimaler Weise fachgerecht durch professionelle ArchäologInnen erfolgen; aber jede auch noch so unsachgemäß durchgeführte Grabung erzeugt eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass Bodendenkmale (wenigstens teilweise) langfristig erhalten werden, als wenn man sie einfach in situ belässt. Eine fundamentale Änderung der archäologischen Denkmalpflegepraxis ist daher unumgänglich erforderlich, wenn man nicht durch denkmalpflegerisches Nichtstun mehr Schaden an den Bodendenkmalen erzeugen will, als tatsächlich ‚unvermeidlich' ist.