Muslime in Deutschland von 1920 bis 1945 (original) (raw)
Bereits im Januar 1920, kurz nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, kamen junge Muslime des Nahen Ostens in wachsender Zahl zur Aufnahme eines Studiums vor allem nach Berlin. Deutschland war für die Studenten, die mit Devisen ausgestattet waren, ein attraktives und während der Inflation ein preisgünstiges Land. Es entstanden Vereine, in denen sich die Muslime engagierten. Viele, die als Studenten kamen, blieben beinahe zwei Jahrzehnte in Deutschland. Sie arbeiteten zum Beispiel als Journalisten, Lektoren am Orientalischen Seminar, Herausgeber von Zeitschriften oder in Krankenhäusern. Man könnte behaupten, dass manche von ihnen hier ein Stück weit heimisch wurden. Diese Entwicklung wurde jedoch durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beendet. Die Zwanziger Jahre bedeuteten für die Länder des Nahen Ostens eine Zeit des Umbruchs. Im Mittelpunkt stand die Befreiung von den europäischen Kolonisatoren. Doch für die Muslime war es auch eine Auseinandersetzung zwischen der eigenen islamischen und der nunmehr dominanten europäischen Tradition. Gerade an den Muslimen in Berlin lässt sich die Konstruktion kultureller Nähe oder Ferne 1 Der vorliegende Aufsatz benutzt Ergebnisse meiner Magisterarbeit Islambilder. Muslime in Deutschland von 1920 bis 1945, die im Januar 1999 von der Abteilung Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen angenommen wurde; die Arbeit wurde von Prof. Dr. Utz Jeggle (Empirische Kulturwissenschaft) und Prof. Dr. Heinz Halm (Orientalisches Seminar) betreut. Zahlreiche Hinweise erhielt ich von Scheich Bashir A. Dultz, dem Vorsitzenden der Deutschen Muslim-Liga Bonn, der mich auf die Thematik des Islam in Deutschland während des Nazismus aufmerksam machte. Vielerlei wegweisende Informationen bekam ich gleichfalls von Muhammad Salim Abdullah, dem Leiter des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland in Soest. Dank gebührt meiner Frau für philologischen »Beistand«.
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