Emotionale Erschöpfung und Wohlbefinden bei Gesundheitsfachberufen (original) (raw)

Psychische Gesundheit und Arbeitsbelastung bei Ärztinnen und Ärzten

Prävention und Gesundheitsförderung, 2014

Hintergrund und Fragestellung Die Gestaltung von gesundheits-und leistungsförderlichen Arbeitsbedingungen für Ärzte 1 wird zukünftig noch stärker an Bedeutung gewinnen, betrachtet man die Entwicklung einer zunehmenden Arbeitsverdichtung an Kliniken gepaart mit einem ansteigenden Ärztemangel sowie der verstärkt geführten Qualitätsdiskussion [2]. Die sich durch Faktoren wie den demographischen Wandel verändernden Arbeitsbedingungen haben ebenso Auswirkungen auf die allgemeine Lebensqualität der Ärzte wie auch auf das Arbeitsklima, die Arbeitszufriedenheit und Arbeitsbelastung. Ärzte wünschen sich zunehmend eine ausgewogene Work-Life-Balance, dem entgegen steht jedoch oftmals eine Unvereinbarkeit von Familie und Beruf-ein Stressor für Ärzte vor und während der Familiengründungsphase [20]. Die psychischen und körperlichen Auswirkungen der eben beschriebenen Arbeitssituation vieler Ärzte sind zunehmend Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen [11-13, 16]. Beispielsweise hängt der wahrgenommene Stress wäh-1 Um die Lesbarkeit zu erhöhen wird ausschließlich die männliche Form verwendet. Ärztinnen sind selbstverständlich immer eingeschlossen.

Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt Detachment

2016

Fragestellung und Ziele In den letzten Jahren wurde das mentale Abschalten von der Arbeit während der Ruhezeit als bedeutende Kenngröße für die individuelle Erholung ermittelt. Ziel dieser Metaanalyse mit k = 73 unabhängigen Beschäftigtenstichproben (N = 30.236; k = 71 peer-reviewte englischsprachige Publikationen; Zeitraum: 1998-2014) sowie einer Auswertung von k = 11 Sekundärstudien war es zu klären, inwiefern das Abschalten von der Arbeit mit Beanspruchungsfolgen (Gesundheit, Befinden, Motivation, Leistung) in Verbindung steht. Darüber hinaus wurde untersucht, welche Zusammenhänge zu potenziellen Antezedenzien (Arbeitsanforderungen und-ressourcen, Ausführen von Arbeitstätigkeiten während der Ruhezeit, individuelle Merkmale) bestehen. Definition und Operationalisierung Der Faktor Abschalten von der Arbeit (detachment from work, psychological detachment) schließt sowohl die physische, als auch die mentale Distanzierung von der Arbeit ein. Das Detachment stellt dabei nicht nur einen möglichen Bedingungsfaktor für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung dar, sondern ist selbst auch eine mögliche Beanspruchungsfolge von Arbeitsbedingungsfaktoren. Der Begriff wird in der Literatur recht unterschiedlich behandelt. So variieren in der arbeitspsychologischen Konzeptualisierung der Zeithorizont (vergangenheits-, gegenwarts-und zukunftsorientiert), die Dimensionalität (als das ‚mentale Beschäftigen mit der Arbeit-' vs. das ‚Loslösen von der Arbeit') und die Valenz (negativ, neutral, positiv) arbeitsbezogener Gedanken. In der vorliegenden Arbeit greifen wir diese Konstruktfacetten auf, beschränken uns aber auf Erfassungszeiträume während der Ruhezeit, also zwischen zwei Arbeitstagen/Arbeitsschichten. Wir operationalisieren hier das mentale Abschalten von der Arbeit als eigenständige Prozessvariable für die Beziehung zwischen Arbeitsbedingungsfaktoren und kurz-bis langfristigen Beanspruchungsfolgen. Das gedankliche Beschäftigen mit belastenden Inhalten ist aber auch Merkmal verschiedener weiterer allgemeiner (z. B. Rumination, Worry, negative Affektivität/Neurotizismus) und arbeitsspezifischer (z. B. Workaholism, Overcommitment, Erholungsunfähigkeit) Persönlichkeitskonstrukte. Diese Annahmen haben wir hier aufgegriffen und berichten die eigenständigen Varianzanteile des exzessiven Arbeitsengagements, des Job Involvements und der negativen Affektivität/Neurotizismus am Detachment. Messmethodik Das Abschalten von der Arbeit wird ausschließlich fragebogenbasiert, meist mit dem Recovery Experience Questionnaire von Sonnentag und Fritz (2007; 54 Prozent aller kodierten Studien) erfasst. Messgenauigkeit Die internen Konsistenzen der genutzten Skalen lagen im Durchschnitt bei αs > ,80. Die Messgenauigkeit der untersuchten Antezedenzien und Folgen des Zielkonstrukts kann insgesamt als ausreichend bewertet werden (alle mittleren αs > ,70). Bis auf die Ermittlung physiologischer Korrelate (z. B. Blutdruck, Speichelcortisol) überwog die Erhebung als Selbstbericht. Für eine Validitätseinschränkung unserer Ergebnisse durch Publikationsverzerrungen fanden sich keine Hinweise. Stichprobenbeschreibung Das mittlere Alter der Untersuchungsteilnehmer betrug 39,4 Jahre, das Geschlechterverhältnis in den Studien war im Durchschnitt ausgeglichen. Der Großteil der integrierten Befunde entstammt europäischen Stichproben. Die Studien wurden überwiegend als Querschnittserhebungen bzw. als Tagebuchstudien durchgeführt.

Erschöpfung und Engagement im Studium

Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 2016

Zusammenfassung. Das in der arbeitspsychologischen Forschung gut etablierte Job Demands-Resources Modell ( Demerouti, Bakker, Nachreiner & Schaufeli, 2001 ) bewährt sich auch im Studienkontext. Analog zu den Annahmen dieses Modells werden bezogen auf das Studium zwei parallel ablaufende Prozesse angenommen: ein Pfad der Gesundheitsbeeinträchtigung, in dem Anforderungen im Studium vermittelt durch Erschöpfung zu gesundheitlichen Einbußen führen und ein motivationaler Pfad, bei dem Ressourcen vermittelt über Engagement zu einem Zugewinn an Gesundheit führen. Für die Analysen wurden Daten von 808 Studierenden genutzt. Sie gaben Auskunft zu ihrem Erschöpfungserleben, ihrem Engagement, ihrer Wahrnehmung und Bewertung von Anforderungen und Ressourcen im Studium sowie ihrem Wohlbefinden. Die oben skizzierten Wirkmechanismen wurden in einem Strukturgleichungsmodell geprüft. Wahrgenommene Anforderungen im Studium sind hypothesenkonform mit Erschöpfung (ß = .79) und darüber invers mit Beeintr...

Psychosoziale Arbeitsbelastung von Ärzten in der HNO-Facharztweiterbildung

Laryngo-Rhino-Otologie, 2020

Zusammenfassung Einleitung Eine erhöhte psychosoziale Arbeitsbelastung kann negativen Einfluss auf die Gesundheit haben. Ein probates Mittel zur Erfassung ist das Gratifikationskrisenmodell. Eine Einordung dieser Betrachtung für HNO-Ärzte in Weiterbildung in Deutschland liegt bislang nicht vor, sodass eine erste Umfrage zur aktuellen Weiterbildungssituation durchgeführt wurde. Material und Methoden Die Online-Umfrage beinhaltete die Kurzfassung des validierten Fragebogens zum Gratifikationskrisenmodell nach Siegrist. Die Umfrage wurde per E-Mail an alle HNO-Assistenzärzte in Deutschland, die der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie bekannt waren, von April bis Juli 2019 versandt. Ergebnisse Bei den Teilnehmern lag in 92,3 % eine Gratifikationskrise vor, ER-Ratio über 1. Der Mittelwert betrug 1,57 ± 0,43, adjustiert 2,16 ± 1,36. Die Verausgabungsskala lag bei 10,71 ± 1,40 (3–12), adjustiert 85,72 ± 15,52, die Belohnungsskala bei 16,58 ± 2,86 ...

Hirschfeld, Alexander. 2015. “Arbeit und psychische Erschöpfung: Zur Genese und Entwicklung des Konzepts Burnout.” Ethik und Gesellschaft, 2.

Das gegenwärtig vieldiskutierte Problem arbeitsbedingter psychischer Erschöpfung ist Teil eines umkämpften Feldes. Um der dominanten Deutung dieses Phänomens auf die Spur zu kommen, wird seine Genese und Entwicklung als soziale Problematisierung nachgezeichnet. Am Beispiel des Konzepts Burnout wird gezeigt, wie sich Erschöpfung als Problem der psychischen Gesundheit jenseits klassischer Krankheitsvorstellungen etabliert. Die Analyse des wissenschaftlichen Diskurses macht deutlich, dass in den 70ern ein Netzwerk der Expertise entsteht, das den Konflikt zwischen Arbeit und Ermüdung ins Zentrum rückt. Im Laufe der 80er- und 90er-Jahre wird die Problematisierung jedoch zunehmend von den Deutungsmustern der Anpassung und aktiven Gestaltung psychischer Gesundheit überlagert.