Albrecht Dürers "Traumgesicht" von 1525. Ein Bildexperiment zwischen Kontingenz und Kalkül (original) (raw)

Zwischen Licht und Schatten. Zur Tradition der Farbgrundzeichnung bis Albrecht Duerer

Dissertation, ed. Berliner Schriften zur Kunst, 2016

Rezension von Robert Felfe, in: ArtHist.net, 16.12.2017. https://arthist.net/reviews/14159. Letzter Zugriff 21.07.2018. Der Band analysiert erstmals die Farbgrundzeichnung von ihren Anfängen nördlich der Alpen bis Albrecht Duerer und beleuchtet ihre Funktionen, Materialästhetik und Medienreflexion im Wandel künstlerischer Anforderungen. Die im 15. Jahrhundert zunehmende Bedeutung der Handzeichnung zeigt sich insbesondere in vielfältig erhaltenen Farbgrundzeichnungen. Helle und dunkle Zeichenmittel auf farbigen Fonds stellen die Materialität in ihrem illusionistischen Potenzial eindrucksvoll heraus. Die Abstraktion von Buntwerten erprobt neue Seherfahrungen, so dass die Technik prädestiniert für Aushandlungsprozesse neuzeitlicher Darstellungsweisen erscheint. Die Nachfrage einer kunstinteressierten Klientel führte zu verschiedenen Popularisierungsverfahren. Mit Blick auf subtile Variationen gelingt eine wissenskulturelle Positionierung der Handzeichnung in neuem Licht.

Ein Katharinenaltar vom Jauerling? Zur Rekonstruktion eines dürerzeitlichen Bildensembles

Essay Belvedere Sammlung online ("Curator Choice"), 2024

In der Mittelaltersammlung des Belvedere befindet sich ein Altar, der in seiner Konzeption mit Flügeln ganz den Konventionen der Spätgotik nördlich der Alpen entspricht. Das Dekor, etwa der Blätterkranz unter dem Schreinbogen, steht dagegen bereits im Zeichen der Renaissance. Diese Zwitterhaftigkeit ist für die Kunst des frühen 16. Jahrhunderts durchaus üblich. Nach der kürzlichen Identifizierung der Schreinskulptur und des Sockelreliefs lässt sich nun das ursprüngliche Erscheinungsbild des Ensembles nachzeichnen, bei dem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Katharinenaltar handelt.

Christus als alter ego. Albrecht Dürers Selbstporträt im Pelzrock – eine gemalte Bildtheologie

Christus als alter ego. Albrecht Dürers Selbstporträt im Pelzrock – eine gemalte Bildtheologie, 2024

Es ist keineswegs vermessen, Albrecht Dürers Selbstporträt im Pelzrock als ‚Mona Lisa des Nordens‘ zu bezeichnen, da sein Gemälde eine ebenso intensive Bannkraft entfaltet wie Leonardo da Vincis Werk. Allerdings ist nicht das Lächeln der schönen Unbekannten, sondern der durchdringende Blick das Rätselhafte des Bildes. Ein Blick, dem wir uns – auch nach über 500 Jahren – kaum zu entziehen vermögen. Doch wem gilt der Blick und ist es einzig Dürer, der aus dem Bild herausschaut? Sind womöglich wir selbst im Blick präsent und in diesem Sinne in Dürers Selbstbildnis mit abgebildet? Ergründen Sie mit mir diese Rätselhaftigkeit von Dürers Hauptwerk…

„Das ergab aber ein so buntes und wenig eindrucksvolles Bild“. Zu den Anfängen der archäologischen Kartographie in Deutschland (1870-1914)

2013

Maps and especially thematic maps are considered as a particular type of source in the modern Pre- and Protohistorical Archaeology (Steuer 2006, 143) and belong to the matters of course in communication of this science (Gugerli/Orland 2002, 10). With the help of maps the presentation of results and regional surveys are achieved so convincingly and powerful, that their requirements, procedures and process conditions (ibid.) are rarely questioned. However, these questions have to be reflected because they are the traditional approach which is used to transform archaeological findings into different signs on maps to sort things. The historiography of sciences offers one way to understand the formation conditions of archaeological mapping. The present paper tries to look back to the beginnings of archaeological cartography in the late 19th century and see how this matter was negotiated with the members of the German Society of Anthropology, Ethnology and Prehistory. The historically documented discussions and work reports show how mapping changed the perspective on archaeological phenomena and how mapping selectively filtered the scientific knowledge. Karten und besonders Verbreitungskarten gelten in der modernen Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie als eine eigenständige Quellengattung (Steuer 2006, 143) und gehören inzwischen zu den „kommunikativen Selbstverständlichkeiten“ (Gugerli/Orland 2002, 10) des Faches. Sie leisten derart überzeugend und machtvoll Bestandsaufnahmen ebenso wie Ergebnispräsentationen, dass darüber „ihre instrumentellen Voraussetzungen, ihre Prozeduren und Verfahrensbedingungen“ (ebd.) kaum mehr hinterfragt werden. Sie gilt es aber zu reflektieren, denn sie sind der tradierte Rahmen, in dem archäologische Funde und Befunde zu verschiedenen Zeichen auf Karten transformiert werden, um Ordnung in die Dinge zu bringen. Eine Möglichkeit der Annäherung an diese Entstehungsbedingungen archäologischer Karten bietet die historiographische Perspektive. Im vorliegenden Beitrag wird zurückgeblickt auf die Anfänge der archäologischen Kartographie im ausgehenden 19. Jh., wie sie zwischen den Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte verhandelt wurden. Die überlieferten Diskussionen und Arbeitsberichte zeigen, wie das Kartieren die Perspektive auf die archäologischen Phänomene veränderte und dabei als eine Filterfunktion für Wissensbestände wirkte.

Die Macht der filmischen Imagination bei Albrecht Dürer

New Theories 1/2023 (6), 2023

The article explores the fundamental qualities of imagination in the works of Albrecht Dürer, with a focus on a specific sheet from his cycle of illustrations in the biblical Apocalypse series – the woodcut titled The Strong Angel. Our analysis builds on the insights of media historian Jörg Jochen Berns, who identified the presence of a “film before the film” in the Middle Ages and the Renaissance. This concept refers to an “inner film” that responds to external stimuli – from the “outer film” – allowing the observers to immerse themselves in holy images, particularly during prayer, through the stimulation of their imagination. In the context of the biblical Apocalypse, the Strong Angel is a metaphor for vision; at the same time, it requires considerable imaginative power from the artist (Dürer) to depict such a scene. An angel appears to St John, giving him a book of visions that St John must “devour” to keep them hidden. For our research, which involves interpreting this work through the medium of film, it was essential to highlight a key discovery in this illustration: the montage process that interconnects the elements of The Strong Angel. This connection is crucial for interpreting the Angel as a messenger from heaven, linking the divine to the earthly, the sacred to the profane, and the corporeal (human head) to the material (pillars). We examined the imaginative potential in Dürer’s work through the perspective of image theorist Ludwig Schwarte and interpreted Dürer’s art as imagination-stimulated and produced by intuition, in which the observer actively participates in the scene. Assuming that the inner film existed in the Middle Ages and the Renaissance as a prayerful and visionary imagination manifest in the given examples, we juxtaposed it with the measurement of sensory stimuli, and thus with the physiognomic discovery of the early 19th century as interpreted by Jonathan Crary.