Die Geburt der Moderne aus dem Geist der Religion? (original) (raw)
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Zeitschrift für Religionswissenschaft
Zusammenfassung In diesem Artikel geht es darum, die Genealogie im Anschluss an Michel Foucault für die Religionswissenschaft fruchtbar zu machen und ihr Programm zu schärfen. Dazu hebe ich zuerst einige wesentliche Aspekte hervor, welche die Genealogie ausmachen. Im Folgenden untersuche ich den Artikel „Umkämpfte Historisierung“ von Michael Bergunder als ein aktuelles Beispiel für die Anwendung der Genealogie in der Religionswissenschaft. Diesem stelle ich im letzten Teil des Artikels meine eigene Genealogie von Religion gegenüber. Ich zeige, wie sich die Konstitution eines spezifisch religiösen Bereichs und die nominalistische Auffassung seiner Zeichen innerhalb des Ritenstreits im Kontext von Mission in Asien seit dem 16. Jh. vollzogen hat. Wie Religion verstanden wurde, hing dabei unmittelbar davon ab, welche kolonialen Interessen durchgesetzt werden sollten. Die Verstrickung von Religion in den Zusammenhang von Macht-Subjekt-Wissen muss deshalb zukünftig konsequenter auch durch...
›Moderne Religion‹ als Antwort auf die ›rhetorische Situation‹ des neuzeitlichen Christentums
Rhetorik und Religion, hg. v. Philipp Stoellger (Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch, Bd. 34), Berlin/Boston 2015, 2015
The author argues, that the analysis of the »rhetoric situation« by Hans Blumenberg corresponds to the situation of modern christianity in many ways. From this, the author concludes that the theological responses to the problems of the modern situation of Christianity must be rhetorical analyzes. Therefore he interpreted F. D. E. Schleiermachers Reden über die Religion (1799) as a form of rhetorical and literary foundation of religion. Moreover, the author tries to show by the example of classic texts of modern theology, that modernization and rhetorization of religion and Christianity are closely related.
Radikal religiös - Eine Jugendkultur zwischen Moderne und Tradition?
Radikal religiös - Eine Jugendkultur zwischen Moderne und Tradition?, 2023
Das Buch untersucht die Motive und Faktoren religiöser Radikalisierung von jungen Menschen sowie deren jugendkulturelle Konstitution in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Im Vordergrund stehen dabei die Perspektiven, Erfahrungen, Einstellungen und Weltsichten der radikalisierten und sich radikalisierenden Jugendlichen, die sich auf der Suche nach Sinn, Orientierung und Halt in ihrem Leben tiefer in der Religion des Islam und den radikal-religiösen Milieus und Strukturen verwurzeln.
Zu Beginn würdigte Dekan Prof. Dr. Leonhard in humorvoll-geistreicher Weise das geo-und biographische Itinerarium und den geistigen Denkweg des aus Bari stammenden Privatdozenten. Dem so angeschlagenen Grundton entsprach der Vortrag über die Barockzeit, deren Wendungen und Brechungen nicht nur das Thema, sondern auch dessen Perspektive, Gang und Methode bestimmten. Man wurde Ohren-und Augenzeuge einer Bilder-und Theoriewelt, die die Neuzeit bleibend in Atem hält und womöglich auch der postmodernen Mentalität in aller Fremdheit etwas zu sagen hat. Dabei wurden in einem doppelten Dreh die Selbsterkundungen der Vernunft bei Descartes und Pascal gegen den Strich gelesen, gleichsam gegen sich selbst und ihren scheinbaren Grundstil gewendet und deren komplementäre Begrenzung, Fruchtbarkeit und Unverzichtbarkeit aufgezeigt. In solchen Stellproben im Denk-und Lebenstheater wollte man den unendlich reichen und abgründigen Perspektiven endlicher Vernunft und Erfahrung gerecht werden und sie neu zu gründen suchen.
Die Wende zur Religion in der neueren Philosophie
Im ersten Teil dieses Papers steht Martin Heideggers einflussreiche Analyse der onto-theologischen Verfassung der Metaphysik im Zentrum (Gott als höchstes Seiendes), die zum berühmten Interdikt geführt hatte, dem gemäss die Philosophie „heute“ vorziehe, von Gott zu schweigen. Im zweiten Teil geht es darum, ausgehend von zeitgenössischen Denkansätzen der Phänomenologie und Hermeneutik, einen umfassenden Begriff von Wahrheit zu entwickeln, der es erlaubt, die von Heidegger herausgearbeiteten Probleme zu überwinden und das Gottesthema in der Philosophie der Gegenwart erneut zu etablieren.
Moderner als die Moderne: Zur Zukunftsfähigkeit des Christentums
1990
Das Christentum-moderner als die Moderne? Das kann doch allenfalls in Analogie zum Trabi gelten, der zum postmodernen Schickeria-Hit avanciert ist. Gilt ansonsten doch das Christentum als Verkörperung des Althergebrachten, im besten Falle, eher jedoch des Uberholten. Das Christentum erscheint in unserer modernen Gesellschaft als Relikt einer vergangenen Epoche, unvereinbar mit modernen Weltbildern, Wertvorstellungen und Gesellschaftsstrukturen: Es sei nur erinnert an die Ablehnung von Freiheits-, Gleichheits-und Partizipationsvorstellungen heute noch im innerkirchlichen Verhältnis und lange Zeit hindurch für den gesellschaftlich-politischen Bereich. Verändert man jedoch nur ein wenig die Perspektive, erscheinen die christlichen Kirchen ganz auf der Höhe der Zeit. Vielleicht etwas weniger professionell, aber im Grund sind sie doch moderne Organisationen wie Deutsche Bank, Siemens und CDU. Sie sind in der Lage, bei den Großen unserer Gesellschaft mitzuspielen, ihre Interessen zu verteidigen, politisch Einfluß zu nehmen und finanzielle Ressourcen zu sichern. Das Christentum also auf der Höhe der Zeit! Aber auch das ist nicht alles. Denn überraschenderweise richten viele Menschen-mehr als sich in den Gottesdiensten finden-Hoffnungen auf die Kirche. Sie erhoffen von ihr, daß sie gegenüber den "Kolonialisierungen" einer auf Systemrationalität reduzierten Vernunft in unserer Gesellschaft Humanität und Solidarität in Erinnerung hält 1. Das Christentum in unserer Gesellschaft ist, so kann man zusammenfassen, also erstens überholt, zweitens auf der Höhe der Zeit und drittens der Moderne voraus. Bei der Beschreibung der Situation christlicher Tradition in unserer Gesellschaft und dieser Gesellschaft selbst, die zuvor hinreichend begriffen sein muß, scheitern einlineare und eindeutige Konzepte. Widersprüchlichkeit ist Kennzeichen gegenwärtiger Realität selbst, nicht Folge unzureichender theoretischer Qualität. Durch Bildung von Idealtypen soll versucht werden, diese Widersprüchlichkeit begrifflich einzufangen, nämlich durch drei Gesellschaftskonzeptionen, die den Zeiten "Vergangenheit", "Gegenwart" und "Zukunft(sprojekt)" entsprechen, die sich aber auch als Ungleichzeitige gleichzeitig in unserer Gesellschaft finden, und denen sich Wertorientierungen, Persönlichkeitsmodelle und politi
Religion und Moderne: Theoretische Überlegungen und empirische Beobachtungen
Kontroversen um Modernität und Säkularisierung, 2013
Seit einiger Zeit ist in den Sozial-und Geisteswissenschaften, sobald die Sprache auf das Verhältnis von Religion und Moderne kommt, ein neuer, selbstgewisser Ton zu vernehmen. Einsichten der soziologischen Klassiker in das Spannungsverhältnis von religiösen Ritualen und modernen Verfahren, religiösen Überzeugungen und modernem Wissen, religiösen Identitäten und moderner Reflexivität sollen nicht mehr gelten. Stattdessen wird unter Bezugnahme auf die in den Massenmedien breit diskutierte Rückkehr des Religiösen in den Raum von Öffentlichkeit und Politik die Vereinbarkeit von Religion und Moderne, die religiöse Imprägnierung moderner Institutionen und Ideen, ja die religionsproduktive Kraft der Moderne selbst behauptet. Die Entwicklung von Religion in den letzten Jahrzehnten sei, so Staf Hellemans, »nicht mehr vom Gegensatz zwischen Religion und Moderne aus zu deuten« (Hellemans 2010: 15). »Es wird Zeit, dass wir uns von diesem antithetischen Denken verabschieden« (35). »Alle Religion in der Moderne«, auch »die orthodoxeste und modernitätsfeindlichste«, sei »durch und durch modern« (35). Die gegenwärtig beobachtbaren religiösen Formen und Inhalte gehörten, wie man noch bis vor Kurzem geglaubt habe, nicht einem voraufklärerischen Zeitalter an, sondern seien ein Ausdruck der Moderne und mit ihr vollständig kompatibel. Ebenso strebt in seinem Buch Der eigene Gott auch Ulrich Beck einen soziologischen Perspektivenwechsel an, in dem Religion »vom Opfer der Entzauberung zum Akteur reflexiver Modernisierung« werden könne (Beck 2008: 225). Als Soziologe habe er zwar »im Glauben an die Erlösungskraft der soziologischen Aufklärung das Säkularismus-Idiom im