Die Erweiterung des Fürsorge-Paradigmas im Sinne einer Postwachstumsgesellschaft (original) (raw)
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Wie der Abschied vom Paradigma des Wirtschaftswachstums gelingen kann. Die Postwachstumsgesellschaft
2010
Wirtschaftswachstum erfüllt schon seit Längerem seine Versprechungen als vielseitiger Problemlöser nicht mehr: ❚ In den reichen Industrieländern erhöht Wirtschaftswachstum das Wohlergehen, Glück und Zufriedenheit nur mehr wenig, wenn überhaupt (Jackson 2009). ❚ Wirtschaftswachstum schafft kaum mehr Arbeitsplätze. Seit den 1970er Jahren nimmt die Erwerbsarbeitslosigkeit in Schüben zu, obwohl die Wirtschaft seitdem deutlich gewachsen ist. ❚ Die soziale Ungleichheit hat in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen, trotz Wirtschaftswachstum (OECD 2009). ❚ Wirtschaftswachstum sollte ermöglichen, die Staatsverschuldung zu begrenzen und zu verringern. Tatsächlich ist aber in Deutschland und vielen anderen reichen Ländern die Staatsverschuldung seit 1950 unaufhörlich gestiegen, in Deutschland von damals 19 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf inzwischen 71 Prozent am BIP (Seidl/Zahrnt 2010). Rechnet man die impliziten Schulden hinzu, kommt man auf 250 Prozent (Köhler 2010). ❚ Zwischendr...
Ökologisches Wirtschaften - Fachzeitschrift
Seit den frühen 1970er Jahren gibt es eine umfangreiche Kritik an der einseitigen Ausrichtung westlicher Länder auf das Wirtschaftswachstum. Zwischenzeitlich werden die nachteiligen ökologischen und sozialen Kosten des Wirtschaftswachstums immer offensichtlicher. Wie kann eine Gesellschaft aussehen, die ohne den Zwang zum Wirtschaftswachstum funktioniert?
Mit Self-Care wider die Wachstumskrise? Ambivalenzen der Selbstsorge in der Postwachstumsbewegung
Caring Societies – Sorgende Gesellschaften, 2022
Widersprüche sind auch im Engagement für Postwachstum allgegenwärtig. Es ist nötig, bei der Gestaltung von Transformationen zu Postwachstumsgesellschaften die Komplexität der individuell-psychologischen Ebene explizit in den Blick zu nehmen und die Akzeptanz ihrer Widersprüchlichkeitnicht zu sanktionieren. Zwar ist es im Konkreten postwachstumsförderlich und vielleicht auch löblich, wenn Individuen ihren Alltag konsistent nach Postwachstumsvisionen ausrichten. Allerdings würde ein Fokus auf akzeptable/nicht-akzeptable bzw. gelungene/nicht-gelungene Praxis über den Umstand hinweg täuschen, dass es gesellschaftliche Strukturen sind, die es vielen Menschen verunmöglichen, Postwachstum konsistent zu leben (vgl. Lessenich 2016; Brand/Wissen 2017). Eine angemessene Berücksichtigung von Widerspruchserfahrungen und alltäglicher Ambivalenz vermag, die Verantwortung für Postwachstumstransformation von Individuen ein Stück weit zu lösen und macht den Weg frei, um gemeinsam – als unperfekte Aktivist*innen – die gesellschaftlich nicht-nachhaltigen Strukturen anzugehen.
Heidegger ist nicht gerade ein Philosoph, den man gerne mit Ethik in Verbindung bringt. Und zwar, wie man sagt, in erster Linie deshalb, weil er nichts über Ethik verfasst hat; außerdem war er bekanntlich nicht gerade ein Musterbeispiel für Fragen der Moral, weder (natürlich) als Nazi noch, wie man seit der Veröffentlichung der Schwarzen Hefte weiß, als Antisemit.
Retten und Pflegen. Bauerhaltung in der Postwachstumsgesellschaft
Herold / Langenberg / Spiegel (Hg.): Avantgarde oder uncool? Denkmalpflege in der Transformationsgesellschaft, 2022
Within the field of heritage conservation, on the one side we see scholars, agents of enlightenment, advocates, heroic admonishers and saviors; on the other, we find their counterparts: concerned objectors, bureaucratic arbiters of taste, trustees of hegemonial claims to interpretation and hereditary entitlement. Less visible, meanwhile, from both within and outside of our field – as well as increasingly absent from its vocabulary – are the caretakers. In times of crisis, heroic action and caretaking can amount to the same thing. Recent events have served to remind us of the relevance of caretaking professions: our new everyday heroes. But can heritage conservation – Denkmalpflege or “monument care” in German – be counted among the caretaking professions at all? Isn’t it rather a field of expertise in the analysis and curatorial management of change? We like to see ourselves as the avant-garde in the politics and poetics of passing on our collective inheritance. Yet while progressive voices in architecture are demanding a “shift in building practice” toward radical preservation of the existing fabric, we continue to hear, from a conservation community that does not want to appear conservative, talk in neo-liberal terms of “tolerance for change”. On which of these two missions do we want to lead the charge? Wherever radical rethinking is necessary, the vanguard can quickly turn into the rearguard. This can mean concentrating on care, in the manner of the Red Cross. Heritage conservation often comes too late with concrete practices of this kind, as do all those wanting to save what is already endangered. Such forces are conservative, but they are not revisionist like some of those nostalgic for a bygone, carefree era of building without limits. The maxim of the “smallest possible intervention” might be better suited for the conservation field in a post-growth society than would further talk of adapting historic buildings to current styles of living and doing business. What must change is not so much the realm of architectural heritage but rather a building culture that is based on outdated patterns of resource distribution and greedy consumption.
2024
Die Bachelorarbeit analysiert die Integration von Care- und Reproduktionsarbeit in deutschen Postwachstumsansätzen. Sie hinterfragt, ob das Konzept eines "guten Lebens für alle" tatsächlich alle sozialen Gruppen einschließt, und beleuchtet insbesondere die feministischen Leerstellen in den Ansätzen von Matthias Schmelzer und Alexis Passadakis, Niko Paech und Barbara Muraca. Lorenzen argumentiert, dass eine kritisch-feministische Perspektive, die Geschlechtergerechtigkeit und die Wertschätzung von Care-Arbeit berücksichtigt, essenziell ist, um das Ziel einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft zu erreichen.
Postwachstumsgesellschaft: Verortung innerhalb aktueller wachstumskritischer Diskussionen
2012
Seit wenigen Jahren erlebt die Kritik am Wirtschaftswachstum eine Renaissance. In diesem Beitrag geht es darum, das Konzept der Postwachstumsgesellschaft und weitere aktuelle wachstumskritische Diskussionen vorzustellen und die Post- wachstumsgesellschaft darin zu verorten. Der Beitrag zeigt einzelne Gemein- samkeiten in der Begrundung der Wachstumskritik (z.B. BIP-Kritik), ambiva- lente Einschatzungen (z.B. Potential von Effizienz) und teilweise ausgeblendete Argumente (z.B. Zinskritik) auf. Eine Abkehr vom Wachstumsparadigma erfor- dert eine grundlegende Transformation, die Zeit braucht, aber trotzdem jetzt schon angegangen werden muss. Denn ein Aufschieben durfte die Aufgabe schwieriger machen und das Potential fur Krisen erhohen. In recent years there has been an upsurge of criti-cism of economic growth. The aim of this article is to establish the concept of a post-growth-society, and introduce relevant growth-critical discussions within this framework. The dis- cussions will sh...
Who Cares? Sorgearbeit im Postfordismus
Kein Mensch überlebt ohne Fürsorge. Und dennoch wird Sorgetätigkeit als Voraussetzung von Markt und Gesellschaft stets unsichtbar gemacht und abgewertet. Die Konsequenzen sind jedoch fatal, nicht nur für die Realität der GratisarbeiterInnen.