Sommer, Andreas Urs: Philosophie als Wagnis. Festrede aus Anlass der Verleihung des Friedrich-Nietzsche-Preises des Landes Sachsen-Anhalt am 13. Oktober 2013, in: Nietzscheforschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft 20, Berlin 2013, S. 19-27 (original) (raw)

Sommer, Andreas Urs: Philosophen und philosophische Arbeiter. Das sechste Hauptstück: „wir Gelehrten“, in: Born, Marcus Andreas (Hg.): Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Berlin / Boston 2014 (Klassiker Auslegen, Bd. 48), S. 131-145

Das sechste Hauptstück von Jenseits von Gut und Böse als Ganzes steht selten im Zentrum forschender Aufmerksamkeit. Zu gewichtig erscheint das unmittelbar vorangehende Hauptstück, das mit seinen Beobachtungen "zur Naturgeschichte der Moral" die Genealogie der Moral präludiert, zu verheißungsvoll das von "unsere[n] Tugenden" handelnde, unmittelbar folgende Hauptstück, als dass die Ausführungen "wir Gelehrten" in der Rezeptionsgeschichte noch ein reiches Eigenleben hätten entwickeln können. Dennoch müsste schon das in der Überschrift benutzte Personalpronomen der ersten Person Plural für eine gewisse Irritation sorgen: Es ist das einzige Hauptstück, dessen Titel die "Wir" aufrufen. Diese "Wir" scheinen direkt auf Nietzsche zurückzuverweisen, der dieses Personalpronomen häufig nutzt, um seine eigenen Perspektiven zu markieren und gleichzeitig die (mehr oder weniger) geneigten Leser zu vereinnahmen. Die Irritation rührt nun weniger daher, dass das "Wir" in den Hauptstück-Überschriften singulär ist, sondern vor allem daher, dass es mit "Gelehrten" kombiniert wird -mit einer Spezies Mensch, zu der Nietzsche seit seinem frühen Ausscheren aus dem Normalkonsens der Gelehrtenrepublik in der Geburt der Tragödie kein positives Bekenntnisverhältnis mehr unterhielt. Die Wendung "wir Gelehrten" kommt im Text des sechsten Hauptstücks auch nicht vor; die gelegentlich sprechenden "Wir" perspektivieren den Typus des Gelehrten, des Wissenschaftlers vielmehr kritisch (JGB 206; KSA 5, 133; JGB 207; KSA 5, 135)

Andreas Urs Sommer: Nietzsche und die Folgen. 207

Philosophischer Literaturanzeiger , 2018

Andreas Urs Sommer (*1972) ist ein Schweizer Philosoph, Publizist und Numismatiker. Er lehrt Philosophie an der Universität Freiburg i. B. und leitet seit 2014 die Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften mit Sitz an der Universität Freiburg. Er ist Direktor der Friedrich-Nietzsche-Stiftung in Naumburg (Saale). Sein neustes Buch „Werte. Warum man sie braucht, obwohl es sie nicht gibt“ wurde im Juni 2016 im Verlag J.B. Metzler veröffentlicht.

Philosophie ist ein Orgasmus. Ein erotischer Wetterbericht, mit Friedrich Nietzsche

Jahrbuch der Prager Gruppe* 1, 2023

Rund um Friedrich Nietzsche, Leibphilosophie, Oikologie, Bewegung, Begehren und den Eros formuliert Thérèse Laetitia ihren Beitrag „Philosophie ist ein Orgasmus. Ein erotischer Wetterbericht, mit Friedrich Nietzsche“. Der Artikel interpretiert Nietzsches Wettermetaphorik als orgiastisches Geschehen des Philosophierens. Zuerst werden hierfür die dionysisch-apollinischen Triebe thematisiert und insbesondere auf die Nicht-Binarität ihrer spannungsreichen Einheit eingegangen. Daraufhin wird mit Nietzsche die Maßlosigkeit apollinischer Hybris kritisiert, um die eigentliche Untrennbarkeit der Triebe zu verdeutlichen. Für ein schöpferisches Philosophieren, welches diese Spannung wahrt, wird Nietzsches Große Vernunft des Leibes herangezogen, welche als das Zwischen der Triebe, in Anlehnung an Hans Rainer Sepps Oikologie, gedeutet wird. Hier wird die Verbindung zur Begehrensstruktur unterstrichen und eine erotische Affirmation verleiblichten Denkens vorgeschlagen. Der Höhepunkt der Arbeit besteht in der Deutung des nietzscheanischen Blitzes als Metapher dieser Affirmation. Der Artikel endet mit der Einladung zur Bejahung philosophischer Erotik.

IFB-Rezension Georg Friedrich Meier (1718-1777) : Philosophie als "wahre Weisheit" / Gideon Stiening, Frank Grunert (Hrsg.).-Berlin [u.a.] : De Gruyter, 2015.

AUFSATZSAMMLUNG 16-1 Georg Friedrich Meier (1718-1777) : Philosophie als "wahre Weisheit" / Gideon Stiening, Frank Grunert (Hrsg.).-Berlin [u.a.] : De Gruyter, 2015.-418 S. : Ill ; 24 cm.-(Werkprofile ; 7).-ISBN 978-3-11-040179-0 : EUR 109.95 [#4347] Georg Friedrich Meier gehört zu den wichtigen deutschen Aufklärungsphilo-sophen. 1 Er war in besonderer Weise nicht zuletzt mit der Universität in Hal-le verbunden, weshalb er in deren Geschichte eine wichtige Rolle spielt. 2 Es ist auch erfreulicherweise so, daß in den letzten Jahren einige seiner Texte wieder abgedruckt wurden, teils im Rahmen der Reihe Philosophisches Denken in Halle des Schenk-Verlages, 3 aber auch in der gewaltigen Sammlung von Materialien und Dokumenten der Christian Wolff-Werkaus-gabe des Olms-Verlages. 4 1 Leben und Werk des halleschen Aufklärers Georg Friedrich Meier / Günter Schenk.-Halle/Saale : Hallescher Verlag, 1994.-224 S. : Ill. ; 20 cm.-ISBN 3-929887-01-0. 2 Siehe zur Aufklärung in Mitteldeutschland Halle-Leipziger Aufklärung : Kern-stück der mitteldeutschen Aufklärung / Günter Mühlpfordt.-Halle (Saale) : Mittel-deutscher Verlag, 2011.-389 S. ; 21 cm.-(Mitteldeutsche Aufklärung ; 1).-ISBN 978-3-89812-711-0 : EUR 38.00 [#2351].-Rez.: IFB 11-4 http://ifb.bsz-bw.de/bsz32443782Xrez-1.pdf 3 Philosophisches Denken in Halle : Personen und Texte / hrsg. von Günter Schenk und Regina Meÿer im Auftrag der Hallischen Philosophischen Bibliothek e.V.-Halle (Saale) : Schenk.-18 cm.-ISBN 978-3-936228-00-7 [2124] [2125].-1. Abt., Philosophen des 18. Jahrhunderts.-Bd. 8. Naturrecht als Lehrfach an der Philosophischen Fakultät der Fridericiana am Beispiel von