Naturverfallenheit (original) (raw)
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Science Studies, 2006
Moderne Gesellschaften, so die gemeinsame These der Hauptakteure der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT), entwickeln ein Programm der strikten Unterscheidung zwischen den Bereichen Natur und Gesellschaft, das den Bereich der Natur von der sozialen Verantwortung ausklammert. Nun aber stelle sich heraus, dass diese Grenzziehung immer Fiktion gewesen sei, die Grenze zwischen Natur und Gesellschaft beginne zu verschwimmen, die Natur als vom Sozialen geschiedener Bereich scheine zu verschwinden. Welche Konsequenzen hat dies mit Blick auf ökologische Probleme? Was bedeutet das für die Umweltsoziologie? Welche diesbezüglichen Potenziale eröffnet die ANT?
Analyse & Kritik, 2002
The predicate "natural" is often used in a normative fashion, espedally in Bioethics. But that something is natural does not alone suffice to explain its value. In this essay, 1 want to fulfil mainly two tasks: Firstly, to differentiate between several usages of the concept of naturalness and scrutinize whether they may serve a function in ethics; secondly, to argue for the (eudaimonistic, not moral) value of naturalness in certain respects. The value of the natural lies firstly in its significance for human wellbeing: spedfic natural functions form necessary elements and conditions of the ability to lead a good life. Secondly, the very feature of the natural, its being purposeless, which implies that we cannot read our aims out of nature, serves as the basis of its eudaimonistic value.
Schloßberger, Matthias (2021), Die Wirklichkeit der Natur - Versuch über die Möglichkeit, die Entfremdung von der Natur zu überwinden, S. 47-60, 2021
Versuch über die Möglichkeit, die Entfremdung von der Natur zu überwinden Wir erleben gegenwärtig in der Philosophie und anderen Kulturwissenschaften eine Konjunktur von realistischen Positionen. Nicht alle firmieren unter dem Etikett Realismus, und mit den Strömungen, die seit ein paar Jahren unter den Schlagworten "Neuer Realismus" oder "Spekulativer Realismus" auftreten, sind durchaus sehr unterschiedliche Projekte angezeigt. Das ist nichts Neues. Schon immer sind mit den unterschiedlichen Gegenüberstellungen von Realismus auf der einen und Idealismus, Antirealismus und Konstruktivismus auf der anderen Seite ganz unterschiedliche Probleme angesprochen gewesen. Die Problemlagen haben sich jedoch verschoben. Zwar gibt es in der analytischen Philosophie immer noch Diskussionen darüber, was für die mögliche Bewusstseinsunabhängigkeit der Welt spricht und wie sie zu begründen ist, aber die Rede von einem "mentalen Zugang zur Welt" mutet zunehmend antiquiert an. Das Thema der Gegenwart sind die antirealistischen Konsequenzen von Positionen, für die alles Interpretation oder kulturelle Konstruktion ist. Für viele Philosophinnen und Philosophen ist das Problem lange Zeit v. a. ein rein erkenntnistheoretisches gewesen. In den letzten Jahren scheint eine Problemverlagerung stattzufinden: Der Antirealismus wird zunehmend (auch) als ein lebensweltliches Problem wahrgenommen. Diese Diagnose artikuliert sich in unterschiedlichen Begriffen. Interessanterweise hat man dort, wo sich ein größeres Publikum findet als in der Philosophie, offensichtlich Schwierigkeiten mit den Begriffen Realismus und Wirklichkeit und bedient sich eines anderen Vokabulars. Die Diagnosen aber sind ähnlich. Dem Literaturwissenschaftler Hans-Ulrich Gumbrecht mangelt es an Präsenz, dem Soziologen Hartmut Rosa an Resonanz, dem Psychiater und Philosophen Thomas Fuchs an Partizipation (Gumbrecht 2004, Rosa 2016, Fuchs 2002). Das lebensweltliche Problem lässt sich in etwa so beschreiben: Wenn es Menschen in ihrer alltäglichen Erfahrung an als direkt und unmittelbar erlebten Kontakten mit der Welt fehlt, dann stellen sich Entfremdungssymptome ein, die sich als ein Leiden am Fehlen von Begegnungen beschreiben lassen: Begegnungen mit der Welt überhaupt, mit den Anderen, mit der Natur etc. Worin diese Entfremdung gründet, will ich im Folgenden an einem Beispiel, nämlich an der Entfremdung von der Natur erläutern: Wenn die lebendige Natur nicht den Charakter von etwas objektiv Gegebenem hat, weil man davon überzeugt ist, dass alle Vorstellungen der Natur sozial und historisch konstruiert sind, dann prägt diese Ontologie das Verhältnis zur Natur. Wenn alle Erfahrung in der Natur von einem tief verankerten Bewusstsein begleitet wird, dass alles, was man in der Natur erfährt, nur Projektion oder Interpretation ist, dann nimmt man die Natur am Ende auch so wahr:
Die Natur ist für mich immer ein lebendiger Organismus, kein Mechanismus. Alles, was die moderne Physik, die Naturwissenschaft von der Natur sagt, ist meist rein mechanisch.
Naturphilosophie. Ein Lehr- und Studienbuch. 2nd rev. ed., 2020
Leibliche Naturverhältnisse. In Thomas Kirchhoff et al. (Hg.): Naturphilosophie. Ein Lehr- und Studienbuch. Tübingen: Mohr Siebeck, 2nd rev. ed. 2020, 176-185
Versöhnung von Kunst und Natur
Von Ruhe umgeben und angeleitet von der Kunst können wir frisches und schöpferisches Denken lernen und gemeinsame Maßstäbe für unser Handeln gewinnen. Wir brauchen diese politische Kraft menschlicher Kultur." Richard von Weizsäcker 1) Innerhalb der Zyklen der Menschheitsgeschichte leben wir gegenwärtig in einer entscheidenden Umbruchphase. Unser Denken wird sich nicht mehr linear, sondern über Sprünge weiterentwickeln müssen. Nur so kann die Bildung neuer Lebensinhalte und Daseinsformen als Zukunftsaufgabe bewältigt werden. Wenn wir unsere Welt wieder unter humanistischen Prämissen gestalten wollen, darf -bei aller Faszination technischen Erfindungen gegenüber -unser kulturelles Engagement nicht verkümmern. Deshalb müssen wir ethisch begründete Entscheidungswege öffnen und Zukunftsprojekte für neue Wertvorstellungen anlegen: "MARIPOSA" -als Ort und Quelle kulturellen Seinssoll alle Kräfte zusammenführen, die den notwendigen Wandel auslösen können, damit unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft haben.
Natur als Quelle verlorener Sicherheit
2008
Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Staab, Philipp ; Bahl, Friederike ; Kubilas, Uschi: Natur als Quelle verlorener Sicherheit. In: Rehberg, Karl-Siegbert (Ed.) ; Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) (Ed.): Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2. Frankfurt am Main : Campus Verl., 2008. ISBN 978-3-593-38440-5, 4228-4243.. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-155000