Aus der Geschichte der Musikbibliothek von Jakob Heinrich von Flemming (original) (raw)

Musikalische Schätze in Regensburger Bibliotheken

Im vorliegenden Buch werden musikalische Quellen aus den Beständen der Bischöflichen Zentralbibliothek, der Staatlichen Bibliothek und der Thurn und Taxis Hofbibliothek vorgestellt. Sie stehen gewissermaßen stellvertretend für die Bandbreite der vorhandenen Quellentypen sowie deren Provenienz, Überlieferungszustand und -kontext: Es werden sowohl Prachtcodices als auch Gebrauchshandschriften behandelt, fragmentarisch überlieferte oder zu Konvoluten zusammengebundene Musikalien, Quellen für die Musikpraxis und musiktheoretische Abhandlungen sowie Musik für den klösterlichen Gebrauch oder für einen städtischen Kontext – und dies vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. In der Verbindung von lokalhistorischen Spezifika und überregionalen – ja, sogar internationalen – Perspektiven wird die Bedeutung der Regensburger Bestände umso exponierter.

Johann Crügers Verzeichnis des Notenbestands in der Berliner Nikolaikirche um 1650 - Carsten Albrecht, Berlin

Johann Crügers (1598 - 1662) hohen Anspruch bei der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste bezeugt ein handgeschriebenes Verzeichnis seiner Notenbestände, die „aufm Chor“ der Berliner Nikolaikirche untergebracht waren. Erstmalig wird hier eine vollständige und kommentierte Transkription des Verzeichnisses geboten. Die Handschrift ging zwar verloren, doch existiert in Joachim Hoffmeisters "Der Kantor zu St. Nikolai" (Berlin 1964) ein (abfotografierter) Nachdruck des damals noch vorhandenen Originals, das der Transkription nun als als Vorlage diente.

Gottfried Von Einem Im Archiv Der Gesellschaft Der Musikfreunde in Wien

Österreichische Musikzeitschrift, 1988

1977 brachte für Gottfried von Einem einen Höhepunkt internationaler Erfolge und eine dazu scheinbar im Gegensatz stehende Zäsur in seiner persönlichen Lebensgestaltung: Sein Berliner Verleger Bote & Bock konnte ihn als den erfolgreichsten zeitgenössischen Komponisten der letzten Opernspielzeiten bezeichnen, das New Yorker Verlagshaus Schirmer konnte Einems Capriccio für Orchester op. 2 unter die 25 Bestseller des Verlages aufnehmen. Der solcherart international anerkannte Komponist freut sich über den Weltruhm, sucht aber die Stille. Er beschließt, seine große Stadtwohnung in Wien aufzugeben und zieht mit seiner Gattin in ein kleines Haus nach Rindlberg ins niederösterreichische Waldviertel. Das ist mehr als nur eine Übersiedlung, sondern ein Trennungsstrich in seinem Leben. Im Zusammenhang damit entschließt er sich, jetzt auch schon für seinen "Nachlaß" zu sorgen. Alles, was die Geschichte seines Lebens und Schaffens betrifft, braucht nicht mit der persönlichen Habe nach Rindlberg mitgenommen zu werden, weil er es zum Leben dort nicht benötigt. Es ist ein Teil seiner Persönlichkeit und seines Lebens, aber er hat Distanz dazu gefunden, hütet es daher nicht ängstlich, sondern will es der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Für eine Persönlichkeit, die so wie Gottfried von Einem mit und aus Büchern lebt, ist auch die Bibliothek ein Teil seines Ich. Was ihm daraus am wichtigsten erscheint-für die Arbeit, als Lektüre, nach der er immer wieder greifen will, als besonders liebgewordenes Stück des bibliophilen Kenners-, nimmt er in das neue Zuhause mit. Der ganze andere Bücher-und Notenbesitz zählt zum "Nachlaß". Gottfried von Einem hat sich entschlossen, alles dieses Material dem Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien als Geschenk zu übergeben. Ihm wurde dort ein Arbeitsraum mit eigenen Möbeln eingerichtet, in dem sich auch die Bibliotheksbestände befinden. Wurde dafür also ein durchaus häusliches Refugium geschaffen, so sind alle anderen Materialien ihrem Charakter entsprechend nach Bibliotheks-oder Archiv-Prinzipien aufgestellt. Im Jahre 1979 wurde diese schon zuvor erfolgte Übernahme vertraglich fixiert. Als private Institution war die Gesellschaft der Musikfreunde beweglich genug, Wünschen Gottfried von Einems in unkomplizierter Weise entgegenzukommen. Eine solche Übergabe bzw. Übernahme-dieses "Nachlasses zu Lebzeiten", "Einem-Archivs" oder wie immer man das nennen will-impliziert eine laufende Ergänzung. Was 1977/78 ins Haus kam, war aufzuarbeiten-was umgehend geschehen ist-, mit laufenden Neuzugängen war und ist zu rechnen. Letztere sind laufend den Beständen an-und einzugliedern. Das betrifft vor allem die Dokumente zu Leben und Schaffen, während die Bibliothek vorerst nur in Rindlberg wächst. Dieser Bestand ist entsprechend der Benützungsordnung von Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und unter Beachtung der relevanten gesetzlichen Bestimmungen zugänglich. Er ist in erster Linie-aber nicht nur-für die Kenntnis von Leben und Werk Gottfried von Einems wichtig. Gottfried von Einem ist aber eine Persönlichkeit, die auf vielfältige Weise in das österreichische Musikund Kulturleben eingebunden ist. Beschäftigt man sich mit dieser Kulturszene und ihren Exponenten um die oder nach der Mitte des 20. Jahrhunderts, so wird man unter verschiedensten Gesichtspunkten wichtiges Material in diesem Bestand finden-weit über persönliche Aspekte hinaus und längst auch nicht nur die Musik betreffend. Gottfried von Einem ist ein bedeutender, selbst vielseitig interessierter und engagierter Zeitgenosse und hat daher als solcher viel Material zur kulturellen Zeitgeschichte im weitesten Sinne zu bieten.

Jakob Frohmann - Die Bibliothek des Frühhumanisten Albrecht von Eyb (1420–1475)

2015

Angeregt durch das Wirken Enea Silvio Piccolominis auf dem Basler Konzil und am Wiener Hof Friedrichs III. bildeten sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts frühe Zentren des Humanismus in Deutschland, vor allem in Heidelberg, Augsburg und Eichstätt. Als einer der wichtigsten Protagonisten dieses süddeutschen Frühhumanismus gilt der fränkische Domherr und Jurist Albrecht von Eyb (1420-1475). Albrecht wurde in Sommersdorf bei Ansbach als Sohn eines fränkischen Niederadelsgeschlechts geboren. Sein Bruder Ludwig der Ältere (1417-1502) sollte später als Rat des Markgrafen Albrecht Achilles und Kämmerer von Brandenburg-Ansbach einige Berühmtheit erlangen. Nach dem Studium der artes liberales an der Erfurter Universität und dem Besuch der Stadtschule in Rothenburg ob der Tauber nahm Albrecht 1444 ein langjähriges Rechtsstudium in Italien auf, in dessen Verlauf er intensiv mit dem Humanismus in Berührung kam. 1459 wurde Albrecht in Pavia zum doctor utriusque iuris promoviert und kehrte nach Deutschland zurück. Schon im Verlauf seines Studiums hatte Albrecht 1 Albrecht von Eyb (Holzschnitt von 1521). Quelle: Wikimedia Commons (Public Domain)

Das Internationale Quellenlexikon der Musik (RISM) und die Erschließung der historischen Musikalienbestände in Deutschland

Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, 2012

Zusammenfassung: Das Internationale Quellenlexikon der Musik (RISM) ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt mit dem Ziel, die weltweit überlieferten Quellen zur Musik umfassend zu dokumentieren. Es bietet einen Online-Katalog, der Bibliothekaren, Musikern, Wissenschaftlern und allen interessierten Personen kostenlos zur Verfügung steht. Zunehmend gerät aber der Austausch von Daten in den Vordergrund, sei es von lokalen Online-Bibliothekskatalogen zu RISM oder umgekehrt. Für die Wissenschaft dürfte die Nachnutzung der Daten, die sowohl als Open Data als auch Linked Open Data bereitstehen, in Spezialprojekten von Interesse sein.

Die „Leipziger schule”. Zur geschichte der kirchenmusik Im 20. jahrhundert

Muzikologija, 2013

Auf die Initiative Karls Straubes ging die Gr?ndung des Instituts f?r Kirchenmusik am Leipziger Konservatorium im Jahre 1921 zur?ck. Zusammen mit seinem Meistersch?ler G?nther Ramin gestaltete er ?ber lange Jahre hinweg die Kirchenmusik in St. Thomas. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gewann die Bach-Bewegung f?r den Protestantismus eine zentrale Bedeutung, zumal sich Leipzig als richtungsweisendes Zentrum profilierte und mit der ??ra Straube-Ramin? eine ?Leipziger Schule? ausbildete. Obwohl Straube und Ramin nicht selbst komponierten, war insbesondere ihr Wirken am Konservatorium der Musik zu Leipzig wesentlich f?r die Bildung der ?Leipziger Schule? als Erneuerungsbewegung evangelischer Kirchenmusik. In dem Artikel wird das Schicksal dieser Bestrebungen und ihrer Protagonisten w?hrend der katastrophalen ?konomischen Umst?nde und des anwachsenden Nationalisozialismus analysiert.