Die Überlieferungsstruktur des Buches vom Tempel (original) (raw)
Related papers
Das Buch vom Tempel und verwandte Texte. Ein Vorbericht
ARG 2, 2000, S. 1-20}, 2000
Ziel des nachfolgenden Beitrages ist es, einen relativ ausführlichen Vorbericht über einen umfangreichen ägyptischen Text zu geben, der detaillierte Angaben zum Tempelbetrieb im Alten Ägypten bietet. Dieser Text, den ich als das "Buch vom Tempel" bezeichnen möchte, ist als ganzer noch unveröffentlicht und soll von mir in absehbarer Zeit in monographischer Bearbeitung vorgelegt werden. 1 Hier sollen seine wesentlichen Züge vorgestellt werden, wobei der Schwerpunkt auf der reinen Materialpräsentation Hegt. Die zusammenhängende Auswertung und Kommenderung muß der Endpublikation vorbehalten bleiben.
Die Dienstanweisung des Oberlehrers aus dem Buch vom Tempel
2002
Die Dienstanweisung des Oberlehrers aus dem Buch vom Tempel 161 Bereich kommen noch der pCarlsberg 312, der pWien Aeg 6345 sowie zwei Florentiner Papyri (PSI Juv. 174 und 189) hinzu. Hier zunächst die Übersetzung des Abschnittes: "Oberlehrer (imi-ri sbl.w), vier Mann, je einer in seinem Monatsdienst. Er ist es, der die Schriften der Kinder der Propheten, der Vorlesepriester und der hochrangigen Priester (w c b.w r lw) liest, wobei er denjenigen unter ihnen auswählt, der geeignet ist für die Position seines Vaters im Tempel. Jeder aber, der an den Platz seines Vaters eingeführt wird, er ist es, der ihm das "Zittern" (stfß) der Lobgesänge, das Anstimmen der Gesänge und das Kreischen (rt3) beibringt. Sie sind es, die ihnen alle [Regeln] des Tempels beibringen, betreffend das Stehen und Sitzen, das Ein-und Ausgehen und all ihre Tätigkeit bei ihrem Dienst im Tempel mit allen Vorschriften des Ausführens der Rituale. Er ist einer zusammen mit den hochrangigen Priestern. [Für ihn wird gemacht, was für sie gemacht wird an dem] Tag, wo man dasteht und seinen Sohn an seinen Platz setzt. Vorschrift, die dem Oberlehrer aufgetragen wurde, die Kinder der Propheten anzuleiten, um sie in die Gottesworte eindringen zu lassen, zu veranlassen, daß sie [alle] Gebräuche
Überlieferung und die beiden Rollen der Bibliotheken
Bibliothek Forschung und Praxis, 2017
Überlieferung und die beiden Rollen der Bibliotheken Zusammenfassung: In Katalogdatenbanken öffentlich gemachte Selbstverpflichtungen bilden ein nachhaltiges, flexibles und robustes Instrument zur Überlieferungssicherung gedruckter Bücher und Zeitschriften in den Wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands. Erforderlich sind hierfür verlässliche Angaben zur Überlieferungshäufigkeit, Transparenz und effiziente Verfahren zur Überführung seltener Titel an einschlägige Bibliotheken sowie der Wille zu einer stärkeren Arbeitsteilung zwischen den Einrichtungen. Schlüsselwörter: Überlieferungssicherung; Selbstverpflichtung; Kooperatives Bestandsmanagement Securing the printed record as a joint task for the German academic libraries Abstract: Published retention commitments will be an appropriate remedy for the impending loss of the printed tradition in the academic libraries in Germany. But what should a national policy look like for getting a sustainable and redundant network for securing the whole printed heritage? The author proposes principles for a flexible and robust pattern for the division of work and functionalities.
Der Tempelbaubericht und seine Quellen. 1.Kön 6-7 zwischen Textkritik und Archäologie
In dieser Arbeit wird der Text in 1.Kön 6-7 in seinem Kontext und von mehreren Blickwinkeln untersucht. Es wird versucht am Ende zu einem Gesamtbild zu kommen, das alle diese Blickwinkel zusammenführt und – hoffentlich – auch einige neue Einsichten bringt. Im zweiten Kapitel dieser Arbeit wird der traditionelle Approach zu 1.Kön 6-7 untersucht, der den Text nur als einen Teil des größeren, sogenannten deuteronomistischen, Geschichtswerkes (DtrG) verstand. Diese Ansicht setzte sich seit dem fünfziger Jahren vor allem durch die Werke M. Noths durch. In verschiedenen Forschungsschulen und -richtungen ist dieser Approach bis heute, vor allem im deutschsprachigen Raum, sehr verbreitet und seine Bedeutung ist kaum zu überschätzen. Seine Nützlichkeit und Legitimität wird im Rahmen dieser Arbeit nicht bezweifelt, aber die ganze diachrone Textanalyse, die im Hintergrund der Hypothese vom deuteronomistischen Geschichtswerk steht, wird nur als ein – und nicht immer als der primäre – Blickwinkel in der Gesamtdarstellung des Problems verstanden. Die verschiedenen Meinungen über den Text in 1.Kön 6-7 werden untersucht und am Ende wird versucht diese kritisch abschätzen, mit ständigem Blick auf die Ergebnisse anderer Forschungsmethoden. Im dritten Kapitel wird versucht die Nützlichkeit des Textes in 1.Kön 6-8 für die Erforschung der Geschichte Israels abzuschätzen. Diese Frage war gerade in letzten Jahren mehrmals in der Literatur behandelt worden und auch hier zeigt sich eine große Pluralität der Ansichten. Hier kommt die Idee des „Paradigmenwechsel“ im Forschung über die Geschichte Israels vor, sowie auch die Frage nach der Nützlichkeit des biblischen Textes für die Darstellung der Geschichte Israels überhaupt. In diesem Kapitel werden die biblischen Texte mit den archäologischen Befunden aus dem vermutlichen Bereich des Königreichs Salomos und seiner Umgebung konfrontiert, vor allem mit den Tempelstrukturen und Tempeltypen in Kanaan, die mit der Beschreibung in 1.Kön 6-7 verglichen werden können. Besondere Beachtung wird der Frage des möglichen Vorläuferbaus im Jerusalem gegeben, und untersucht und archäologisch verglichen wird auch das in 1.Kön 6-7 beschriebene Tempelinventar. Das vierte Kapitel versucht die ikonografischen Belege aus dem Text in 1.Kön 6-8 und aus den archäologischen Befunden zu interpretieren. Der Vergleich der Tempelbeschreibung in 1.Kön 6-8 mit anderen, archäologisch belegten, Tempeln sowie auch mit anderen ikonografischen Material, das noch nicht im im vorherigen Kapitel genannt wurde, wie zum Beispiel Rollsiegeln, Stempelsiegeln und Amuletten, ermöglicht dann die Historizität der Beschreibung in 1.Kön 6-8 näher abzuschätzen. Auch die Darstellungen des Herrschers sind von Bedeutung für die Frage der Königsideologie in verschieden Zeitabschnitten, und damit auch für die Datierung des Textes. Das fünfte Kapitel untersucht einen spezifischen Text, der in der Frage nach der impliziten Königsideologie sehr interessante Parallelen zu 1.Kön 6-7 bietet. Bis jetzt wurde die Mescha-Stele in diesem Kontext und Zusammenhang nur wenig beachtet, darum sind die Vorschläge, die diese Arbeit hier bietet, als ein Beitrag für weitere Diskussionen gemeint. Diese Kapitel versucht den Text in 1.Kön 6-7 mit anderen Tempelbauüberlieferungen aus dem Bereich des Vorderen Orients zu vergleichen und die gemeinsame literarische und motivische Strukturen in diesem Genre festzustellen. Der Zweck und das ideologische Element werden in den Texten besonders untersucht. Ein wichtiger Aspekt dieser literarischen Analyse ist auch die Feststellung der Rolle des Übertreibens in den Bauberichten, als gerade dieser Aspekt für den Baubericht im 1.Kön 6-7 von großen Bedeutung ist. Auch die Frage des Unterschiedes zwischen Neubau und Umbau in den Texten wird separat betrachtet. Zum Abschluss wird versucht die partikulären Ergebnisse der vorherigen Kapiteln zusammenzufassen. Vor allem wird hier versucht die diachronische Textanalyse im Lichte des anderen Methoden zu reflektieren und zur eigenen Hypothese über die Quellen von 1.Kön 6-7 zu kommen. Daneben möchte mit dieser Arbeit auch weitere Fragen stellen, die in Zukunft weiter untersucht werden sollten, vor allem die Frage der Königsideologie und ihrer Äußerungen im Text des vermutlichen deuteronomistischen Geschichtswerks und im Alten Testament überhaupt.
Vertreibung aus dem Paradies? Über das Tempelhupfen
Ernst Strouhal, Manfred Zollinger, Brigitte Felderer (Hrsg.), Spiele der Stadt. Glück, Gewinn und Zeitvertreib, Wien/New York 2012, S. 44-51, 2012
I Clarens, Promenade am Ufer des Genfer Sees, ein Samstagnachmittag im Mai 2012. Ein vielleicht 8-jähriges Mädchen zeichnet mit Kreide eine Reihe von Kästchen auf den Asphalt. Es ist sehr unsicher und erhält offenbar Anweisungen von seiner Mutter, die mehrere Versionen dieser Kästchenreihe auf einen Notizblock gezeichnet hat. Schließlich besteht die Reihe aus sechs durchnummerierten Kästchen, jedes groß genug, dass zwei Kinderfüße hineinpassen. Die Nummer 5 schließt sich aber seltsamerweise seitlich rechts an die Nummer 4 an, ohne symmetrisches Gegenüber auf der linken Seite. Dann hüpft das Mädchen auf einem Bein von Kästchen zu Kästchen. Irgendwie ist aber beiden klar, dass das Ganze nicht so recht stimmt und reichlich langweilig ist. Ich kann das nicht mehr länger mit ansehen und biete meine Hilfe an. Wir komplettieren die Kästchenreihe, schließen sie mit einem geteilten Halbkreis ab, und ich drücke dem Mädchen einen Kieselstein in die Hand mit der Erklärung, dass sie nun einen kleinen Stein von Feld zu Feld werfen und das Feld mit dem Stein überspringen müsse, dass sie dabei nur auf einem Bein hüpfen und nicht auf die Linien treten dürfe usw. So hatte ich das Spiel jedenfalls in meiner Kindheit kennen und spielen gelernt. Nun geht auch der Mutter, die, wie ich erfahre, aus Portugal stammt, ein Licht auf, und sie sagt, sie hätte sich einfach nicht mehr richtig erinnern können. Es dürfte klar geworden sein, dass ich hier von einem sehr beliebten Kinderspiel spreche, das in Österreich meist als Tempelhupfen bezeichnet wird und von Hildegarde Zoder in seinen verschiedenen Ausprägungen beschrieben wurde. 1 Andere deutsche Namen sind unter anderem Paradieshüpfen, Himmel und Hölle, Hickelkästchen. In England wird es als "Hopscotch" bezeichnet, in frankophonen Ländern als "Marelle", in den Niederlanden "Hinkelbaan". In Italien heißt es "Gioco della Campana", "Gioco del Mondo" oder "Gioco del Paradiso", in Dänemark und Norwegen "Hoppe til Paradis". Tempelhupfen ist eines der auffälligsten Straßenspiele, weil es zumindest bis zum nächsten Regen noch sichtbar bleibt, auch wenn die spielenden Kinder bereits gegangen sind: Auch heute noch begegnet man immer wieder dieser typischen mit Kreide auf das Pflaster gezeichneten Figur. Temporär wird so ein Stück Bürgersteig oder Straße in eine Spielzone verwandelt. Wie jedoch das Beispiel und die Erfahrung zeigen, gerät dieses seit Jahrhunderten beliebte und weit verbreitete Spiel inzwischen mehr und mehr in Vergessenheit. Auch die junge Mutter scheint das Spiel nicht sehr oft gespielt zu haben und konnte sich an die Topografie und die Regeln nicht mehr korrekt erinnern. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass das kleine Mädchen später wohl kaum in der Lage sein wird, dieses Spiel seinerseits seinen Kindern beizubringen. II Dass Spiele in Vergessenheit geraten, ist kein ungewöhnlicher Vorgang. Traditionelle Spiele sind einem ständigen Prozess der Veränderung und Verdrängung unterworfen. Verschiedenste Faktoren, die das Soziotop bilden, in dem sie existieren, beeinflussen ihre Überlieferung. Sie können der Vermittlung von Spielen, die im Allgemeinen mündlich tradiert werden, förderlich oder hinderlich sein. Veränderungen der gebauten Lebenswelt, sich wandelnde Wertvorstellungen, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse, die demografische Entwicklung, Migration, klimatische Veränderungen, technologische Erfindungen beeinflussen die Praxis des Spielens: Spiele werden obsolet, wenn die Lebenswelt, von der sie berichten, nicht mehr der Realität entspricht (wie viele Spiele mit "ländlichem" ema) und die Geschichten, die sie erzählen, nicht mehr verstanden werden; wenn das Spielmaterial nur noch schwer zu bekommen ist (wie etwa Knochen); wenn der Raum nicht mehr zur Verfügung steht (zum Beispiel um Drachen steigen zu lassen); wenn die Beschaffenheit des Terrains das Spiel nicht mehr zulässt (für Murmelspiel oder Sautreiben); wenn klimatische Veränderungen dem Spiel die Grundlage entziehen (wie nicht mehr zufrierende Gewässer); wenn sich zu selten genügend Teilnehmer zusammenfinden (wegen anderweitiger Verpflichtungen oder weil es einfach zu wenige Kinder gibt); wenn Kinder verschiedener Altersstufen nicht mehr gemeinsam spielen (damit Spielregeln weitervermittelt werden); wenn sie von den Behörden oder den Eltern (aus Angst vor Verletzungen oder aufgrund von Hygienevorstellungen etwa) verboten oder von Erzieherinnen und Erziehern (aus pädagogischen Gründen) abgelehnt werden. Andererseits sind Spieler sehr erfindungsreich und passen Spiele neuen Gegebenheiten an oder erfinden völlig neue Spiele. Kulturelle Transformationen und permanente Modifikationen durch Innovationsdruck sind der Normalfall in der Geschichte der Spiele. Die kulturelle Praxis des Spielens ist nomadisch, dennoch kommen Fragen zur Präsenz der Spiele in der Stadt auf, wenn ein über Jahrhunderte gepflegtes und beliebtes, weit verbreitetes Spiel wie das Tempelhupfen offenkundig vom Aussterben bedroht ist. Das Problem des Einflusses der von Erwachsenen geschaffenen Lebenswelt auf die Entwicklung von Kindern und ihre Spiele wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten in den Wissenschaften verstärkt wahrgenommen. Verschiedentlich wurde dabei auch den Veränderungen in der Spielkultur nachgegangen oder über Sinn und Unsinn bzw. die Gestaltung von Spielplätzen nachgedacht. 2 Weltweit ist die zunehmende Einschränkung der Spielmöglichkeiten durch Verdrängung aus dem öffentlichen Raum zu konstatieren, gleichzeitig werden die Kinder auf vorgefertigte monofunktionale Bereiche (möblierte Spielplätze, Street-Soccer-Käfige, Skate-Parks) verpflichtet, das freie Spiel wird durch kommerziell organisiertes (kostenpflichtige Indoor-Spielplätze) ersetzt. 3 Die neoliberalen Tendenzen seit den 1980er Jahren verstärken diese Entwicklung, indem sie auch den Städtebau zunehmend ökonomischen Kriterien der Rentabilität unterwerfen. 4 Wenn die "Nutzer" des öffentlichen Raums in erster Linie als Konsumenten betrachtet werden, ist das freie Spiel von Kindern der kommerziellen Funktionalisierung des öffentlichen Raums hinderlich. Spielende Kinder werden durch die Schaffung von Spielstraßen und Spielplätzen in Enklaven verwiesen, die auch die Funktion haben, das Typisches französisches Spielfeld, nach: C. de Nadaillac, J. Rousseau: Les jeux de collège, Librairie de J. Delalain et fils, Paris 1875 Wie bei so vielen Spielen, die die traditionelle Spielkultur prägen, ist die Herkunft des Paradieshüpfens unbekannt. In Europa jedenfalls taucht das Paradieshüpfen im späten 16. Jahrhundert anscheinend aus heiterem Himmel auf. Als Hinweis auf die Entstehungszeit mag die Tatsache gelten, dass es weder auf Brueghels berühmtem Kinderspielbild von 1560 im Wiener Kunsthistorischen Museum noch auf Maerten van Cleves nur wenig jüngerem Gemälde im Museum von St-Germain-en-Laye abgebildet ist. 14 Johann Fischart jedoch erwähnt ein Spiel namens "Inn die Höll" in der ersten Ausgabe von 1575 seiner Fassung der langen Spieleliste in Rabelais' "Gargantua"; in der zweiten Auflage von 1582 heißt es "In Himmel, in d' Höll". 15 Anscheinend führt er dasselbe Spiel noch zweimal unter den Namen "Mörselstein tragen" und "Venus Tempel" an. Rabelais selbst kannte ein Spiel namens "Marelle", allerdings ist wahrscheinlicher, dass er auf das ebenso bezeichnete Mühlespiel hinweisen wollte. 16 In England lässt omas Shadwell 1668 in der Komödie "Sullen Lovers" seinen Sir Positive die Spiele "Cat, Stool ball, Scotch-hopp and Trap-ball" aufzählen. 17 Besonders wichtig ist aber Francis Willughbys Eintrag "Scotch Hopper" in seinem zwischen 1662 und 1672 verfassten Spielemanuskript, weil uns hier zum ersten Mal eine Beschreibung der Spielregeln mitsamt einer Skizze des Spielfelds überliefert ist. 18 Demnach bestand das Spielfeld aus sieben Kästchen (A-F und M). Der Spieler steht in Feld A und wirft "ein Stück Ziegel oder ein kleines Stück Blei" in das zweite Feld B. Alsdann hüpft er alle Felder entlang bis Feld M und wieder zurück. Auf dem Rückweg muss er in den Zwischenraum zwischen der Scheibe und der Linie zwischen Feld C und B hüpfen, um sodann die Scheibe beim nächsten Sprung mit dem Fuß auf Feld A zu schieben. (Deshalb wird das Spiel auch im Deutschen bisweilen "Fuß-Scheibenspiel" und in Österreich "Batzerlschieben" genannt.) Wer einen Fehler macht, also ein Feld auslässt, auf eine Linie hüpft, mit dem zweiten Fuß den Boden berührt oder die Scheibe ins falsche Feld oder auf eine Linie wirft oder sie nicht in Feld A schiebt, setzt aus. Dann ist der Mitspieler an der Reihe, bis dieser einen Fehler macht. Offenbar verband Willughby den Namen "Scotch Hopper" mit Schottland, denn er notierte sich die Frage, ob das Spiel in Schottland weit verbreitet sei, ließ sie aber unbeantwortet. Gewöhnlich wird "scotch" im Sinne von "sketch", also Skizze, Zeichnung, verstanden und bezieht sich auf das Spielfeld. 19 Ikonografische Quellen liefern weitere Hinweise über das Spiel. In "Sechs und zwänzig nichtige Kinderspiel" von Conrad Meyer mit den Versen Jacob Cats' (Zürich 1657) taucht es nicht auf; dafür aber zehn Jahre später in Jacques Stellas "Jeux et plaisirs de l'enfance": 20 Hier spielen sechs puttenhafte Kleinkinder. Eines hüpft gerade einen durch parallele Linien definierten Parcours, in den es vorher eine Kugel geworfen hatte. Im 17. Jahrhundert wird es in den Niederlanden zu einem beliebten Motiv. Auf Kacheln wird das "Hinkelen" seit der Mitte des Jahrhunderts dargestellt, auf der Basis von Motiven aus der niederländischen Genremalerei. 21 Im 17. und 18. Jahrhundert besteht die "Hinkelbaan" aus einer Reihe von Feldern, die an einem Ende halbkreisförmig abschließen kann. Erst auf Kacheln des 19. Jahrhunderts taucht ein durch diagonale Linien viergeteiltes Ruhefeld auf. Das Steinchen fehlt in den Darstellungen selten, was dessen von Willughby erläuterte Bedeutung im Spiel unterstreicht. Jan Luyken stellte eine "Hinkelbaan" 1712 in einem Stich vor: Sie besteht aus sieben auch seitlich...
Tempel, Raum und Zeit in apokalyptischen Erwartungen
Rechenmacher, H. (ed.), In Memoriam Wolfgang Richter, Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament 100, St. Ottilien: EOS, 33–48., 2016
Der Jerusalemer Tempel ist für verschiedene Gruppierungen des frühen Judentums Zentrum ihrer Religiosität. Sie unterscheiden sich jedoch darin, wie sie den Tempel theologisch deuten und wie sie zum dort praktizierten Kult stehen. Die Grundlagen der Tempeltheologie gehen zum Teil auf vorexilische Zeit zurück, etwa die mit dem Zion verbundenen Traditionen. Aber das theologische Grundlagenwerk für den Zweiten Tempel ist wohl in der Priesterschrift zu sehen zusammen mit den Vorstellungen, die sich bei Ezechiel finden. Die konzise Darstellung im Pentateuch kann jedoch nicht einfach mit der der aktuellen Praxis zugrundeliegenden Theologie gleichgesetzt werden. Dass es andere Traditionen und Einflüsse neben der Sühnevorstellung gab, zeigt sich in den Chronikbüchern, aber auch bei Haggai und Proto-Sacharja, die im Kontext der Wiedererrichtung des Tempels zu verorten sind. Die Entwicklung des Sacharjabuches zeigt uns auch, wie sich die Rolle des Tempels in wechselnden theologischen Grundannahmen verändert. Während der erste Teil von Sacharja damit beschäftigt ist, die Legitimität und Notwendigkeit des Wiederaufbaus aufzuzeigen, kommt in den hinteren Kapiteln apokalyptisches Denken auf. Im Folgenden gehe ich am Beispiel der sog. Wallfahrtspsalmen und der Priesterschrift kurz auf Motive und Traditionen ein, die mit dem Zion außerhalb apokalyptischer Erwartungen verbunden sind. Der nächste Teil widmet sich dem Sacharjabuch und der Entwicklung traditioneller Konzepte unter Einbeziehung neuer Vorstellungen mit und ohne apokalyptische Erwartungen. Der letzte Teil nimmt einen Ausblick auf die sog. Tierapokalyse (1Hen 83-90). Dieser Text weist eine andere apokalyptische Erwartung auf, mit der sich die Vorstellung des Tempels, aber auch das Konzept von Raum und Zeit verändert. Neben der Untersuchung der Konzeptionen des Tempels dient die Analyse von zeitlichen und räumlichen Vorstellungen als heuristisches Instrument des Vergleichs. Zeit und Raum sind beide Teil der Gattungsdefinition, die J.J. COLLINS für apokalyptische Literatur vorgeschlagen hat, hier mit der Erweiterung von A.
T.S. Scheer, Tempelprostitution im Altertum Einführung (2009)
Tempelprostitution im Altertum. Fakten und Fiktionen, 2009
Autorinnen und Autoren Vorwort Zum Problem der Tempelprostitution im Altertum fand im Juli 2007 an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg eine Tagung statt, deren Ergebnis der vorliegende Band ist. Ziel der Tagung war es, das Thema aus interdisziplinärer Perspektive anzugeben. Fachleute aus verschiedenen akademischen Bereichen stellten jeweils Quellenlage, Forschungsstand und neueste Erkenntnisse aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Fachkultur vor. Entsprechend reicht die Palette der Beiträge vom Alten Orient und Ägypten über das Umfeld der Bibel und die griechischrömische Kultur bis nach Indien. Zu danken habe ich zuallererst den Teilnehmern der Tagung, Referenten wie auch den Oldenburger Studierenden, fiir die konstruktive Atmosphäre und die lebhafte Diskussion. Ein ganz besonderer Dank geht an Dr. Martin Lindner, Oldenburg, der mit großem Einsatz die Hauptlast der editorischen Arbeit getragen hat. Dem Herausgebergremium danke ich fiir die Aufnahme des Bandes in die Reihe Oikumene, Frau Dr. Martina Erdmann vom Verlag Anti/ee fiir die kundige und engagierte verlegerische Betreuung, Die Deutsche Forschungsgemeimcbzy'l und die Universitätsgesellsc/mfl Oldenburg haben die Durchführung der Tagung mit namhaften Beiträgen finanziell unterstützt.