Zur Komplexität der Herausforderung selbstbestimmter Se- xualität bei Menschen mit ‚geistiger Behinderung‘ (original) (raw)
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Lebensentwürfe von Menschen mit ‚geistiger Behinderung‘
2017
Das Leben vieler Menschen mit „geistiger Behinderung“ ist noch immer durch ein hohes Maß an Ausgrenzung gekennzeichnet, was nicht zuletzt oft bedeutet, dass weite Teile des Lebens unter der Aufsicht und Kontrolle eines elterlichen und/ oder pädagogisch-professionellen Protektorats verbracht werden (vgl. Trescher 2017a; 2017b; 2015a). Unterstützungs- bzw. Hilfesystemen kommt dabei eine ambivalente Rolle zu, denn diese bringen, ungeachtet ihrer unterstützenden Intention und Funktion, zwangsläufig auch lebenspraktische Einschränkungen mit sich (vgl. ebd.). Die vorangestellten Fragen zu beleuchten, war das Ziel der Studie „Lebensentwürfe von Menschen mit geistiger Behinderung“. Im Zuge der Untersuchung wurden insgesamt 16 Lebensgeschichten von Menschen mit „geistiger Behinderung“ rekonstruiert und kritisch analysiert. Der Beitrag soll einen kurzen Abriss der herausgearbeiteten Ergebnisse vornehmen und hierüber einen ersten kleinen Einblick in die durchgeführte Untersuchung gewähren.
Sexuelle Selbstbestimmung bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen?, 2024
Das Thema sexuelle Selbstbestimmung für Menschen mit geistiger Behinderung ist ein Tabu – an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Gleichzeitig offenbart es aber auch eine große Hilflosigkeit für Angehörige, Erziehungsberechtigte und Pflegefachkräfte. Der nicht thematisierte und institutionalisierte Umgang mit den Bedürfnissen von Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, nach Partnerschaft, Liebe und Sexualität führt häufig dazu, dass ihre Rechte missachtet und verletzt werden. Das Buch basiert auf einem interdisziplinären, inklusiven Forschungsprojekt, das Bedürfnisse aus der Perspektive der Betroffenen erforscht und nach rechtlichen, pädagogischen und politischen Wegen sucht, um Menschen in Pflege eine selbstbestimmte Sexualität zu ermöglichen.
»Ich hab’ doch keine geistige Behinderung – ich sitze ja nicht im Rollstuhl«
Journal für Psychologie, 2018
Die Operationalisierung von »Behinderung« steht vor mehrfachen Herausforderungen: Sie muss Kriterien definieren, die Verknüpfung mit sozialrechtlichen Institutionen reflektieren und beantwortbar sein – insbesondere gilt dies für Surveys, die Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen adressieren. Basierend auf einer Analyse bestehender Lösungsstrategien fokussiert der Beitrag die Perspektive einer lebensweltangemessenen Erhebung. Dazu wurden innerhalb von Fokusgruppen und Einzelerhebungen mit Jugendlichen mit Behinderungen die Dimensionen Schwerbehindertenausweis, Selbstbild, Funktionen und Einschränkungen, Klassifikationen in Anlehnung an medizinisch-diagnostische Begriffe, die Nutzung von Hilfsmitteln sowie das Erleben von Barrieren bearbeitet. Diskutiert werden daraufhin die Reaktionen und Wünsche der Jugendlichen zur Erfassung von »Behinderung«, die Beantwortbarkeit der jeweiligen Dimensionen sowie Zusammenhänge im Sinne eines empirisch differenzierten Modells von Behinderung....
Einstellungen zur Inklusion von Menschen mit ‚geistiger Behinderung‘ in Deutschland
Teilhabe, 2020
Mittelpunkt des Beitrags ist der bevölkerungsrepräsentative Survey „Einstellung(en) zu Inklusion“, wobei der Survey sowie ausgewählte Teilergebnisse vorgestellt werden, welche auf einer repräsentativen Stichprobe (N = 3695) basieren. Der Fokus liegt dabei auf den Ergebnissen einer Clusteranalyse, die u. a. unterschiedliche Einstellungstypen zu Inklusion identifizierte.
Weshalb die Integration von Menschen mit einer geistigen Behinderung grundsätzliche Fragen trifft
Psychologie & Erziehung 37(1), 2011
Zu wenig Ressourcen, zu wenig Personal, Belastung statt Entlastung, Überforderung statt gute Förderung, die Sorge, den Kindern nicht gerecht zu werden – eine gewisse Problemunruhe ist bei allem guten Willen zur Integration derzeit nicht zu leugnen. Natürlich will niemand das Rad zurückdrehen. Doch wie weit es mit der Integration noch gehen soll, fragen sich viele. Die Integration von Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung spitzt diese Fragen besonders zu.
2017
Welche Alltagspraxen führen dazu, dass sich behinderte Identitäten ausbilden? Durch die Dokumentation der 16 Lebensgeschichten und -entwürfe von Menschen mit ›geistiger Behinderung‹ geht Hendrik Trescher der Frage nach, wie diese ihren Alltag erfahren. Er legt dar, wie diese Menschen in ihrem Lebenslauf immer wieder an Diskursteilhabebarrieren stoßen und so letztlich behindert werden. Wie komplex und gleichsam radikal wirkmächtig solche Barrieren sein können, zeigt er u.a. durch Aufdecken der Zusammenhänge zwischen Behinderung und der Funktionslogik von Hilfestrukturen, die – häufig auch in ihrer Ausprägung als pädagogische Protektorate – letztlich selbst behindernd wirken.
Der Kinderwunsch und das Schwangerschaftserleben von Menschen mit einer „geistigen Behinderung“
2017
In der aktuellen fachlichen Diskussion uber die Sexualitat von Menschen mit einer „geistigen Behinderung“ besteht weitgehend Konsens uber die konzeptionellen Grundfiguren der „Selbstbestimmung“ und „Normalisierung“ als Kategorien, an denen sich Professionelle in ihrer Alltagspraxis orientieren sollten (Ortland 2016). Demnach haben auch Menschen mit einer Einschrankung in ihren „kognitiven“ Fahigkeiten ein Recht auf das Erleben ihrer Korperlichkeit und auf die Nahe eines Partners. Spannungsreicher ist dagegen die Situation, wenn es darum geht, sich als Professionelle mit der Auserung uber einen Kinderwunsch oder gar mit der Schwangerschaft einer Frau mit einer „geistigen“ Behinderung auseinanderzusetzen. Auch wenn sich Deutschland durch die Ratifikation der UN-Konvention uber die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Jahr 2009 (Graumann 2011) verpflichtet hat, „ das Recht von Menschen mit Behinderungen auf freie und verantwortungsbewusste Entscheidung uber die Anzahl ihrer Kinder ...
Pädagogische Perspektiven auf sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Behinderung
Behindertenpädagogik, 2023
Der Beitrag diskutiert anhand aktueller Ergebnisse der Studie »Fluchtmigration als Übergang bei Familien mit einem Kind mit Behinderung« (Dissertationsprojekt) Behinderung als Praxis im Kontext von Fluchtmigration und die komplexe Wechselwirkung von Diskursteilhabebarrieren. Anhand von zwei vorgestellten Familien mit Fluchtmigrationsgeschichte und einem Kind mit Behinderung wird die Wirkmächtigkeit von Behinderung für den Übergang der Fluchtmigration herausgearbeitet.