Pragmatische Wahrheit: Was uns im Leben weiterbringt (original) (raw)

Dass das Recht veraltet, kommt nur daher, dass das Leben fortschreitet

Philipp Lotmar: letzter Pandektist oder erster Arbeitsrechtler?, 2014

In den Stellungnahmen zur Forscherpersönlichkeit Philipp Lotmars ruft es regelmäßig Erstaunen hervor, dass ein Romanist das erste grundlegende Werk zum Arbeitsrecht schreibt, oder um seinen Schüler Eduard Eichholzer-Zürcher Privatdozent und späterer Chefbeamter der Eidgenössischen Arbeitsverwaltung 2 1 Ph. Lotmar, Vom Rechte das mit uns geboren ist (1893), in ders., Schriften zu Arbeitsrecht, Zivilrecht und Rechtsphilosophie, hrsg. v. J. Rückert (Frankfurt a. M. 1992) 5-45, 33 f.: »Dass das Recht veraltet, kommt nur daher, dass das Leben fortschreitet, aber die Jurisprudenz kann das Leben nicht aufhalten. Wollte sie sich daraufhin dem Rechte zuwenden, das mit uns geboren ist so würde sie ihre Kompetenz überschreiten […]. Die allgemeine Vernachlässigung des Rechts, das mit uns geboren ist, d. h. der unter diesem Namen auftretenden politischen und ökonomischen Forderungen wäre-wenn überhaupt möglichallerdings zu bedauern, weil sie ein Verstummen der Kritik des geltenden Rechts nach seinem Inhalt und ein Nachlassen des Strebens nach seiner Weiterentwicklung befördern würde.« 2 M. Rehbinder, Einleitung, in M. Rehbinder (Hrsg.

Einleitung: Das Schöne, Wahre und Gute – Das sinnvolle Leben in der Diskussion

Zeitschrift für Praktische Philosophie, 2018

Zusammenfassung: Die Kategorie des Sinns oder des Sinnvollen fi ndet in der jüngeren Diskussion um die normative Theorie des guten Lebens erhöhte Aufmerksamkeit. Viele Autoren gehen mittlerweile davon aus, dass eine umfassende Bestimmung des guten Lebens nicht mehr ohne die Erwähnung und Erläuterung der Wertdimension des sinnvollen Lebens auskommt. Typischerweise wird dieses Syntagma so verstanden, dass damit ein Wertaspekt des (bisherigen) Teil-oder Gesamtlebens eines (menschlichen) Individuums gemeint ist, welches in einer bestimmten, von anderen Wertdimensionen des guten Lebens noch abzugrenzenden Hinsicht als lobenswert, bedeutsam oder bewundernswert ausgezeichnet wird. Umstritten ist dabei jedoch zum einen, ob das sinnvolle Leben eine eigenständige Wertkategorie innerhalb des guten Lebens darstellt, und zum anderen, falls dem so wäre, wie diese Kategorie dann genau zu explizieren wäre, nicht zuletzt im Verhältnis zu den etablierten Wertkategorien innerhalb des guten Lebens, wie etwa dem Wohlergehen. Die in diesem Schwerpunkt versammelten Aufsätze unternehmen den Versuch, zum Verständnis der vielschichtigen und kontrovers diskutierten Dimension des Sinns beizutragen.

Wie uns Emotionen den Sinn des Lebens zeigen

Gibt es so etwas wie einen Sinn des Lebens? Wenn ja, worin besteht er, und ist dieser Sinn für alle Menschen der gleiche? Angesichts der zunehmenden Kritik metaphysisch geprägter Weltbilder durch naturalistische Strömungen wird diese Frage auch in der Philosophie immer öfter negativ oder zumindest stark relativierend beantwortet. Sinn habe keinen Platz in einer naturwissenschaftlich aufgeräumten Welt; er sei im besten Fall auf schlechte Weise subjektiv und nie Gegenstand rationaler und das heißt zureichend begründender Argumentation. Ob es so etwas wie einen objektiven, und das soll wohl heißen auf die eine oder andere Weise metaphysisch robusten Sinn gibt oder nicht, soll und kann hier nicht Diskussionsgegenstand sein. Zumindest lässt sich aber Folgendes in aller Kürze sagen: Es gibt Grund skeptisch zu sein.

Der Sinn des Lebens und das gute Leben

2014

From a life-world perspective, the issue concerning the meaning of life or a meaningful life is indeed of greatest importance, but within (German) philosophy, it is widely disregarded or often treated in an unsystematic manner. Even though one would expect the theories of the good life to tackle the issue concerning the meaning of life, they only do so insufficiently or not at all. Based on a concept of meaning that shall remain as open as possible, I will argue in five steps that meaning is an essential element of a good human life and that theories of the good life are insufficient provided that they do not take meaning into consideration. The five arguments refer to the evaluation of one's own life, the evaluation of biographies of other people, the element of participation, the relation between the good life and morality as well as the tendency toward dealing with the good life in a perfectionist and competitive way. Die Frage nach dem Sinn des Lebens oder einem sinnvollen Leben ist lebensweltlich zwar von größter Bedeutung, wird innerhalb der (deutschsprachigen) Philosophie jedoch sehr zurückhaltend und zumeist unsystematisch behandelt. Insbesondere in den Theorien des guten Lebens fällt auf, dass sie das Sinnthema bisher gar nicht oder nur am Rande behandeln. Unter Zugrundelegung eines möglichst offenen Sinnbegriffs argumentiert der Artikel in fünf Punkten dafür, dass Sinn einen wesentlichen Teil des guten Lebens ausmacht und Theorien des guten Lebens ohne dessen Berücksichtigung einen gravierenden Mangel aufweisen. Die fünf Argumente beziehen sich auf die Bewertung des eigenen Lebens, die Bewertung anderer Lebensläufe, das Moment der Teilhabe, das Verhältnis zwischen gutem Leben und Moral sowie auf die Tendenz zu einem perfektionistischen und kompetitiven Umgang mit dem guten Leben.

Vom schonungslosen Nutzen der Disziplin für das Leben

Schonungslos, 2024

The chapter "Vom schonungslosen Nutzen der Disziplin für das Leben" explores the philosophical and existential significance of discipline in both sports and life. It argues that discipline is essential for achieving personal growth, self-mastery, and resilience. ​ The chapter emphasizes that discipline is not merely about external control or societal norms but is a form of self-regulation and self-improvement. ​ It highlights the dual nature of discipline as both a means of overcoming internal and external resistance and as a path to self-actualization. ​ Additionally, it discusses the potential pitfalls of excessive discipline, such as becoming overly rigid or self-punishing, and advocates for a balanced approach where discipline serves as a tool for personal development and a meaningful life.

Philosophieren heißt leben lernen

Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2014

von Kontingenz in den logischen Aufbau des Systems zur Folge, doch muss das kein Nachteil sein. Freilich wirft diese Auffassung von Hegels Methode in der Phänomenologie des Geistes auch Probleme auf. So kann man sich fragen, ob auf diese Weise nicht die Immanenz der Methode gefährdet wird. Diese Immanenz soll es ja gerade ermöglichen, Konkurrenzpositionen zu kritisieren, ohne von der Wahrheit der eigenen Prämissen bereits auszugehen. Wenn man nun aber auf Erfahrung pocht, stellt sich die Frage, welche Überzeugungskraft das für den Opponenten haben muss. Dass überhaupt auf Erfahrung rekurriert wird, mag aufgrund des von Emundts' verwendeten offenen Erfahrungsbegriffes noch unproblematisch sein; aber wie sieht es aus mit den spezifischen Erfahrungen, zu denen der Vertreter der Konkurrenzpositionen gebracht werden soll? Sicher: Dass die Dinge sich verändern, dürfte unkontrovers sein. Aber schwieriger wird es bei anspruchsvolleren Erfahrungen, wie etwa denjenigen, die nach Emundts im Kapitel "Kraft und Verstand" den Gang des Textes bestimmen. Auf alle Fälle setzt die gemischte Methode mit ihrer Berufung auf Erfahrung einen kooperativen Gesprächspartner voraus. Aber wie auch immer man die Vorteile und Nachteile der vorgeschlagenen Methode bewerten mag: Das Buch von Dina Emundts ermöglicht es, einen vielversprechenden neuen Blick auf die Methode der Phänomenologie des Geistes zu werfen. Der Reichtum an Argumenten und an exegetischen Detailanalysen macht das Buch zu einem bedeutenden Beitrag zur Hegelforschung.

DRAFT: Unterwegs zur Wahrheit. Sein und Schein bei Parmenides

Vortrag, gehalten am 10. November im Rahmen einer Ringvorlesung am Regensburger Zentrum für Klassikstudien zum Thema "Nichts als die Wahrheit? Sein und Schein in Philosophie, Literatur und Kunst", 2021

Bevor wir mit Parmenides selbst beginnen, erfordert das im Titel des Folgenden genannte Thema gewisser Präliminarien. Selbstverständlich ließe sich ein Vortrag zum Wahrheitsbegriff bei Parmenides auch ohne dieselben halten; allerdings ist das Thema hier eben nicht oder nicht nur der Wahrheitsbegriff, sondern auch der Weg dorthin sowie der mit diesem Weg zusammenhängende Unterschied von Sein und Schein; das sich im Titel Andeutende ist somit: dass die Wahrheit selbst, aber auch der Weg zur Wahrheit, wenn wir Parmenides zu Hilfe nehmen und zu Rate ziehen, irgendwie an dem Unterschied und der Unterscheidung von Sein und Schein hängen.-Bitte beachten Sie daher auch folgendes: Die hier vorzustellenden Gedanken betreffen, auch wenn der Titel es vielleicht anders nahelegt, den Versuch, auf einen Weg zu dem zu gelangen, was wir Wahrheit nennen können; und Parmenides dient uns dabei als Geleiter, als Anhalt und 1 Der folgende Text entspricht der nachkorrigierten und geringfügig überarbeiteten Vortragsfassung. Inhaltliche Kürzen und Vereinfachungen, die als Ungenauigkeiten oder Fehler verstanden werden könnten, sollen in einer Publikation ausführlicher und klarer gefasst werden. Der Text stellt einem Entwurf dar, der die Lebendigkeit des Vortrags wiederspiegeln möchte. Hilfestellung; das ist eine Entscheidung, die so getroffen werden kann, aber keineswegs so getroffen werden muss. Die Konsequenzen, welche aus dieser Entscheidung resultieren, sind ganz vielfältige, die hier deswegen nicht in aller Ausführlichkeit zu diskutieren sind; eine Konsequenz, vielleicht die wichtigste-daher sei sie hier erwähnt-, ist allerdings, dass uns im folgenden, sofern es tatsächlich ein echtes, auch heute noch mögliches Unterwegs zur Wahrheit geben soll, Parmenides uns zwar einen wesentlichen Anhalt für dieses Unterwegs geben kann, dass aber wir selbst diesen Weg gehen, dieses Unterwegs auf uns nehmen müssen; das bedeutet zugleich auch, zugespitzter und anders gewichtet formuliert, das Paradoxe wie zunächst anmaßend Klingende: Die Wahrheit selbst und der Weg zu ihr, gelten uns im Folgenden als unter Umständen wichtiger denn das, was uns Parmenides zu sagen hat.-Wir wollen uns daher an Parmenides so halten, wie sich Aristoteles an Platon hielt, als er im 1. Buch seiner Nikomachischen Ethik davon sprach, dass zwar die Freundschaft zu Platon entscheidend und wichtig ist, dass aber die Freundschaft zur Wahrheit wichtiger und entscheidender sei, und dass-so können wir hier ergänzen-letztlich die Freundschaft zu Platon gerade in der Freundschaft zur Wahrheit besteht.-Für uns meint dies folgende Vermutung, der wir uns nun stellen wollen: Vielleicht tun wir Parmenides selbst, d.h. dem, was er uns zu sagen hat, größeres Recht, wenn wir selbst versuchen-mit seiner Hilfe-, den Weg, welchen er uns vorschlägt, zu gehen, als wenn wir lediglich versuchen, das, was er sagt, d.h. in diesem Sinne den überlieferten Text als solchen, einer möglichst korrekten, historische Richtigkeiten sammelnden, abbildenden und diskutierenden Exegese zu unterziehen.-Kurz: Wir wollen hier etwas riskieren und versuchen, an der Wahrheit selbst, ja vielleicht bereits an und auf dem Weg dorthin, zu scheitern. Und wenn wir selbst einen solchen Weg gehen wollen, müssen wir die ersten Schritte, die ersten fragenden Gänge in den und in dem von Parmenides eröffneten Bereich eines Unterwegs zur Wahrheit selbst gehen, selbst anfangen, zu denken und zu fragen, noch bevor wir uns etwas von Parmenides sagen lassen.-Und wir denken ja stets etwas zur und haben immer schon eine Vorstellung von der Wahrheit und davon, dass die Wahrheit irgendwie an der Unterscheidung von dem, was in Wahrheit ist-dem Sein also-, und dem, was nur vermeintlich wahr istdem Schein zumal-hängt. Der Unterschied von Sein und Schein und unsere Fähigkeit, zwischen Sein und Schein zu unterscheiden, scheint also diejenige zu sein, von der unsere Fähigkeit, Wahrheit zu erkennen, abhängt.-Wir haben also bezüglich des hier gewählten Themas und zugleich in Bezug auf das, was wir bei Parmenides lesen können, bereits ein

Dass ich lebe, ist todsicher

Was ist die Zeit?" Mit dieser Frage beginnt das sechste Kapitel des Zeitromans Der Zauberberg von Thomas Mann. Und mit den folgenden Worten leitet der Protagonist Hans Castorp dann die Antwort ein: "Ein Geheimnis,wesenlos und allmächtig". Diese Charakterisierung der Zeit ist nicht an die Zeit gebunden, und die Zeit ist darüber hinaus auch noch allgegenwärtig. Wir werden heutzutage rund um die Uhr von Zeiten aller möglichen Formen umgeben: Außer drei Mahlzeiten braucht man noch Freizeit nach der Bürozeit und Bedenkzeit vor der Hochzeit. Und die Wirtschaft wird überhaupt nur noch von zwei Zeiten geregelt: Elefantenhochzeit und Sauregurkenzeit. Es sei vorerst angemerkt, dass bei intensiver Auseinandersetzung mit der Zeit zwei Fragen immer berücksichtigt werden müssen, nämlich: 1. Was machen wir mit der Zeit? 2. Was macht die Zeit mit uns?