Frank Grelka, Die ukrainische Nationalbewegung unter deutscher Besatzungsherrschaft 1918 und 1941/42 (original) (raw)
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Historische Zeitschrift, 2018
Bei der Verteilung der Geschäfte in politischen Strafsachen spielte der zweite Senat des Kammergerichts eine wichtige Rolle. Er nahm die Bestellung der Personen vor, die an der Hauptverhandlung teilnahmen und "für Recht erkannten": den Vorsitzenden, zwei beisitzende Richter und einen Staatsanwalt. Auffällig ist die personelle Kontinuität in der Besetzung der Gerichte, die Todesurteile fällten. In einem Verfahren zur Vorbereitung zum Hochverrat, in dem fünf Angeklagte im März 1944 wegen "Betätigung in einem kommunistischen Kampfbund" zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden, fungierten Kammergerichtsrat Rothenburg als Vorsitzender und Amtsgerichtsrat Dr. Schröder als Staatsanwalt (S. 97f. u. 434). Eine Sammelanklage gegen bei der Reichsbahn eingesetzte französische Zwangsarbeiter wegen Feindbegünstigung, angestrengt am 20.Juli 1944 in Braunschweig, führten ebenfalls Rothenburg als beisitzender Richter und Dr. Schröder als Staatsanwalt (S. 435). Die Angeklagten, so argumentierte das Gericht, hätten, "um der Kriegsmacht des Reichs Nachteil zuzufügen, bei ihrem Arbeitseinsatz in Deutschland im Jahre 1943 einander zu nachlässiger Arbeit aufgefordert oder sich in dem Entschluss zu Sabotagehandlungen bestärkt und ermuntert". Erschwerend komme hinzu, dass sie "den Sieg der Feinde Deutschlands wünschten" (S. 237f.). Fünf Angeklagte wurden schuldig gesprochen. Die Todesurteile wurden im September 1944 vollstreckt. Die Dokumentation fügt der Verbrechensgeschichte des "Dritten Reichs" einen Abschnitt hinzu, der betroffen macht. Doch es stellt sich die Frage, ob bei dem ehemals preußischen Kammergericht die Strafgerichtsbarkeit in den letzten beiden Kriegsjahren auf den Typus eifernder Juristen reduziert werden kann. Dazu reichen die Informationen zu Rothenburg/Schröder und deren Wirkungskreis nicht aus.
»Nationalukrainischer Befreiungskampf« Die Umwertung des Zweiten Weltkriegs in der Ukraine
Ukraine-Analysen, 2008
Am 9. Oktober verkündete der Präsident der Ukraine Viktor Juschtschenko die Aufl ösung des Parlamentes (Werchowna Rada) und die Durchführung von vorzeitigen Wahlen. Diese wurden für den 7. Dezember ausgerufen. So unlogisch die Neuwahlen zur Verchovna Rada aus Sicht der nationalen Interessen der Ukraine sind, so logisch sind sie im Hinblick auf die persönlichen Ambitionen der Politiker. Die politische Krise von 2008 wurde nicht durch einen »Verrat demokratischer Werte« oder ein »Pro-Kreml-Szenario« verursacht, wie es dem Volk weisgemacht werden soll. Der Grund ist viel banaler: Das Streben der ukrainischen Politiker nach absoluter Macht.
Umstrittener ukrainischer Nationalist Bandera. Als Volksheld verehrt, als Schurke geschmäht
Der Mann ist heute in Deutschland kaum bekannt. Dabei verbrachte er ein Drittel seines Lebens in Berlin und München und prägte die deutsche Politik im und nach dem Zweiten Weltkrieg mit: Stepan Bandera (1909-1959) gehört zu den umstrittensten ukrainischen Figuren und steht wie kaum ein Zweiter für die Zerrissenheit des Landes. Die unzureichende Beschäftigung mit seiner Vita zeigt, dass es Verehrern wie Gegnern nicht um die Person und Geschichte Banderas, sondern um politische Instrumentalisierung geht.