Prioritäten der Sozialpsychiatrie im globalisierten Kapitalismus (original) (raw)
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„Die beste Prophylaxe ist der Sozialismus“
Die DDR-Literatur und die Wissenschaften
Krankheit undmedizinisches System in Schriften vonBrigitte Reimann, Maxie Wander undC hrista Wolf Darstellungenv on Krankheit und vonP atient*inneni nm edizinischenI nstitutionen finden sich auffällig häufig in der DDR-Literatur,was vond er Literaturwissenschaft bisher nichtausreichend untersucht worden ist.DiesesV ersäumnis mag mit fehlenden Kenntnissen im medizinhistorischen Bereich,insbesondere im in den letzten Jahren intensiva ufgearbeiteten Segmentd er DDR-spezifischen Medizinethik,¹ sowieimFeld der Jurisprudenz in Verbindungstehen. Namentlich mangelndes Wissen bezüglich der Einflussnahme der marxistisch-leninistisch geprägten Rechtsordnung aufdie Medizin kann einen in die Tiefe gehenden Blick aufdie Literatur versperren, denn dieses Rechtssystem hat bewirkt,dass sich das Gesundheitssystem der DDR und insbesondere die Alltagsrealität in DDR-Krankenhäusern elementarv on medizinischen Systemen anderer deutschsprachiger Länderu nterschied.² Sowohl das marxistische als auch das antifaschistische Fundament des sozialistischen Staatesh aben bereits vord er Staatsgründung spürbare Auswirkungenauf die medizinische Versorgung der Bürger*innensowie aufd ie Ausbildunga ngehender Ärzt*inneng ehabt.S ob egann die sowjetische Verwaltungi nd er sowjetisch besetzten Zone (SBZ) 1946 mit dem Aufbaue ines staatlichenGesundheitssystems, das allen Bürger*innen freien Zugangzumedi-zinischerV ersorgung garantieren sollte. Zu diesem Zweck wurden, anders als in den westlichen besetzten Zonen und späterd er Bundesrepublik, signifikante Veränderungen im Curriculum des Medizinstudiums vorgenommen. Nicht zuletzt motiviert durch das Bestreben sicherzustellen, dass sich Verbrechen wied ie im
Forderungen der Antipsychiatrie - Relevanz für die Praxis der Sozialen Arbeit
2022
Teilen-das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten. Zu den folgenden Bedingungen: Namensnennung-Sie müssen angemessene Urheber-und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders. Nicht kommerziell-Sie dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen. Keine Bearbeitungen-Wenn Sie das Material remixen, verändern oder darauf anderweitig direkt aufbauen dürfen Sie die bearbeitete Fassung des Materials nicht verbreiten. Keine weiteren Einschränkungen-Sie dürfen keine zusätzlichen Klauseln oder technische Verfahren einsetzen, die anderen rechtlich irgendetwas untersagen, was die Lizenz erlaubt. Jede der vorgenannten Bedingungen kann aufgehoben werden, sofern Sie die Einwilligung des Rechteinhabers dazu erhalten. Diese Lizenz lässt die Urheberpersönlichkeitsrechte nach Schweizer Recht unberührt.
Auf dem Weg zu einer semiotischen Kulturtheorie der Sozialen Psychiatrie
Zeitschrift für Semiotik, 2011
Summary: An issue “milieu research” in the Journal of Semiotics requires justification. This article focuses on demonstrating how institutional criticism within social Psychia try and the related objects of social psychiatric milieu research can be discussed as part of a semiotic theory of culture which deals with notions such as “institution”, “code”, “communication”, and “aesthetic experience”. In this sense, social psychiatry has indeed always been related to cultural theory, in particular to a phenomenologically and her meneutically grounded theory of “sense”. However, approaches embedding empirical research efforts into a general theory of signs are still rare. Zusammenfassung: Ein Heft „Milieuforschung“ in der Zeitschrift für Semiotik bedarf einer Begründung. Dieser Artikel konzentriert sich darauf zu zeigen, wie die instituti onskritischen Motive der Sozialen Psychiatrie und die darauf bezogenen Gegenstän de der sozialpsychiatrischen Milieuforschung im Rahmen einer semiotischen Kulturthe orie etwa durch Begriffe wie „Institution“, „Kode“, „Kommunikation“ und „ästhetische Erfahrung“ diskutiert werden können. In diesem Sinne hat die Soziale Psychiatrie zwar schon immer Bezug zur Kulturtheorie, insbesondere zu einer phänomenologisch-her meneutisch begründeten Theorie des „Sinns“. Versuche, ihre eigenen empirischen For schungsanstrengungen in eine allgemeine Theorie der Zeichen einzubetten, sind bis her allerdings rar.
Internationale Noncompliance und humanistische Antipsychiatrie
Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, 2011
Vortrag anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Anerkennung des »außerordentlichen wissenschaftlichen und humanitären Beitrags für die Durchsetzung der Rechte Psychiatriebetroffener« durch die Philosophische Fakultät der Aristoteles-Universität Thessaloniki, in der der Geehrte sein Konzept der humanistischen Antipsychiatrie als moderne, nutzergetragene und undogmatische Bewegung erläutert, die sich unter anderem engagiert für den Aufbau angemessener und wirksamer Hilfe für Menschen in psychosozialer Not, für ihre rechtliche Gleichstellung mit normalen Kranken, für die Unterstützung beim selbstbestimmten Absetzen potenziell toxischer psychiatrischer Psychopharmaka und die Verwendung alternativer psychotroper, das heißt die Psyche beeinflussender, und für Toleranz, Respekt und Wertschätzung von Vielfalt auf allen Ebenen des Lebens. Das Problem fehlender Unterstützung in psychischer Not betreffe keine Minderheit, sondern die breite Masse der Gesellschaft: die Betroffenen selbst, die Angehörigen, Kinder, Alte und sozial Ausgegrenzte aller Art. Das Verständnis des aus dem inneren Erleben unserer Kultur herrührenden Schmerzes psychotischer oder depressiver Menschen würde allgemein zu mehr Einsicht in sich selbst führen und Isolation und Entfremdung vorbeugen. Da alternative Angebote mitmenschlicher Hilfe derzeit eher nicht bereitstünden, müssten Psychiatriebetroffene lernen, mit den vorhandenen Angeboten umzugehen. Sofern sie nicht wollen, dass andere über sie verfügen, sollten sie sich tunlichst durch Vorausverfügungen vor psychiatrischer Willkürbehandlung und Körperverletzung schützen, auf die Qualität der Behandlungsangebote Einfluss zu nehmen versuchen oder Alternativen aufzubauen beginnen.
Macht Arbeit depressiv? Psychische Erkrankungen im flexiblen Kapitalismus (2011)
„Sie ist schon überall, egal, ob in Softwareunternehmen oder in der Medienbranche, bei Versicherungsmaklern, Konzern-Managern, Audi-Arbeitern, Eliteathleten, Studenten oder Schulrektoren: Die bislang versteckte Krankheit Depression grassiert immer sichtbarer und erzwingt den millionenfachen Ausstieg. Nichts geht mehr. Schlaflosigkeit, Schattenwelten, Apathie, Schmerzen, Ängste, Panik und das Gefühl der Ohnmacht, es nicht mehr bis zum nächsten Moment schaffen zu können, werden zum versteinerten Alltag.“ Mit diesen Worten beginnt Ines Geipel, ehemalige DDR-Leistungssportlerin und heute Schriftstellerin, ihr Buch über den Zusammenhang zwischen Depression und Leistungsdruck (Geipel 2010: 7); es ist wesentlich durch die Selbsttötung des Hannoveranischen Fußballtorwarts Robert Enke im Oktober 2009 veranlasst, mit dem die Autorin eine gemeinsame Spitzenathleten-Vergangenheit des extremen Leistungsdrucks und entsprechender Versagensängste teilt. Dass am Tag nach seinem Tod seine Witwe öffentlich im Fernsehen über Enkes Depression, den gemeinsamen Kampf dagegen und die letztendliche Niederlage sprach und dass wenig später in einem Fußballstadion 40.000 Fußballfans an einer bewegenden Trauerfeier für ein Depressionsopfer teilnahmen, signalisiert eine deutliche Veränderung in dem, was in der deutschen Öffentlichkeit als akzeptables Thema gilt. Man sollte sich über die Konsequenzen im extrem konkurrenz-geprägten Wirtschaftssystem des Profi-Fußballs keinerlei Illusionen machen; dass die Person des Münchener Fußballprofis Sebastian Deisler, der 2007 wegen öffentlich bekannter Depressionen (nachdem er schon 2003 aus diesem Grund ausgesetzt hatte) aus dem Profi-Fußball ausgeschieden ist, völlig in der Versenkung verschwunden ist, spricht für sich. Trotzdem kommt dieser neuen Dimension der Öffentlichkeit für eine viele Jahre lang tabuisierte Krankheit eine erhebliche Aussagekraft über gesellschaftliche Veränderungen zu, die weit über Fußball und Spitzensport hinausgehen. Depressionen sind offensichtlich zum nicht mehr ignorierbaren gesellschaftlichen Massenphänomen geworden, das zudem wegen seiner wirtschaftlichen Auswirkungen zwangsläufig Aufmerksamkeit einfordert. Diese soll in diesem Beitrag auf die Arbeitswelt, einen bislang eher unterbelichteten Bereich der Verursachung depressiver Erkrankungen, gelenkt werden und für die Frage interessiert werden, ob und inwiefern hier gesellschaftliche Strukturveränderungen und Entwicklungstendenzen Ausdruck finden, die uns über den engeren Bereich von Arbeit und Beschäftigung hinaus Erkenntnisse über unsere gegenwärtige Gesellschaft gewinnen lassen. Folgendes soll dargestellt werden: