Die Arbeit als Faktor der psychischen Gesundheit (original) (raw)

Psychische Erkrankungen und die Erwerbsarbeit

Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt, 2017

Überforderungsphänomene durch Arbeit sind seit vielen Jahren zum viel diskutierten Thema in der öffentlichen Debatte geworden. Stichworte wie »Burnout«, »Präsentismus«, das »erschöpfte Selbst« sind auch dann, wenn sie als medizinischpsychologische Diagnosen von zweifelhaftem Wert sein sollten, hochbedeutsame zeitdiagnostische Marker einer gesellschaft lichen Problematik. In der Regel wird in der Debatte davon ausgegangen, dass der Arbeitswelt eine zentrale Bedeutung für soziale Integration und Anerkennung zukommt. Sinnstiftende Arbeit kann in gewissem Maße Arbeitsbelastungen kompensieren und damit auch Gesundheitsrisiken vorbeugen. Aber zugleich gehen von der Arbeitswelt auch Krankheitsgefährdun gen aus, die nicht zuletzt Arbeitsabläufe und Wertschöpfung beeinträch tigen können. Deshalb ist Gesundheit eine unverzichtbare Ressource in Unternehmen. Eine Reihe von Unternehmen implementiert Formen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, bietet ihren Mitarbeitern Angebote zur Krankheitsprävention wie auch zur BurnoutProphylaxe an. Auch in der gewerkschaftlichen Politik »Guter Arbeit« kommt der Frage der gesundheitsgerechten Arbeit ein zentraler Stellenwert zu, zu mal Gesundheit eine Voraussetzung gesellschaftlicher und betrieblicher Partizipation ist und gesundheitsgerechtes Verhalten auf Partizipation angewiesen ist. Die Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung von Krankheitsprozes sen besteht nicht nur in der Verursachung von Krankheit, sondern auch darin, dass die Bedingungen der Arbeit es erschweren können, sich gesundheitsgerecht zu verhalten und auf gesundheitliche Beeinträchtigungen und Krankheitszeichen rechtzeitig und angemessen zu reagieren. Auch Krank

Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt Detachment

2016

Fragestellung und Ziele In den letzten Jahren wurde das mentale Abschalten von der Arbeit während der Ruhezeit als bedeutende Kenngröße für die individuelle Erholung ermittelt. Ziel dieser Metaanalyse mit k = 73 unabhängigen Beschäftigtenstichproben (N = 30.236; k = 71 peer-reviewte englischsprachige Publikationen; Zeitraum: 1998-2014) sowie einer Auswertung von k = 11 Sekundärstudien war es zu klären, inwiefern das Abschalten von der Arbeit mit Beanspruchungsfolgen (Gesundheit, Befinden, Motivation, Leistung) in Verbindung steht. Darüber hinaus wurde untersucht, welche Zusammenhänge zu potenziellen Antezedenzien (Arbeitsanforderungen und-ressourcen, Ausführen von Arbeitstätigkeiten während der Ruhezeit, individuelle Merkmale) bestehen. Definition und Operationalisierung Der Faktor Abschalten von der Arbeit (detachment from work, psychological detachment) schließt sowohl die physische, als auch die mentale Distanzierung von der Arbeit ein. Das Detachment stellt dabei nicht nur einen möglichen Bedingungsfaktor für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung dar, sondern ist selbst auch eine mögliche Beanspruchungsfolge von Arbeitsbedingungsfaktoren. Der Begriff wird in der Literatur recht unterschiedlich behandelt. So variieren in der arbeitspsychologischen Konzeptualisierung der Zeithorizont (vergangenheits-, gegenwarts-und zukunftsorientiert), die Dimensionalität (als das ‚mentale Beschäftigen mit der Arbeit-' vs. das ‚Loslösen von der Arbeit') und die Valenz (negativ, neutral, positiv) arbeitsbezogener Gedanken. In der vorliegenden Arbeit greifen wir diese Konstruktfacetten auf, beschränken uns aber auf Erfassungszeiträume während der Ruhezeit, also zwischen zwei Arbeitstagen/Arbeitsschichten. Wir operationalisieren hier das mentale Abschalten von der Arbeit als eigenständige Prozessvariable für die Beziehung zwischen Arbeitsbedingungsfaktoren und kurz-bis langfristigen Beanspruchungsfolgen. Das gedankliche Beschäftigen mit belastenden Inhalten ist aber auch Merkmal verschiedener weiterer allgemeiner (z. B. Rumination, Worry, negative Affektivität/Neurotizismus) und arbeitsspezifischer (z. B. Workaholism, Overcommitment, Erholungsunfähigkeit) Persönlichkeitskonstrukte. Diese Annahmen haben wir hier aufgegriffen und berichten die eigenständigen Varianzanteile des exzessiven Arbeitsengagements, des Job Involvements und der negativen Affektivität/Neurotizismus am Detachment. Messmethodik Das Abschalten von der Arbeit wird ausschließlich fragebogenbasiert, meist mit dem Recovery Experience Questionnaire von Sonnentag und Fritz (2007; 54 Prozent aller kodierten Studien) erfasst. Messgenauigkeit Die internen Konsistenzen der genutzten Skalen lagen im Durchschnitt bei αs > ,80. Die Messgenauigkeit der untersuchten Antezedenzien und Folgen des Zielkonstrukts kann insgesamt als ausreichend bewertet werden (alle mittleren αs > ,70). Bis auf die Ermittlung physiologischer Korrelate (z. B. Blutdruck, Speichelcortisol) überwog die Erhebung als Selbstbericht. Für eine Validitätseinschränkung unserer Ergebnisse durch Publikationsverzerrungen fanden sich keine Hinweise. Stichprobenbeschreibung Das mittlere Alter der Untersuchungsteilnehmer betrug 39,4 Jahre, das Geschlechterverhältnis in den Studien war im Durchschnitt ausgeglichen. Der Großteil der integrierten Befunde entstammt europäischen Stichproben. Die Studien wurden überwiegend als Querschnittserhebungen bzw. als Tagebuchstudien durchgeführt.

Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt

Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt

Die Reihe »Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung« bietet einem breiten Leserkreis wissenschaftliche Expertise aus Forschungsprojekten, die die Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. Die Hans-Böckler-Stiftung ist das Mitbestimmungs-, Forschungs-und Studienförderungswerk des DGB. Die Bände erscheinen in den drei Bereichen »Arbeit, Beschäftigung, Bildung«, »Transformationen im Wohlfahrtsstaat« und »Mitbestimmung und wirtschaftlicher Wandel«. »Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung« bei transcript führt mit fortlaufender Zählung die bislang bei der edition sigma unter gleichem Namen erschienene Reihe weiter.

Psychosoziale Arbeitbelastungen, Arbeitsunfähigkeit und gesundheitsbezogenes Wohlbefinden: Eine empirische Studie aus der Perspektive der Geschlechterforschung

Ziel der Studie: Überprüfung von Hypothesen zu den Kon-sequenzen geschlechtsspezifischer Rollenerwartungen für die Ausprägung psychosozialer Arbeitsbelastungen und ausgewählter gesundheitsbezogener Maße sowie deren Zusammenhänge. Methodik: Im Rahmen der Psychologie-Studie 2002 wurde eine repräsentative Stichprobe der deutschen Erwerbsbevölkerung (Vollzeit-Beschäftigte; n = 666) im Querschnitt zu psychosozialen Arbeitsbelastungen (Instrument zur Erhebung beruflicher Gratifikationskrisen), Fehlzeiten (retrospektive Erhebung von Arbeitsunfähigkeitszeiten) und der subjektiven Beeinträchti-gung des Wohlbefindens durch den Gesundheitszustand befragt. Hypothesen wurden mittels Varianz-(ANOVA) bzw. Kovarianzanalysen (ANCOVA) und moderierten Regressionsanalysen getestet. Ergebnisse: Frauen berichten eine stärkere Beeinträchtigung des gesundheitsbezogenen Wohlbefindens als Männer, in Bezug auf das Ausmaß gratifikationskritischer Erfahrungen und Fehlzeiten ergeben sich keine statistisch signifikanten Differen-zen zwischen den Geschlechtern. Eltern berichten eine tendenziell höhere Zahl an Arbeitsunfähigkeitstagen als Kinderlose. Die Ergebnisse stratifizierter Regressionsanalysen zeigen deut-lich stärkere Assoziationen zwischen beruflichen Gratifikationskrisen und den beiden gesundheitsbezogenen Maßen bei Frauen mit Kind(ern) im Haushalt im Vergleich zu Männern mit Kind(ern) im Haushalt, während sich alleinstehende Frauen und Männer in dieser Hinsicht nicht unterscheiden. Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Resultate geben Anregungen für eine gezielte Planung von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung. Frauen mit Kindern im Haushalt wären als besondere Zielgruppe zu beachten. Zudem können die Befunde als Hinweis auf fortbestehende unterschiedliche Rollenerwartungen an Frauen und Männer im familiären Kontext interpretiert werden.

Psychisch belastende Arbeitssituationen und Erkrankungen - die Frage der Kausalität

Arbeits und Industriesoziologische Studien (AIS), 2021

Psychische Erkrankungen gewinnen eine große Bedeutung in den Betrieben. Umstritten ist hierbei die Rolle der Arbeitsbedingungen. Der Beitrag präsentiert verschiedene psychisch belastende Arbeitssituationen, die in einem qualitativen, auf Basis narrativer Interviews in einem Längsschnittdesign angelegten Forschungsprojekt identifiziert werden konnten. Anhand zweier Fallbeispiele wird das Zusammenspiel belastender Arbeitsbedingungen und individueller Vulnerabilität in verschiedenen Arbeitssituationen dargestellt. Vor diesem Hintergrund wird die Frage der Kausalität erörtert. Sie ist betriebspolitisch umstritten, da sie Verantwortlichkeiten thematisiert. Zugleich ist sie auch für eine kritische Soziologie relevant. Es wird die These vertreten, dass die Soziologie trotz richtiger sozialkonstruktivistischer Einsichten nicht auf kausale Argumente verzichten darf, will sie nicht ihre Bedeutung in betriebspolitischen und anderen sozialen Auseinandersetzungen verlieren. Der Beitrag schlägt e...

Job-Stress-Index 2014 : Erhebung von Kennzahlen zu psychischer Gesundheit und Stress bei Erwerbstätigen in der Schweiz

2014

Arbeit hat für die psy chische Gesundheit einen zentralen Stellen wert. Mit 4,9 Millionen Erwerbstätigen ist mehr als die Hälfte der Schweizer Wohnbevölkerung erwerbstätig. Ein Grossteil davon steht 40 Jahre und mehr im Arbeitsprozess. Deshalb konzen trieren wir uns auf das betriebliche Gesund heitsmanagement (BGM). In enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Wissenschaft entwickeln wir Produkte und Dienstleistungen für das betriebliche Ge sundheitsmanagement. Mit deren Anwendung investieren Unternehmen in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Ziel sind gesunde und leistungs fähige Mitarbeiter, weniger Absenzentage, eine stärkere Bindung an den Arbeitgeber und damit eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit. Für Unternehmen ist es oftmals schwierig ein zuschätzen, wie Stress als Risikofaktor redu ziert werden kann, welche Präventionsmass nahmen in Unternehmen wirksam sind und rentabel umgesetzt werden können. Mit dem JobStressIndex und weiteren Kennzahlen zur Entwicklung von Stressbelastungen in Unter nehmen bauen wir hier eine Brücke zwischen Wissenschaft und Unternehmen.