Die Arbeit als Faktor der psychischen Gesundheit (original) (raw)
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Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt Detachment
2016
Fragestellung und Ziele In den letzten Jahren wurde das mentale Abschalten von der Arbeit während der Ruhezeit als bedeutende Kenngröße für die individuelle Erholung ermittelt. Ziel dieser Metaanalyse mit k = 73 unabhängigen Beschäftigtenstichproben (N = 30.236; k = 71 peer-reviewte englischsprachige Publikationen; Zeitraum: 1998-2014) sowie einer Auswertung von k = 11 Sekundärstudien war es zu klären, inwiefern das Abschalten von der Arbeit mit Beanspruchungsfolgen (Gesundheit, Befinden, Motivation, Leistung) in Verbindung steht. Darüber hinaus wurde untersucht, welche Zusammenhänge zu potenziellen Antezedenzien (Arbeitsanforderungen und-ressourcen, Ausführen von Arbeitstätigkeiten während der Ruhezeit, individuelle Merkmale) bestehen. Definition und Operationalisierung Der Faktor Abschalten von der Arbeit (detachment from work, psychological detachment) schließt sowohl die physische, als auch die mentale Distanzierung von der Arbeit ein. Das Detachment stellt dabei nicht nur einen möglichen Bedingungsfaktor für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung dar, sondern ist selbst auch eine mögliche Beanspruchungsfolge von Arbeitsbedingungsfaktoren. Der Begriff wird in der Literatur recht unterschiedlich behandelt. So variieren in der arbeitspsychologischen Konzeptualisierung der Zeithorizont (vergangenheits-, gegenwarts-und zukunftsorientiert), die Dimensionalität (als das ‚mentale Beschäftigen mit der Arbeit-' vs. das ‚Loslösen von der Arbeit') und die Valenz (negativ, neutral, positiv) arbeitsbezogener Gedanken. In der vorliegenden Arbeit greifen wir diese Konstruktfacetten auf, beschränken uns aber auf Erfassungszeiträume während der Ruhezeit, also zwischen zwei Arbeitstagen/Arbeitsschichten. Wir operationalisieren hier das mentale Abschalten von der Arbeit als eigenständige Prozessvariable für die Beziehung zwischen Arbeitsbedingungsfaktoren und kurz-bis langfristigen Beanspruchungsfolgen. Das gedankliche Beschäftigen mit belastenden Inhalten ist aber auch Merkmal verschiedener weiterer allgemeiner (z. B. Rumination, Worry, negative Affektivität/Neurotizismus) und arbeitsspezifischer (z. B. Workaholism, Overcommitment, Erholungsunfähigkeit) Persönlichkeitskonstrukte. Diese Annahmen haben wir hier aufgegriffen und berichten die eigenständigen Varianzanteile des exzessiven Arbeitsengagements, des Job Involvements und der negativen Affektivität/Neurotizismus am Detachment. Messmethodik Das Abschalten von der Arbeit wird ausschließlich fragebogenbasiert, meist mit dem Recovery Experience Questionnaire von Sonnentag und Fritz (2007; 54 Prozent aller kodierten Studien) erfasst. Messgenauigkeit Die internen Konsistenzen der genutzten Skalen lagen im Durchschnitt bei αs > ,80. Die Messgenauigkeit der untersuchten Antezedenzien und Folgen des Zielkonstrukts kann insgesamt als ausreichend bewertet werden (alle mittleren αs > ,70). Bis auf die Ermittlung physiologischer Korrelate (z. B. Blutdruck, Speichelcortisol) überwog die Erhebung als Selbstbericht. Für eine Validitätseinschränkung unserer Ergebnisse durch Publikationsverzerrungen fanden sich keine Hinweise. Stichprobenbeschreibung Das mittlere Alter der Untersuchungsteilnehmer betrug 39,4 Jahre, das Geschlechterverhältnis in den Studien war im Durchschnitt ausgeglichen. Der Großteil der integrierten Befunde entstammt europäischen Stichproben. Die Studien wurden überwiegend als Querschnittserhebungen bzw. als Tagebuchstudien durchgeführt.
Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt
Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt
Die Reihe »Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung« bietet einem breiten Leserkreis wissenschaftliche Expertise aus Forschungsprojekten, die die Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. Die Hans-Böckler-Stiftung ist das Mitbestimmungs-, Forschungs-und Studienförderungswerk des DGB. Die Bände erscheinen in den drei Bereichen »Arbeit, Beschäftigung, Bildung«, »Transformationen im Wohlfahrtsstaat« und »Mitbestimmung und wirtschaftlicher Wandel«. »Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung« bei transcript führt mit fortlaufender Zählung die bislang bei der edition sigma unter gleichem Namen erschienene Reihe weiter.
Ziel der Studie: Überprüfung von Hypothesen zu den Kon-sequenzen geschlechtsspezifischer Rollenerwartungen für die Ausprägung psychosozialer Arbeitsbelastungen und ausgewählter gesundheitsbezogener Maße sowie deren Zusammenhänge. Methodik: Im Rahmen der Psychologie-Studie 2002 wurde eine repräsentative Stichprobe der deutschen Erwerbsbevölkerung (Vollzeit-Beschäftigte; n = 666) im Querschnitt zu psychosozialen Arbeitsbelastungen (Instrument zur Erhebung beruflicher Gratifikationskrisen), Fehlzeiten (retrospektive Erhebung von Arbeitsunfähigkeitszeiten) und der subjektiven Beeinträchti-gung des Wohlbefindens durch den Gesundheitszustand befragt. Hypothesen wurden mittels Varianz-(ANOVA) bzw. Kovarianzanalysen (ANCOVA) und moderierten Regressionsanalysen getestet. Ergebnisse: Frauen berichten eine stärkere Beeinträchtigung des gesundheitsbezogenen Wohlbefindens als Männer, in Bezug auf das Ausmaß gratifikationskritischer Erfahrungen und Fehlzeiten ergeben sich keine statistisch signifikanten Differen-zen zwischen den Geschlechtern. Eltern berichten eine tendenziell höhere Zahl an Arbeitsunfähigkeitstagen als Kinderlose. Die Ergebnisse stratifizierter Regressionsanalysen zeigen deut-lich stärkere Assoziationen zwischen beruflichen Gratifikationskrisen und den beiden gesundheitsbezogenen Maßen bei Frauen mit Kind(ern) im Haushalt im Vergleich zu Männern mit Kind(ern) im Haushalt, während sich alleinstehende Frauen und Männer in dieser Hinsicht nicht unterscheiden. Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Resultate geben Anregungen für eine gezielte Planung von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung. Frauen mit Kindern im Haushalt wären als besondere Zielgruppe zu beachten. Zudem können die Befunde als Hinweis auf fortbestehende unterschiedliche Rollenerwartungen an Frauen und Männer im familiären Kontext interpretiert werden.
Zusammenfassung Hintergrund: Arbeitslosigkeit und ihre Folgen stellen inzwischen ein Problem von gesamtgesellschaftlicher Relevanz dar. Die Untersuchung von Zusammenhängen mit und Auswirkungen auf die psychische Gesundheit ist daher dringend geboten. Fragestellung: Die Ziele dieser Studie waren die Bestimmung des Ausmaßes an Ängstlichkeit und Depressivität, die mit aktueller, kumulierter sowie antizipierter Arbeitslosigkeit einhergehen. Methoden: In einer Repräsentativbefragung wurden neben Fragen zur Berufstätigkeit auch Screening-Fragebögen zu Angst und Depression eingesetzt. Ergebnisse: Aktuelle sowie mehrmalig in der Vergangenheit erfahrene Arbeitslosigkeit als auch bereits die individuelle Sorge um den Arbeitsplatz gehen mit erhöhter Ängstlichkeit und Depressivität einher. Diskussion: Aktuelle Arbeitslosigkeit stellt einen bedeutsamen Risikofaktor für eine erhöhte psychische Belastung dar, welche unter dem Umstand mehrfach erfahrener Arbeitslosigkeitsperioden eine Tendenz zur Chronifizierung aufweisen. Aus diesem Grund sind frühzeitige Kompensations-und Präventionsmaßnahmen für Arbeitslose und Menschen, die zukünftig von einem Verlust des Arbeitsplatzes bedroht sind, erforderlich. Schlüsselwörter Arbeitslosigkeit; Angst; Depression; Arbeitsplatzsorgen; Repräsentativerhebung Zertif iziert von de r No rd rh ei ni sch en Akademie für ärz tli ch e Fo rtund Weiterbildung
Erwerbsarbeit und psychische Erkrankung – eine soziologisch-psychodynamische Untersuchung
PiD - Psychotherapie im Dialog, 2018
Ob Burnout Symptom der Moderne, Ausdruck des Kapitalismus oder Mode-Erscheinung ist, darüber wird viel diskutiert 1. Es gibt zahlreiche Erkenntnisse zu psychischen Belastungen in der Arbeitswelt – insbesondere in „modernen“, entgrenzten und subjektivierten Arbeitsformen. In diesem Beitrag entwickeln wir auf Basis unserer qualitativen Untersuchung Perspektiven zu Erwerbsarbeit und psychischer Erkrankung aus psychodynamischer und soziologischer Sicht.
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz und im Coaching
Organisationsberatung, Supervision, Coaching
Der Themenschwerpunkt "Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz und im Coaching" wirft zweifelsohne ganz unterschiedliche und auch kontrovers zu diskutierende Fragen auf. Im Titel versteckt sich die Frage, was psychische Gesundheit und Coaching miteinander zu tun haben, bzw. ob es so etwas wie Gesundheitscoaching überhaupt gibt und wie es definiert ist. Wenn es um psychische Gesundheit geht, stellt sich auch die Frage nach einem spezifisch psychodynamischen Ansatz im Rahmen von Gesundheitscoaching. Wir, die Herausgeberinnen dieses Heftes, nähern uns dem Thema aus unterschiedlichen Positionen. Eine von uns, Eva-Maria Lewkowicz, ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre, die andere, Beate West-Leuer, psychologische Psychotherapeutin. Beide sind wir psychodynamische Business-Coaches. Als Vertreterinnen unterschiedlicher Fachrichtungen wissen wir um das spannungsreiche Gelände, in dem sich Aktivitäten im Rahmen eines psychodynamischen oder systermischen Gesundheitscoachings abspielen können. Denn Coaching ist im Bereich Personalentwicklung angesiedelt, Gesundheit im betriebsärztlichen Dienst, und die Psyche kommt in Organisationen häufig gar nicht vor, so hört man gelegentlich. Im folgenden Dialog wollen wir uns dem Thema annähern: Liebe Beate, unser Schwerpunktthema führt zu der grundsätzliche Frage, was wir unter Gesundheitscoaching und speziell unter psychodynamischem Coaching verstehen. Das gilt es im Editorial zu erklären. Die Leser:innen werden dann abgleichen, wie die unterschiedlichen Beiträge in diesem Heft in diesen Kontext eingeordnet werden können. Wenn wir Gesundheitscoaching als Beratungsformat für Business
Arbeits(un)fähigkeit bei psychischen Erkrankungen
Nervenheilkunde, 2021
ZUSAMMENFASSUNGIn einer Expertenbefragung benannten Ärzte und Psychologen erhebliche Dilemmata hinsichtlich der Feststellung von Arbeitsunfähigkeit angesichts psychiatrischer/psychosomatischer Patienten. Routinedaten einer psychosomatischen Fachklinik zeigen eine signifikante Reduktion z. B. der depressiven Symptomatik von Patienten im Therapieverlauf, ohne dass dies unmittelbar und in jedem Fall mit einer Zunahme der Arbeitsfähigkeit bei Entlassung korreliert. Limitiert wird dieser Befund durch das Fehlen von Daten zum weiteren poststationären Verlauf. Die bezüglich der Feststellung von Arbeitsunfähigkeit intervenierenden Aspekte werden eingehend diskutiert. Von den befragten Experten und Klinikern wird u. a. eingeräumt, dass die Selbsteinschätzung der Patienten erheblichen Einfluss die die letztlich vollzogene Bewertung hat. Ausgehend hiervon werden die offiziellen Richtlinien zum Thema Arbeitsunfähigkeit referiert. Wissenschaftliche Studien zur Reliabilität von Krankschreibungen ...