Konfliktprävention und Medien : Plädoyer für einen Friedensjournalismus (original) (raw)
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Wilhelm Kempf Konfliktpraventionund Medien Pladoyer fur einen Friedensjournans
2008
Nur durch Objektivitat und Wahrheit konnen die Medien zur Pravention; Eindammung und Oberwindung gewaltsamer Konflikte beitragen. Diese grundlegende Position des professionellen Journalismus reicht Johan Galtung und Wilhelm Kempf nicht aus. Sie pladieren fur einen "Friedensjournalismus". Kempf trifft eine scharfe Unterscheidung zwischen Friedensjournalismus und "Journa~ism of Attachment" (Zuneigungsjournalismus), den er als eine Form der "Privatisierung von Propagand~" bezeichnet. Friedensjournalismus muB sich besonders im Sinne von Konfliktpravention derFruhphase von Konflikten zuwenden, wenn ublicherweise Nachrichten noch keinen Nachrichtenwert haben. Dieses Dilemma der Konfliktberichterstattung lwischen Bedeutung des'lnhalts einer Nachricht und ihrem Wert auf dem Nachrichtenmarkt musse nicht so bleiben, argumentiert Galtung. So habe e~ beispielsweise die Medizin geschafft, daB die Medien nichtnuruber Krankheiten Sensationsmeldungen verbreiten. Au...
Kriegspropaganda versus Friedens-Journalismus
1997
In seiner berühmten Untersuchung der Propagandatechniken im Ersten Weltkrieg, kommt LassweIl (1927) zu dem Schluß, daß die psychologischen Widerstände gegen den Krieg in modernen Gesellschaften so groß sind, daß jedem Krieg der Anschein gegeben werden muß, ein Verteidigungskrieg gegen einen bedrohlichen, mörderischen Aggressor zu sein. Um dies zu erreichen, ist ein massiver Aufwand an Propaganda erforderlich, deren Ziel es ist, den Kriegswillen der eigenen Soldaten und der eigenen Zivilbevölkerung zu stärken und ihre Identifikation mit den Kriegszielen herzustellen. In diesem Überzeugungsprozeß kommen laut Luostarinen (1986) sowohl restriktive (einschränkende) als auch supportive (unterstützende) Maßnahmen der Informationskontrolle zur Anwendung: Restriktive Maßnahmen zielen darauf ab, all jene Informationen zu minimieren, welche die Kriegsbereitschaft negativ beeinflussen könnten. Supportive Maßnahmen zielen darauf ab, all jene Informationen zu maximieren, welche einen positiven Effekt haben. Die Produktion pgsitiver Informationen bedient sich dabei der Methoden der Fabrikation, Selektion und Ube!"treibung von Informationen. Ziel der Propaganda ist es, die Wertehierarchie der Öffentlichkeit so umzustrukturieren, daß der Sieg über den Feind zum obersten Ziel wird, dem alle anderen Werte-wie Wahrheit, ethische Erwägungen und individuelle Rechte-untergeordnet sind. Die Wahrheit stellt fUr die Propaganda nur Rohmaterial dar. Wenn es nötig ist zu lügen, so ist dies fUr die Propaganda nur eine technische, aber keine moralische Frage. Wenn es nicht nötig ist zu lügen, umso besser. Die Funktionsweise moderner Massenmedien kommt dieser Möglichkeit entgegen. Dabei läßt sich feststellen, daß es nicht so sehr die berichteten Fakten sind, die in der Propaganda eine Rolle spielen, als die Bedeutung, welche ihnen verliehen wird. Die Bedeutung einer Nachricht wiederum, hängt von ihrer Kontextualisierung ab, welche durch die Art ihrer Präsentation durch die Medien gesteuert wird. Auch Massenkommunikation ist nicht einfach ein Prozeß der Informationsübertragung von einem Sender an einen Empfänger, sondern ein interaktiver Prozeß, der seine eigene Dynamik entwickelt, durch welche die miteinander kommunizierenden Subjekte selbst in den Gegenstand der Kommunikation verwickelt werden. Wie dies funktioniert, läßt sich in Anlehnung an das Kommunikationsmodell von Watzlawick et al. (1967) darstellen. Danach kann jede Mitteilung unter drei verschiedenen Aspekten verstanden werden und unter jedem der drei Aspekte mehr oder minder mehrdeutig sein. Der report aspect (Berichtsaspekt) antwortet auf die Frage: "Welche Information wird gegeben?" Wenn z.B. zwei Leute zusammen im Auto fahren, und einer sagt "Die Ampel da vorne ist rot"-dann ist der Berichtsaspekt einfach die darin ausgedrückte Information über die Verkehrssituation. Der parade aspekt antwortet auf die Frage: "Welche Antwort wird dadurch provoziert?" Z.B. die Geschwindigkeit zu verlangsamen, oder auch: einen Streit zu beginnen, etwa "Ich brauch' Deine Hilfe nicht!" Dabei kann eine Mitteilung unter beiden diesen Aspekten mehrdeutig sein. Welche der (möglichen) Bedeutungen vom Angesprochenen aufgenommen wird, hängt sowohl vom externen Kontext ab, in dem die Kommunikation stattfindet (z.B. ob es sich bei den beiden Leuten um ein frischverliebtes Paar auf der Heimfahrt aus dem Urlaub handelt, oder um ein gestresstes. Ehepaar auf der Fahrt zur Arbeit) als auch vom internen Kontext der Kommunikation selbst, d.h. einerseits, ob es sich die beiden eh schon in einem Streit befinden, aber auch davon, wie die Mitteilung präsentiert wird, d.h. vom command aspect der Kommunikation.
Begriffe und Konzepte des Friedensjournalismus
Conflict & Communication Online, 2019
Gegenstand dieses Aufsatzes ist die Klärung der Grundbegriffe und kritische Gegenüberstellung der durchaus verschiedenen Auffassungen des Friedensjournalismus seitens Kempf (1996) und Galtung (1998). Wie gezeigt wird, liegt den Modellen von Galtung und Kempf nicht nur ein unterschiedlicher Friedensbegriff zugrunde, sondern die Autoren unterscheiden sich auch in ihrem Verständnis von Gewalt und Gewaltfreiheit, sowie in der theoretischen Fundierung ihrer Modelle des Friedensjournalismus. Anhand einer Auseinendersetzung mit Lynch & McGoldricks (2005) Rezeption des Friedensjournalismus wird auf Kritik eingegangen, die Loyn (2008) und Hanitzsch (2004, 2008) daran geübt haben und die Vereinbarkeit des für Kemps Modell zentralen Begriffs der Fehlwahrnehmung mit dem Konzept der sozialen Konstruktion der Wirklichkeit aufgezeigt. Den Abschluss des Aufsatzes bildet eine Skizze der Hauptergebnisse bisheriger und der dringendsten Aufgaben zukünftiger friedensjournalistischer Grundlagenforschung.
ZWISCHEN DEM MEDIALISIERTEN UND MEDIENSKANDAL. DEMONTAGE EINER REPORTER-IKONE
Humanities and Social Sciences, 2017
Skandale waren und sind weiterhin ein attraktiver thematischer Stoff für Medien, denn einerseits zeigen sie Normbrüche, überführen die vermeintlich Schuldigen der Missetaten und folglich demontieren Anti-Helden. Andererseits geben sie den Journalisten Anlass zur Selbstdarstellung und-werbung, die sich hier in die Rolle der Verbesserer, Normalisierer Moralisierer etc. versetzen. In den gängigen Skandal-Typologien werden etwa medialisierte und Medienskandale unterschieden. Während die ersteren medial lediglich weiterkommuniziert werden, spielen bei den anderen die Medien eine Hauptrolle als Skandalierer. Es scheint, im medialen Kommunikationsbereich hätte man es mit Mischtypen zu tun, die sich irgendwo zwischen den zwei bereits erwähnten Typen platzieren lassen. Am Beispiel des Skandals um die von Artur Domosławski verfasste Kapuściński-Biografie und der Profilierung des Verfassers in der deutschen Presse wird der Versuch unternommen, diesen Mischtyp zu analysieren. Es wird u.a. der Frage nachgegangen, ob die Presse den Skandal für das eigene Publikum vermittelt oder neigt gerade dazu, den ,eigenen' Skandal zu erzeugen. Eines der Hauptziele des Skandals um die erwähnte Biografie war nämlich die mediale Demontage einer gesellschaftlich angesehenen Persönlichkeit wie des Weltreporters Ryszard Kapuściński. Als interessant erweist sich in diesem Kontext zu analysieren, in wieweit die deutsche Presse zu dieser Demontage beiträgt. Ob sie neutral handelt oder eher voreingenommen über die Skandalumstände berichtet, bleibt zu untersuchen. Schlüsselwörter: Ryszard Kapuściński, Biografie von Domosławski, Medienskandal, Helden-Demontage, Profilierung.
Nachrichtenmedien als Mediatoren von Peace-Building, Demokratisierung und Versöhnung in Nachkriegsgesellschaften, 2005
Während die Untersuchung von Kriegsberichterstattung und Propaganda auf eine lange Tradition in der sozialwissenschaftlichen Forschung zurückblicken kann, gibt es bislang erst wenige empirische Untersuchungen, welche die Medienberichterstattung über Nachkriegs- und Friedensprozesse zum Gegenstand haben. Aus einem gleichnamigen Forschungsprojekt entstanden, untersucht das vorliegende Buch diese Fragen unter einer dezidiert sozialpsychologischen Perspektive. Es enthält sowohl theoretische als auch empirische Arbeiten, in denen die Rolle der Medien in Kriegs- und Nachkriegssituationen aus drei Perspektiven beleuchtet wird: Produktionsbedingungen, Medieninhalt und Rezeption. Die Ergebnisse der Untersuchung zeichnen ein viel versprechendes Bild der Möglichkeiten des Einsatzes der Nachrichtenmedien als Ressource für Konfliktabbau und Versöhnung: Sowohl Journalisten als auch ihr Publikum sind flexibler und kompetenter als häufig angenommen wird. Weder sind Journalisten notwendig darauf fixiert, Schwarz-Weiß-Malerei zu produzieren, noch das Publikum darauf,, sich durch polarisierte Berichte und die Akzentuierung von Gewalt verdummen zu lassen.
Fotoreporter im Konflikt, Bielefeld, Transcript, 2017
Das Handeln von Fotojournalisten in Konflikten stellt einen bisher wenig beachteten Teilbereich des Auslands- und Konfliktjournalismus dar. Felix Koltermann wirft erst- mals in Form einer vergleichenden Kommunikatorstudie einen differenzierten Blick auf journalistisches Handeln internationaler, israelischer und palästinensischer Foto- reporter in Israel/Palästina. Ausgehend von 40 qualitativen Interviews arbeitet er Un- terschiede in den Routinen und Praktiken der Nachrichten- und Dokumentarfotogra- fie heraus und rekonstruiert den Einfluss des israelischen Besatzungsregimes auf die Akteure und Strukturen des internationalen Fotojournalismus in der Region.
Der Nahostkonflikt und die Medien
2014
Der Konflikt zwischen Israel und Palästina ist seit Jahrzehnten ein Dauerthema in den internationalen Beziehungen und damit auch im Journalismus und der politischen Kommunikation. Der vorliegende Band enthält sieben Studien, die sich in empirischen Analysen mit verschiedenen Facetten der Rolle von Medien im Nahostkonflikt auseinandersetzen. Dabei wird zum einen analysiert, wie ÜBER den Nahostkonflikt kommuniziert wird. Hier stehen die Selbstbilder von Auslandskorrespondenten, die Auslandsberichterstattung zu den letzten Gaza-Kriegen sowie die Israelsolidarität deutscher Medien im Mittelpunkt. Zum zweiten wird unter den Stichwörtern Public Diplomacy und Agenda-Building die Instrumentalisierung des Nahostkonflikts als FOLIE für eine interessengeleitete Repräsentation durch israelische und palästinensische Gruppen untersucht. Zum dritten werden auch Medien und Journalisten als Akteure IM Nahostkonflikt in den Blick genommen. Die Perzeption der Medienkontrolle durch israelische Journalisten und der diskursive Umgang mit Minderheiten in Israel stehen dabei im Fokus der Untersuchungen.