Zitieren Pfropfen Exzerpieren (original) (raw)
hung er seiner Wirkung als unsichere Hypothek hinterHisst,40 Der Held des Stiicks, das agens der dramatischen Darstellung, ist fliichtig wie ein fliichtiger Pun. Er deutet an, mehr noch: er »pflanzt« (sagt Empson einmal) ein Trauma vor aller Zeit,41 Dessen schlechte und zwangsHiufig falsche Deckerinnerung kann die allegorische Figur des Juden nur bieten. Noch die Allegorie des Lesens, die von Boccaccios Novellistik bis zu Freuds Urszene die Riickwartigkeit des Vollzugsa tergo -ins Bild setzt, kann nicht anders als die Latenz in unvordenklicher Vorzeitigkeit situieren statt sie, wie Shakespeare das Theater, als eine allgegenwartige Schwelle in den Szenen des sprachlichen Vollzugs zu gewartigen. : I ! Zitieren wird hier als eine Bewegung des Herausnehmens aus einem Kontext und EinfUgens in einen anderen Kontext beschrieben -und fUr diese doppelte Geste, die dem Akt des Zitierens zugrundeliegt, verwendet Derrida die Metapher der Pfropfung: »Auf dieser M6glichkeit m6chte ich bestehen«, heiBt es in >Signatur Ereignis Kontext<: der »M6glichkeit des Herausnehmens und des zitathaften Aufpfropfens [greffe citationelle], die zur Struktur jedes gesprochenen oder geschriebenen Zeichens geh6rt«2. Damit wird die Pfropfung zu einer Figuration, zu einer Verk6rperung dessen, was im Akt des Zitierens und durch den Akt des Zitierens geschieht, wobei den AnfUhrungszeichen eine besondere Funktion zukommt: Sie signalisieren, dass das Zeichen oder die ZITIEREN PFROPFEN EXZERPIEREN 1 Jacques Derrida: Signature evenement contexte. In: ders.: Marges de la Philosophie. Paris 1972, S. 365-393. Im Folgenden zitiert nach der deutschen Neuiibersetzung in Jacques Derrida: Signatur Ereignis Kontext. In: ders.: Limited Inc. Wien 2001, S. 15-45, hier S. 32. 2 Ebd. »Was ware ein Zeichen, das nicht zitiert werden k6nnte?«, fragt Jacques Derrida in seinem 1972 erschienen Aufsatz >Signature evenement con-texte<, urn kurz darauf festzustellen: »Jedes Zeichen, sprachlich oder nicht, gesprochen oder geschrieben (im geliiufigen Sinn dieser Opposition), als kleine oder grof3e Einheit, kann zitiert -in Anfiihrungszeichen gesetzt -werden; von dort aus kann es mit jedem gegebenen Kontext brechen und auf absolut nicht sattigbare Weise unendlich viele neue Kontexte zeugen.«l UWE WI RTH I ANSELM HAVERKAMP 78 Zeichenkette, die zwischen Anfuhrungszeichen gesetzt wurden, anders interpretiert werden soIl als sie bisher interpretiert wurde. Anftihrungszeichen signalisieren also einen Wechsel des »Deutungsrahmens«.3 Das gilt fUr einfache AnfUhrungszeichen, die eine ironische Distanzierung signalisieren ebenso wie fUr die doppelten AnfUhrungszeichen. Die doppe1ten AnfUhrungszeichen zeigen nicht nur einen Wechse1 des Deutungsrahmens an, sondern sie zeigen auch an, dass das, was zwischen die doppe1ten Anftihrungszeichen gesetzt wurde, nicht von dem stammt, der spricht oder schreibt. 4 Sie zeigen ein lYOn jemand anderem< an: sei es, um diesem anderen damit die Ehre der Urheberschaft zu geben und damit zugleich sein Copyright zu respektieren;5 sei es, um dem anderen die Verantwortung fUr das, was zwischen den AnfUhrungszeichen steht, zuzuschreiben. Insofern zeigen doppelte Anftihrungszeichen zugleich die Distanz und die Differenz zwischen zitierendem SUbjekt und zitiertem Subjekt an.