Bemerkungen über das Naturrecht (original) (raw)
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NaturKultur, Steidl Verlag R. Grätz, M. Weißpflug (Hg.), 2021
Als unveräußerliches und einklagbares Grundrecht will eine neue Um- weltbewegung die Rechte der Natur weltweit in den Verfassungen ver- ankern.
Der junge Kant: Kein Recht auf Natur?
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Finnland DER JUNGE KANT: KEIN RECHT AUF NATUR? Kant bestimmt bekanntlich die rechtsphilosophische Rolle der Natur in seinen ethischen und rechtsphilosophischen Hauptwerken als die Sphäre der 'Sachen'. Die 'Sachen' sind, im Gegensatz zu 'Personen', blosse Mittel, keine Zwecke an sich selbst. Der Mensch ist keine Sache, also etwas, dass bloss als Mittel gebraucht werden darf. Die Teilhaftigkeit an der Vernunft und der Autonomie heben den Menschen über die Sachen: er ist ein Teil von den "vernünftigen Naturen" als Zwecke an sich selbst. Diese Teilhaftigkeit zur reinen Vernunft -und damit zur Klasse "aller vernünftigen Wesen überhaupt" -garantiert die Objektivität und Allgemeinheit seiner Zwecke gegenüber den nur 'subjektiven' Zwecken der empirischen Menschheit. 1 Die Personen haben auch Würde, die Sachen dagegen nur einen Preis. Die Würde hat kein tauschbares Äquivalent, wie der Preis. Nur die Sittlichkeit und Menschheit haben diese unermessliche innere Würde: z. B. "Treue im Versprechen", "Wohlwollen aus Grundsätzen" haben einen inneren Wert. Insbesondere "die Gesetzgebung selbst aber, die allen Wert bestimmt, muss eben darum eine Würde, d. i. unbedingten, unvergleichbaren Wert haben … die Autonomie ist also der Grund der Würde der menschlichen und jeder vernünftigen Natur". Nur solche Wesen verdienen unsere Achtung. 2 Nicht eben die erhabensten Objekte der Natur, "himmelhohe Berge, die Grösse, Menge und Weite der Weltkörper, die Stärke und Geschwindigkeit mancher Tiere u. s. w." können Achtung erwecken, diese 'Sachen' können aber nur verschiedene Neigungen und Affekte, Liebe, Furcht, Bewunderung oder Erstaunen, erwecken. 3 Durch diese Unterscheidung von Person und Sache wird die Benutzung der Natur legitimiert. Das meint jedoch nicht, dass diese Benutzung keine moralischen Begrenzungen hätte: die sogenannten indirekten Pflichten gegen uns selbst bestimmen das Wie im Fall der Benutzung der Natur. In der Metaphysik der Sitten 1 Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 79-82. 2 Ibid., S. 87-89. 3 Kritik der praktischen Vernunft, S. 124-125. Kant überlegt sogar, was eigentlich unsere Vernünftigkeit leistet und schreibt ziemlich pessimistisch über unsere Gattung: "Wenn man das Leben der meisten Menschen ansieht: so scheint diese Creatur geschaffen zu sein, um wie eine Pflanze Saft in sich zu ziehen und zu wachsen, sein Geschlecht fortzusetzen, endlich alt zu werden und zu sterben. Er erreicht unter allen Geschöpfen am wenigsten den Zweck seines Daseins, weil er seine vorzügliche Fähigkeiten zu solchen Absichten verbraucht, die die übrigen Creaturen mit weit minderen und doch weit sicherer und anständiger erreichen". 18 Die traditionelle anthropozentrische Auffassung über die Stellung des Menschen im Kosmos ist daher nicht begründbar. Der Mensch ist nach Kant an die Notwendigkeiten der Natur genauso wie alle anderen Geschöpfe gebunden. Seine höheren Eigenschaften, Vernunft und Moralität, sind bei den meisten Menschen marginal und schwach. Sie leiten oft sogar zu Korruption (Kriege u. a.) und daher kann Kant sogar behaupten, dass das instinktive Handeln der Tiere oft "sicherer und anständiger" (vgl. oben) ist. Können wir danach noch sagen, dass die Erde als Ganzes unser Eigentum ist? Diese Frage wird nicht direkt in dem Buch Allgemeine Naturgeschichte gestellt. Sie wird aber bald von Kant in den drei Artikeln über das Erdbeben von Lissabon 1856 aufgeworfen. Seine Artikeln beschränken sich nicht auf die naturwissenschaftliche Erklärung von den Ursachen des Erdbebens, sondern betrachten auch die moralische Lehre des Erdbebens für die Menschheit. In diesem Kontext wird auch das Eigentumsrecht auf die Natur in Frage gestellt. Kant wiederholt zuerst seine Kritik der physikotheologischen Naturauffassung. Das Erdbeben schien seine frühere Auffassung endgültig zu bestätigen. Er schreibt: "Die Natur hat nicht vergeblich einen Schatz von Seltenheiten überall zur Betrachtung und Bewunderung ausgebreitet … Selbst die fürchterliche Werkzeuge der Heimsuchung des menschlichen Geschlechts, die Erschütterungen der Länder, die Wuth des in seinem Grunde bewegten Meers, die feuerspeienden Berge, fordern den Menschen zur Betrachtung auf und sind nicht weniger von Gott als eine richtige 17 Ibid., S. 364-365. 18 Ibid., S. 365. Folge aus beständigen Gesetzen in die Natur gepflanzt". Der Mensch hat daher "kein Recht … von den Naturgesetzen, die Gott angeordnet hat, lauter bequemliche Folgen zu erwarten". 19 Wir haben also kein durch den Plan Gottes garantiertes Recht, die Natur als ein für uns zum Nutzen geschaffenes Mittel zu betrachten. Kant fasst den moralischen Wert des Erdbebens im zweiten Artikel (Kapitel Von dem Nutzen der Erdbeben) zusammen. Das Erdbeben ist sowohl im intellektuellen als auch moralischen Sinn nützlich: wir können dadurch lernen, unsere Stellung in der Natur realistischer als früher zu beurteilen und unseren Egoismus zu bekämpfen. Der Mensch neigt egoistisch dazu, in der Natur nur Nutzwerte zu sehen: "Nach dem wir einen widerrechtlichen Anspruch auf alle Annehmlichkeiten des Lebens gemacht haben, so wollen wir keine Vortheile mit Unkosten erkaufen. Wir verlangen, der
Trivium, 2021
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2019
Warum sollen Menschen die Natur schützen? Soll die Natur in einem bestimmten Zustand erhalten werden oder ist ihrer Entwicklung freier Lauf zu lassen? Bedarf es heute einer neuen Ethik, um die Natur in den Mittelpunkt menschlicher Schutzbemühungen zu rücken oder reichen herkömmliche Begründungen aus? Wie hängen moralische Argumente für den Naturschutz und konkrete Schutzstrategien zusammen? Die bislang vorliegende philosophische Literatur ist wenig hilfreich für die Praxis: wegen ihrer großen Abstraktheit fehlen konkrete Bezüge weitgehend. Wer sich für das Thema Naturschutz und Ethik interessiert, kann sich nun mit der Arbeit von Eser/Potthast einen allgemeinverständlichen Überblick verschaffen. Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Ökologie und moralphilosophische Voraussetzungen des Naturschutzes werden hier praxisorientiert dargestellt und an konkreten Beispielen veranschaulicht; zentrale Begriffe und Fragestellungen werden in übersichtlichen Schaubildern erläutert. Der Band r...
Wesensrecht: Auf der Spur einer seltsamen Alternative des Naturrechts
Le Centre pour la Communication Scientifique Directe - HAL - SHS, 2019
Man muß nur ein Wesen recht von Grund aus lieben, da kommen einem die übrigen alle liebenswürdig vorˮ (Die Wahlverwandtschaften I, 12). 1 Ich gehe dieser Spur vorerst nicht nach, obwohl sie wichtig ist, denn diese Idee, dass man durch die rechte Liebe zu einem Wesen gleichsam eine positive Metamorphose erlebt, ist sehr wichtig und gehört mit zum semantischen Feld des hier untersuchten Terminus. Diese Bedeutung schwingt immer irgendwie mit und verleiht diesem Ausdruck einen weichen Klang, der dem Sinn, den dieses Wort im nationalsozialistischen Rahmen annehmen wird, nicht mehr entspricht. 2 Eine weitere Piste führt ins Kirchenrecht der römisch-katholischen Kirche. Das Wort wird im Artikel "Ämteranerkennung" des Neuen Theologischen Wörterbuchs von Herbert Vorgrimler (vgl. 2016, 33f.) erklärt. 3 Die gegenseitige Anerkennung der Ämter, so Vorgrimler, sei das letzte kirchentrennende Problem. Er behandelt, unter Verweis auf Rahner, drei Aspekte:
Gabriel Vázquez über das Naturrecht
In: Kirstin Bunge/Marko J. Fuchs/Danaë Simmermacher/Anselm Spindler (Hrsg.), The Concept of Law (lex) in the Moral and Political Thought of the ‚School of Salamanca’ (Studies in Medieval and Reformation Traditions 203), Leiden/Boston, p. 129-149, 2016
For an English translation see "TALKS"!