Leben als Ereignis (original) (raw)

Geschichte als Leben - Leben als Geschichte

2012

In how far can historical novels "bend" historical facts in favour of the literary message and are nonetheless able to give us access to ages long past by reviving emotional ranges through the power of words.

Opfer als Glücksfall des Lebens

Hermeneutische Blätter, 1999

Viel Unsinn wurde schon geschrieben in der Theologie. Aber selten war er so drastisch wie das, was sich manche feministischen Theolo ginnen derzeit zu Opfer und Opfertheologie einfallen lassen.Als Ent larvungsanalysen patriarchalischer Grausamkeiten wird hier präsen tiert, was noch nicht einmal den Rang eines Schlüssellochblicks auf den Rücken der nackten Wahrheit hat. Der NZZ gebührt der Ver dienst, das in ihrer Karfreitagsnummer vom 3.14. April 1999 öffent lich dokumentiert zu haben. In einem von theologischer Einsicht nicht von ferne gestreiften Beitrag konstatiert Regula Strobel (und das gehört zu ihren harmloseren Äusserungen): «Solange das Chri stentum die Verzweckung anderer für die eigenen Ziele-Gehorsam, Opfer, Hingabebereitschaft, Leiden für andere-als normale, als idea le, ja erlösende Verhaltensweisen verkündet, leistet es aktive Beihilfe zur Gewalt gegenüber Kindern (und Frauen).» Christliche Opfer theologie als patriarchalisches Mittel zur Akzeptanzförderung von Kinderschändung und Frauenunterdrückung-das ist nach ihrer Les art das Resultat von zwei Jahrtausenden christlichen Karfreitagsge denkens. Was soll man dazu sagen? Es bestätigt, was schon lange bekannt ist: Zentraleuropa ist Missionsland-auch unter denen, die sich Theo log(inn) en nennen. Zweifellos gibt es Perversionen und moralischen Missbrauch, die benannt und beendet werden müssen. Doch um sie zu verhindern, will man uns ausreden, was zum Besten des Menschseins gehört: für andere da zu sein. Das ist der falsche Weg. Nicht die Hingabe-und Leidensbereitschaft, ihre Pervertierung in der «Verzweckung anderer für die eigenen Ziele» ist zu bekämpfen. Undifferenzierte Opferpolemik unterschätzt, was verlorengeht, wenn man das Opfer opfert. Nietzsche, der wie kein anderer die religiös in duzierte Opfermentalität geisselte, hat das hellsichtig gesehen. <<Es giebt eine grosse Leiter der religiösen Grausamkeit, mit vielen Spros sen; aber drei davon sind die wichtigsten. Einst opferte man seinem Gotte Menschen, vielleicht gerade solche, welche man am besten liebte,-dahin gehören die Erstlings-Opfer aller Vorzeit-Religionen, dahin auch das Opfer des Kaisers Tiberius in der Mithrasgrotte der Insel Capri, jener schauerlichste aller römischen Anachronismen.

Wie man sein Leben erlebt

1989

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Leben, Werk und Rezeption

Zur Aktualität von Michel de Certeau, 2017

Leben, Werk und Rezeption "Non, je ne regrette rien" (Edith Piaf, 1960) 1.1 Der jesuitische Intellektuelle-Biographisches Michel de Certeau wurde 1925 in Chambéry, Savoyen, als Sohn einer alten savoyardischen Adelsfamilie geboren. 6 Sein Vater arbeitete als Versicherungsvertreter und Michel war das älteste von vier Kindern, drei Söhnen und einer Tochter. Aufgewachsen unter einer strengen Erziehung verbrachte er seine Schulzeit offenbar meist allein mit seinen Büchern und mied den Kontakt zu seinen Mitschülern. Schon früh wuchs der Wunsch in ihm, Priester zu werden, und so trat er noch während des Krieges im Oktober 1944 im Alter von 19 Jahren in das Seminar Saint-Sulpice in Issy-les-Moulineaux ein. Dort lernte er auch bald darauf Claude Geffré kennen, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbinden sollte (vgl. Geffré 1991). Getrieben von dem Wunsch, einem religiösen Orden beizutreten, ohne sich jedoch für einen speziellen entscheiden zu können, begann Certeau im Oktober 1947 sein Studium an der Universität Lyon. 7 In einem aufgeschlossenen Klima katholischer Reformbestrebungen kam Certeau mit den Ideen Henri de Lubacs (1896-1991) und anderer auf eine Erneuerung des katholischen Glaubens zielender Denker der "nouvelle théologie" in Berührung, welche vor allem durch die Philosophie Maurice Blondels (1861-1949) geprägt worden waren. Die Arbeiten Lubacs bildeten eine der wichtigsten Inspirationsquellen für Certeaus Denken (Ward 2007). Mit diesem teilte er ein besonderes Interesse für die 6

Diskurs : Ereignis : Praxis

Diskurs : Ereignis : Praxis, 2023

Mit Diskurs : Ereignis : Praxis legt die Autorin ein dynamisches Theorieprogramm für eine diskurstheoretisch informierte und am Ereignisbegriff orientierte Soziologie der Praxis vor. Sie skizziert die soziologische Relation zwischen den Begriffen Diskurs, Ereignis und Praxis, diagnostiziert deren in Schräglage geratenes Verhältnis und erklärt die Dynamisierung der dichotomen Konzeptionen zum leitenden Prinzip ihrer Argumentation. Durch eine Rekonstruktion der diskurstheoretischen Grundlagen, praxistheoretischen Bedingungen, der Situation der Methodendiskussion sowie der Ausgangslage soziologischer Protestforschung, formiert sie die Basis des Forschungsprogramms und markiert die Frage der Assoziation von Diskursen und Praktiken als Leerstelle, welche am Beispiel der Protestforschung expliziert wird. Kern des Buches ist die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Ereignisbegriff, der ausgehend von der Foucaultschen Prägung als Hauptumschlagsbasis weiterentwickelt und in einen Ereignisbegriff überführt wird, der ein Dichotomien überwindendes Verhältnis von Diskurs und Praxis in einem poststrukturalistischen Materialismus gewährleistet. Das Potential des Programms liegt zudem in der Erweiterung der Praxisforschung um eine explizite Macht- und Herrschaftsperspektive, die mit einer Analyse der Praxis des Widerständigen am Beispiel des Yippie Festival of Life vor Augen geführt wird.

Nachhaltige Events

Essentials, 2020

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

»Tod im Leben«

Prekäre Idyllen in der Erzählliteratur des deutschsprac higen Realismus, 2017

Im 73. Abschnitt seiner Vorschule der Ästhetik (2. Aufl age 1813) stellt Jean Paul einen Zusammenhang her zwischen der Idylle und der Gattung des Märchens. Gemeinsam ist beiden die Funktion der Wunscherfüllung, die sie als ›Entrückung‹ »in das romantische Land« vor dem Hintergrund leidvoller Erfahrung einlösen. 1 Wenn das Märchen diese Wunscherfüllung als Prozess realisiert, nämlich als »Himmelfahrt[ ] des gedrückten Lebens« 2 , bildet die Idylle ihr Ergebnis: Die Idylle wäre dann der märchenhaft e Zustand des Glücks, der aufgehobene Mangelzustand. Und beide, Idylle wie Märchen, erfüllen ihren Zweck als ›poetische‹ Konstruktionen: Sie sind »Kunsthimmel«, die den Menschen an »seine kindlichen Naturhimmel [...] erinnern« 3. Wo das Märchen allerdings als rücksichtslose Konfl iktlösung »unbeschränkte Himmel ausbreite[t]«, ist der Idylle als einem Entwurf zuständlichen Glücks eine Grenze gesetzt. Während der Einbildungskraft bei der Durchführung der ›Himmel-fahrt‹ im Märchen mit seinen unvermittelten Sphärensprüngen und Verwandlungen größere Freiheit zukommt, ist ihr Spielraum in der ruhenden Situation der Idylle eingeschränkt, weil »die Darstellung des Glücks« schnell »ermüdet« und sich nicht unbegrenzt steigern lässt. Die Idylle ist nach Jean Paul nun einmal die »epische Darstellung des Vollglücks in der Beschränkung« 4. Damit bezieht Jean Paul die »Beschränkung in der Idylle« nicht nur auf die »Güter«, die »Einsichten« und den »Stand[ ]« ihres Personals, sondern weist ihr auch einen zeitlichen Index zu. 5 Die Idylle ist begrenzt sowohl hinsichtlich ihrer Ausdehnung als auch ihren Umfang betreff end: Das Idyllische, zu dem Jean Paul die Gattung aufl öst und dadurch ihre ›realistische‹ Wendung im 18. Jahrhundert nachvollzieht, 6 »kann z. B. die Ferienzeit eines gedruckten Schulmannes-der blaue Montag eines Handwerkers« sein. 7 Dadurch bleibt das subjektiv empfundene Idyllische aber auf 1