Biographiepolitik. Zu Rosanvallons Projekt Raconter la vie (original) (raw)
Related papers
Pierre Rosanvallon und das Problem der politischen Repräsentation
Die Rückkehr des Politischen: Demokratietheorien heute , 2004
This essay shows how the seemingly heterogeneous work of the sociologist and historian Pierre Rosanvallon can be read as a reflection on the problem of political representation. After having sketched that problem, the article turns to the method Rosanvallon uses to approach it as well as to the specific place he occupies in the French intellectual landscape. In a subsequent part, the genesis of the problem in the modern era is described. But where in most countries the problem was not directly visible, France experienced it already in the 19th century. An analysis of what happened then, may help us understanding our problems today. The article closes with a diagnosis of the crisis of political representation and an assessment of the different remedies which are on offer. This reveals both the strengths and weaknesses of Rosanvallon’s approach.
Biographie: eine problemgeschichtliche Skizze
1990
Biographie (griech.: Lebensbeschreibung) ist ein literarischer, philosophischer und wissenschaftlicher Begriff mit langer Tradition, die an die historische Entwicklung des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft gebunden ist. Ais literarische Gestaltungsform ist Biographie bereits im griechisch-römischen Altertum bekannt. Ihre spezifisch moderne Bedeutung erhält sie freilich mit der Herausbildung des bürgerlichen Individuums, in Europa seit der italienischen Renaissance des 14. und 15. Jahrhunderts, in Deutschland seit dem späten 18. Jahrhundert. In diesem Kontext ist Biographie zunächst Gegenstand allgemeinen philosophisch-geisteswissenschaftlichen Interesses im Zuge der Aufklänuig. Mit der Ausdifferenzierung der Einzelwissenschaften im 19. Jahrhundert wird Biographie zu einer Kategorie verschiedener Disziplinen, besonders der Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Geschichte undals literarische Gattung-Gegenstand literatunvissenschaftlicher Forschung. Die-* Der voriiegende Essay erscheint als Beitrag in der von Hans Jörg Sandkiüiler herausgegebenen nEUROP&SCHEN ENZYKLO
Pierre Rosanvallon: Die Gesellschaft der Gleichen
Zeitschrift Fur Philosophische Literatur, 2013
Angesichts massiver Kürzungen im sozialen Bereich und dem fortgesetzten Abbau des Sozialstaats versucht sich Pierre Rosanvallon, Professor für moderne und gegenwärtige Politikgeschichte am Collège de France und Studiendirektor der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), an einer Rekonstruktion der Geschichte der Gleichheit in Europa und Amerika. Seine Erzählung profitiert von zentralen demokratietheoretischen Einsichten und macht diese für ein Verständnis der von Rosanvallon als Gleichheitspathologien beschriebenen Phänomene fruchtbar.
Das Projekt "Lebensgeschichten" : ein Beitrag zur partizipativen Forschung
2015
Partizipative Forschungsansatze mit Menschen mit Lernschwierigkeiten sind in der Schweiz noch wenig verbreitet, obwohl sie insbesondere im angelsachsischen Raum auf eine langere Tradition zuruckblicken konnen. Wir greifen diese Entwicklung auf und betten unser eigenes Forschungsprojekt "Lebensgeschichten", welches wir an dieser Stelle vorstellen mochten, darin ein.
Widerständig, elegant und intellektuell Rossana Rossandas Lebenserinnerungen auf Deutsch
D ie s is t e in A r t ik e l a u s d e r M o n a t s z e it s c h r if t S o z ia li s m u s . In f o r m a t io n e n ü b e r d e n w e it e r e n In h a lt fi n d e n S ie u n t e r w w w .s o z ia li s m u s .d e . D o r t k ö n n e n S ie e b e n f a ll s e in P r o b e h e f t b z w . e in A b o n n e m e n t b e s t e ll e n www.sozialismus.de Sozialismus 1/2008 1 Heft Nr.
Zeitschrift für Politische Theorie, 2016
Pierre Rosanvallon schlägt vor, die Demokratie von ihrem Scheitern und ihren Widersprüchen her zu begreifen. Im Zentrum seines Denkens stehen die Repräsentation des Volkes und ihre Krisen. Dieser Ansatz ist für das Denken des Populismus vielversprechend. Seine Kernaussage ist, dass der Populismus aus einem intrinsischen Unbehagen der Demokratie entsteht. Er bietet eine Antwort, indem er das Volk als homogene Einheit überhöht und im Führer verkörpert. Dies ist jedoch ein grundlegendes Element von Claude Leforts Theorie zum Totalitarismus. Der Aufsatz folgt Rosanvallon bis zu diesem Punkt, bietet aber eine Alternative zu Rosanvallons Interpretation des Populismus, die sich von der Totalitarismus-Dynamik unterscheidet. Die zentrale These des Textes ist, dass der Populismus zwar die demokratische Repräsentation verschiebt, sich aber auf einer schmalen Linie zwischen Demokratie und anti-demokratischen Dynamiken bewegt. Es handelt sich daher nicht um dieselben Dynamiken, die Lefort für den Totalitarismus beschreibt. Damit bleibt auch weiterhin offen, ob Populismus zum Totalitarismus führt oder nicht.
Soziale Zeit und Biographie: über die Gestaltung von Alltagszeit und Lebenszeit
Verwiesen sei hier noch einmal auf die Ergebnisse unserer quantitativ-statistischen Analyse soziodemographischer Daten aus unserer Untersuchungsgruppe. Vgl. Brose/Schulze-Böing/ Meyer (1990), a.a.0. Die Befunde dieser Untersuchung dienten uns u.a. zur Kontextuiemng der hier in Einzelfallanalysen entwickelten Interpretationen. 11. Die Vermittlung von sozialer Zeit, Lebenszeit und Alltagszeit 1. Soziale Zeit: ein erster Annäherungsversuch Wenn es darum geht, zu definieren, was soziale Zeit sei, wird zumeist betont, was sie nicht ist, nämlich physikalische Zeit i.S. des Zeitbegriffs der klassischen Mechanik. D.h., soziale Zeit ist: nicht homogen, sie ist nicht kontinuierlich, nicht quantitativ meßbar und nicht beliebig teilbar1 Dabei gilt es festzuhalten, daß dieser physikalische Zeitbegriff sich erst aus einer ursprünglich sozialen Zeit, also einer in praktischen Lebenszusammenhängen entstandenen Form der Zeitbestimmung, ausdifferenziert hat.2 Wieweit menschliche Gruppen Ereignisse in der Dimension der Zeit erleben können, hänge, so Elias, ,,ganz davon ab, wieweit sie in ihrer sozialen Praxis vor Probleme gestellt werden, die ein Zeitbestimmen erforderlich machen, und wieweit ihre gesellschaftliche Organisation und ihr Wissen sie befähigen, eine Wandlungsreihe als Bezugsrahmen und Maßstab für andere zu benutzen."3 Physikalische Vorgänge, Rhythmen in der Natur bieten Möglichkeiten, einen regelmäßigen Ablauf als Maßstab auszuzeichnen: Tag und Nacht, Ebbe und Flut, die Veränderung des Mondes, Jahreszeiten. Solche regelmäßig erscheinenden Abläufe dienen als Orientierungsmarken im Fluß der Zeit. Sie sindfür alle Mitglieder der Gruppe wahrnehmbare, und insofern überindividuelle4-Zeitgeber. Doch sie sind nur Zeichen/Symbole, die zur Koordination von Handlungen gmählt werden, sie sind nicht die Zeit selber. Das Bedürfnis nach einer Wahrnehmung und Bemessung der Zeit entspringt der Notwendigkeit der Synchronisiemng der gesellschaftlichen Praxis. Und insofem ist die ,,Kategorie" der Zeit, im Sinne Durkheims, sozialen Ursprungs. ,,Zeitu ist soziale Zeit: Der ,,Rhythmus des kollektiven Lebens (beherrrscht und umschließt) die verschiedenen ~h~t h m & aller Elementarleben, aus dem er sich zusammensetzt. Folglich beherrscht und umschließt die Zeit, die er ausdrückt, jede partikulare Dauer. Dies ist die Totalzeit. ... Wonach sich diese unpersönliche und globale Dauer bernißt, was diese Beziehungspunkte fixiert, in bezug auf die sie eingeteilt und organisiert ist, das sind die Konzentrations-oder die Dispersionsbewegungen der Gesellschaft. Oder allgemeiner gesagt: die periodische Notwendigkeit der kollektiven Erneuerung. Wenn diese kritischen Augenblicke meistens mit irgendeinem materiellen Phänomen zusammenfallen, wie der regelmäßigen Wiederkehr eines Sternes oder dem Wechsel der Jahreszeiten, so darum, weil diese objektiven Zeiten notwendig sind, um allen diese wesentlich soziale Organisation