Die vier E's : Merkposten für einen maß-vollen Wirtschaftsstil (original) (raw)
Wie in Papiertunneln fühlte man sich bis vor kurzem in den Gängen der U-Bahn in Tokio. Über und über waren da die Wände mit grossflächigen Werbeplakaten zugepflastert, Woche für Woche eine andere Schicht von Bildern und Botschaften. Den Holzmangel Japans vor Augen, beschlossen die Stadtväter, dieser Papierverschwendung ein Ende zu setzen: Im Namen des Umweltschutzes wurden überall auf Bahnsteigen und in Waggons Bildschirmgeräte aufgehängt, die jetzt das Publikum ohne Unterlass mit Werbebotschaften bombardieren. Papier gespart-Problem gelöst? Die Anekdote steht für einen Ansatz in der Umweltpolitik, den ich als "Ökologie der Mittel" bezeichnen möchte. Bildschirme statt Papier, Elektronik statt Benzinverbrauch, Wiederverwertung statt Neuherstellung, solche und ähnliche Massnahmen zielen darauf ab, den Naturverbrauch pro Leistungseinheit herunterzudrücken. Viel kann da geschehen, gross ist das Potential von ausgeklügelten Motoren, Recycling und Systemtechnik, so gross, dass manche das hohe Lied einer "Effizienzrevolution" anstimmen. In der Tat, da ist noch viel Musik drin, doch lässt ein kühler Blick auf die Grössenordnung der eigentlich fälligen Naturentlastung Zweifel daran aufkommen, ob es weise ist, Ökologie auf effizientes Ressourcenmanagement zu verkürzen. Denn die Verbrauchsreduktion, um die es geht, wenn man die Nutzung der Natur ökologisch und im Weltmasstab gerecht gestalten will, ist schwindelerregend: nach derzeit herumgereichten Faustformeln ist allein eine Minderung des Energie-und Stoffdurchsatzes um 70-90% in den kommenden Jahrzehnten dem Ernst der Lage angemessen. Ein tollkühner Optimist, wer glaubt, dass ein solches Ziel mit blossen Effizienzsteigerungen erreicht werden