‚Maise Jeschurun‘. Die Geschichte einer Ritualmordanklage. (original) (raw)
Related papers
Zitate aus der Forschung "Doppelte Anführungsstriche in kursiver Schrift"-direkte Zitate aus den Quellen Kursive Schrift-ins Deutsche übersetzte Zitate aus den Quellen sowie der Forschung und Titel von Quellen ‚einfache Anführungsstriche'-optische Absetzung besonderer Begriffe I. Einleitung "Feststeht, es hat nie einen jüdischen Ritualmord gegeben." 1 Sebastian Piringer sieht sich in seinem 2019 veröffentlichten Aufsatz über die Rolle des Geldes in antijüdischen Vorstellungen des Mittelalters zu dieser Anmerkung veranlasst. Er ist nicht allein: "Bis in unsere unmittelbare Gegenwart wird diese Legende verbreitet" 2 , attestiert beispielsweise Rainer Erb und ergänzt seinerseits, dass kein einziger entsprechender Mord zu rekonstruieren ist. Die Herausgeber der englischsprachigen, am Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichten Version der Hagiographie Williams von Norwich bieten ebenfalls eine entsprechende Anmerkung: "At present, the evidence for a ritual murder is simply nil." 3 Diese Hinweise sind der Notwendigkeit im Fall der Ritualmordlegende geschuldet: Bis in unsere Zeit schenken Menschen den Beschuldigungen Glauben, die Juden würden christliche Kinder entführen, foltern und ihr Blut trinken. Der Bedeutungshorizont des Begriffs ist nicht klar umrissen. Teilweise werden die Blutbeschuldigungen und die Hostienfrevelvorwürfe dazu gerechnet. Manchmal gilt dies aber auch nur für die Blutbeschuldigung. In einigen Fällen werden diese jedoch komplett getrennt gesehen. Diese Arbeit benutzt die Begriffe deshalb an vielen Stellen in Aufzählungsform, um deutlich zu machen, dass es wirklich um alle Anschuldigungen geht. Prinzipiell gehören die weiteren Vorwürfe aber zur Ritualmordlegende dazu. Wird nur diese erwähnt, heißt dies nicht, dass Blut-und Hostienfrevelbeschuldigungen ausgeblendet werden. Dies wird im Zweifel deutlich kenntlich gemacht. Die Aktualität der Ritualmordlegende ist in der Forschung daher nicht nur durch Dementis greifbar. Um dem Irrglauben entgegenzutreten, enden viele Darstellungen erst in der Neuzeit oder verweisen darauf, dass die Legende bis in die Gegenwart überdauert hat. Zwei Beispiele führender Expert*Innen zu diesem Thema seien hierfür erwähnt: Erb endet mit seiner Darstellung erst im 20. Jahrhundert. Maria E. Dorninger merkt an, dass die Legende "noch bis in die Moderne wirkt." 4 Eine besondere Aktualität erlangte sie 2020 jedoch abseits der Wissenschaft als Teil politischer Auseinandersetzungen. Die Verschwörungserzählung Q-Anon griff den Mythos in kaum veränderter Form wieder auf und verhalf
Gefördert durch die VORWORT DER HERAUSGEBER Die Reihe "Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie" soll einem in der jüngeren Vergangenheit entstandenen Bedürfnis Rechnung tragen, nämlich Examensarbeiten und andere Forschungsleistungen vornehmlich jüngerer Wissenschaftler in die Öffentlichkeit zu tragen. Die etablierten Reihen und Zeitschriften des Faches reichen längst nicht mehr aus, die vorhandenen Manuskripte aufzunehmen. Die Universitäten sind deshalb aufgerufen, Abhilfe zu schaffen. Einige von ihnen haben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln unter zumeist tatkräftigem Handanlegen der Autoren die vorliegende Reihe begründet. Thematisch soll darin die ganze Breite des Faches vom Paläolithikum bis zur Archäologie der Neuzeit ihren Platz finden. Ursprünglich hatten sich fünf Universitätsinstitute in Deutschland zur Herausgabe der Reihe zusammengefunden, der Kreis ist inzwischen größer geworden. Er lädt alle interessierten Professoren und Dozenten ein, als Mitherausgeber tätig zu werden und Arbeiten aus ihrem Bereich der Reihe zukommen zu lassen. Für die einzelnen Bände zeichnen jeweils die Autoren und Institute ihrer Herkunft, die im Titel deutlich gekennzeichnet sind, verantwortlich. Sie erstellen Satz, Umbruch und einen Ausdruck. Bei gleicher Anordnung des Umschlages haben die verschiedenen beteiligten Universitäten jeweils eine spezifische Farbe. Finanzierung und Druck erfolgen entweder durch sie selbst oder durch den Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, der in jedem Fall den Vertrieb der Bände sichert. Herausgeber sind derzeit:
Tragisches Ritual? Zum Aigisthosmord der euripideischen Elektra im Opferkontext
(Opfer-)Rituale sind in der griechischen Tragödie geradezu omnipräsent und die Frage nach ihrer Funktion wurde schon unzählige Male gestellt. Das Beispiel des Aigisthosmordes in Euripides’ Elektra stellt jedoch ein verhältnismäßig wenig bearbeitetes Opfer dar und doch bietet gerade der Mord an einem Usurpator, mit dem ein Übergang der Herrschaft verbunden ist, einen interessanten Ansatzpunkt für die Ritualtheorie, auf deren Basis er als Übergangsritual verstanden wird. Gerade aus dieser Perspektive erscheint der ritualisierte Mord vielmehr als bewusster, durch ein Opfer markierter Übergangsritus – die Tragödie kann in ihrer Rolle als Zeichensystem schließlich von den Vorschriften konkreten Kults zugunsten eines symbolträchtig inszenierten Opfers abweichen – und nicht, wie ältere Interpretationen es gern sehen wollten, eine kultische Verschmutzung und Herabwürdigung des heroischen Helden durch die euripideische Tragödie. Dieser Aufsatz analysiert den Botenbericht vom Aigisthosmord im Detail, resümiert bisher an diesen gestellte Fragen und bemüht sich, besonders unter Einbeziehung von Ritual- und Werttheorie, um mögliche Antworten und neue Perspektiven auf das tragische Opferritual als literarisches Phänomen in der Strukturierung von Narrativen.
Eine Geschichte der Mauthausen-Überlebenden. Einleitung
2021
Mauthausen deportiert. Nach seiner Befreiung und Rückkehr nach Frankreich blieb er noch lange Zeit militanter Kommunist, wurde ein bekannter Journalist, Kunstkritiker und Schriftsteller, Mitarbeiter des französischen Dichters und Schriftstellers Louis Aragon, war mit Pablo Picasso befreundet und veröffentlichte mehrere autobiografische und fiktionale Werke über seine Erfahrungen in Mauthausen.3 Nikolaj Kireew wurde 1926 geboren und wuchs in einem Dorf in der Nähe der Kleinstadt Bolchow im Oblast Orjol (Orel) in Zentralrussland auf. Seine Eltern waren beide Lehrer. Die Kindheit war durch Armut geprägt, für die Familie reichte das Essen selten. Bei Kriegsbeginn besuchte er die achte Klasse der Grundschule. Im Oktober 1941 kamen die ersten Deutschen ins Dorf und plünderten die Dorfbewohner aus. Das Leben ging weiter, erinnert er sich, bis im Frühjahr 1942 der von den Deutschen
Töten und Sterben im Konzentrationslager Mauthausen/Gusen
Verein für Geschichtsforschung und Gedenken in österreichischen KZ-Gedenkstätten (ed.), Gedenkbuch für die Toten des KZ Mauthausen. Kommentare und Biografien, Viena, New Academic Press, 2016., 2016
“Töten und Sterben im Konzentrationslager Mauthausen/Gusen”, en: Verein für Geschichtsforschung und Gedenken in österreichischen KZ-Gedenkstätten (ed.), Gedenkbuch für die Toten des KZ Mauthausen. Kommentare und Biografien, Viena, New Academic Press, 2016.
Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte, Band 9, Wiesbaden 2009: Harrassowitz- Verlag, S. 105-126., 2009
Im Jahr 1894 lebte der deutsche Händler Paul Victor Guido Kannengiesser, der im Auftrag der Jaluit-Gesellschaft in Ostmikronesien Handel trieb, auf dem zu den Gilbert Islands zählenden Atoll Butaritari. Dort wurde er von einem betrunkenen Einheimichen im Streit getötet. Die an diese Tat anschließenden diplomatischen Verwicklungen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien, in dessen Einflußbereich Butaritari lag, sind Gegenstand dieses Artikels. Von deutscher Seite her wurde Kompensation und Bestrafung des Schuldigen verlangt, von britischer Seite wurde der Fall anfangs ignoriert und verzögert, später zu einem Abschluss gebracht, der zur Verurteilung und Bestrafung des Schuldigen Einheimischen führte. Anhand der Art und Weise wie die mt dem sogenannten "Kannengiesser-Fall" befassten diplomatischen und (kolonial-administrativen Stellen beider Länder mit dem Fall umgingen, wird die zunehmende Konfrontation zwischen England und Deutschland am Vorabend des Ersten Weltkriegs sichtbar.