Sich der Spaltung widersetzen. Von Geistern, Fiktionen und dokumentarischer Praxis bei Merle Kröger und Philip Scheffner (original) (raw)
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Feurige Argumente-Bücherverbrennung und Geistesgeschichte
2003
Der Kanzler Li Si widersprach dem Akademiker. Nicht auf das Altertum dürfe man sehen, sondern allein auf die Erfordernisse der Gegenwart.2 Die Zeiten hätten sich geändert, das Reich sei geeint für Generationen ohne Ende. Jetzt herrsche Frieden im Reich, Recht und Ordnung seien ...
Freie Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie, 2022
In seinem Artikel nimmt Nils C. Kumkar empirische und theoretische Prüfungen sowie Deutungen von Beobachtungen eines „gesellschaftliche Spaltung“ vor. Diese sind plausibel und begrüßenswert, da die Spaltungsrhetorik als Krisendiagnose tatsächlich weit verbreitet ist. Ihre impliziten Annahmen bleiben häufig unreflektiert, ebenso wie ihre Wirkung. Im Kommentar wird an den Text einerseits aus politikwissenschaftlicher und andererseits aus politikdidaktischer Perspektive angeknüpft
Ferienakademie des Cusanuswerks "Der Geist, der stets verneint." - Philosophieren über das Böse
Keine Frage, das Böse hat Konjunktur. Leider nicht bloß auf Bildschirmen und zwischen Buchdeckeln. Zwar übt das Böse offenbar eine besondere Faszination auf die Vorstellungskraft aus, wie der Erfolg von Krimis, Horrorfilmen oder populär-wissen¬schaftlichen Neuerscheinungen zum Thema des Bösen belegt. Doch Ver-brechen und Gewalt sind auch ein schmerzlicher Teil unserer alltäglichen, medial oder unmittelbar gegenwärtigen Realität. Schließlich vergeht kaum ein Tag, an dem uns nicht neue Nachrichten von Krieg, Terror oder Völkermord erreichen. Das Böse ist aus unserer Wirklichkeit nicht wegzudenken. Nicht nur, weil es so normal ist, dass es einfach zu der Welt dazugehört, in der wir leben, sondern auch, weil sich etwas am Bösen dem Denken, durch das man es zu begreifen versucht, um ihm seinen Schrecken zu nehmen, zu widersetzen scheint. Das Böse ist in gewissem Maße unbegreif¬lich. Manchmal wird diese Unbegreiflichkeit geradezu zu einem moralischen Gebot: Heißt denn nicht, das Böse verstehen wollen, letztlich, es zu rechtfertigen? Das Böse betrifft uns alle. Nicht zufällig nämlich stößt man beim Nachdenken darüber, was der Mensch sei, immer irgendwann auf das Böse. Das gilt für fast alle großen Denker seit den Anfängen philosophischer und religiöser Selbstbesinnung. Die Fähigkeit, Böses zu tun, ist, wie es scheint, nicht bloß etwas, von dem wir uns mit Schrecken abwenden, sondern sie macht auch einen Teil von uns selbst aus. Denn erst durch das Vermögen, Böses zu tun, werden wir unserer eigenen Freiheit gewahr. Frei und selbstbestimmt handeln zu können, heißt, die Wahl zu haben zwischen Gut und Böse. Das Böse kann in dieser Perspektive geradezu als die notwendige Kehrseite des Guten erscheinen. Durch das Böse wird, wie es scheint, unsere Menschlichkeit auf die Probe gestellt. Eine Reihe von Spannungen durchzieht das Nachdenken über das Böse, von denen ausgehend wir uns im Rahmen der Ferienakademie diesem Thema nähern wollen: Wie kommt es, dass das Böse einerseits Entsetzen verursacht und andererseits eine so gewaltige Faszination ausübt? Wie kann das Böse einerseits so alltäglich und in seiner Wirklichkeit doch so undurchdringlich erscheinen? Warum tun Menschen Böses und in welchem Sinne kann man möglicherweise sagen, dass die Fähigkeit, Böses zu tun, geradezu zum Wesen des Menschen gehört? Und wie können wir am Glauben an Gottes Güte festhalten angesichts des Bösen, das er, so scheint es, immer wieder zulässt? Diesen und anderen Aspekten des Bösen widmen sich im Rahmen der Akademie Referenten aus unterschiedlichen fachlichen Disziplinen, von der Theologie und Philosophie über die Literatur- und Filmwissenschaft bis zur Kunstgeschichte und der forensischen Psychiatrie. Neben die Frage, wie und ob man das Böse überhaupt verstehen kann, tritt dabei ein kulturgeschichtlicher Blick auf die sich wandelnden Vorstellungen davon, was das Böse ausmacht, sowie eine Untersuchung der ästhetischen Darstellungsformen, in denen uns das Böse begegnet.
Brauchen wir das Konzept der „Spaltung“?
Forum der Psychoanalyse, 2009
Zusammenfassung Der autor stellt das Zusammenwirken von Spaltung und anderen abwehrmechanismen (Verleugnung, primitive idealisierung, allmacht, entwertung), wie es insbesondere Kernberg als psychodynamische erklärung einer borderline-Persönlichkeitsstruktur vorgeschlagen hat, infrage. es wird gezeigt, dass die annahme einer Spaltung zu Widersprüchen führt und Verleugnung, primitive idealisierung, allmacht sowie entwertung nicht als genuine abwehrmechanismen angesehen werden können. argumentiert wird u. a., dass auch die primitive idealisierung eine reaktionsbildung darstellt, dass sich die Allmacht dieser Persönlichkeiten einer transitiven Identifizierung mit den idealisierten ich-Funktionen ihrer Objekte verdankt und sich die beschriebenen klinischen Phänomene auch ohne die annahme eines aktiven Spaltungsmechanismus allein mit einer Verbindung von Projektion und primitiver idealisierung bzw. mit isolierungsprozessen begründen lassen.
Spaltungen des Seins – Das Reale bei Lacan und das Ereignis bei Badiou
In der zeitgenössischen deutschsprachigen Philosophie steht Jacques Lacans Konzept des Realen ebenso zunehmend im Fokus, wie Alain Badious Theorie des ontologi-schen Seins in Verbindung mit in die gegebene Ordnung einbrechenden Ereignissen. Den beiden Konzepten folgend sind zentrale Fragestellungen diejenigen, unter wel-chen Bedingungen individuelle und kollektive Subjektivierungsprozesse möglich sind und wie prozessual sich subjektivierende Individuen zur Weiterentwicklung der Menschheit in allen Arten interindividueller Bezüge beitragen. So wie bei Lacan die Psychoanalyse als Meta-Repräsentation jeder Philosophie des Subjekts fungiert, stellt diese Re-Präsentation bei Badiou die mathematische Mengenlehre dar, in Verbin-dung mit der Hoffnung auf aus der leeren Menge sich materialisierenden universalen Singularitäten. Anhand diverser Schlüsselbegriffe Lacans und Badious sowie dreier exemplarischer Exkurse können die Wirklichkeit spaltende Situationen in Subjektivierungsprozessen des menschlichen Daseins verdeutlicht werden: Anschließend an Terry Gilliams Film Brazil geht es um den Zustand der Psychose, anschließend an die Kulturrevolution Maos um die einem Herrensignifikanten unterliegenden kollektiven Steppungen der Realität und anschließend an die Figur der Antigone um performative Akte, sich ge-gen die konservativ-verfasste Ordnung individuell setzender Subjekte. Die Spaltungen des Seins sind dreifach zu bestimmen: In einem Wunsch nach Frei-heit durch die Verwerfung des Namen-des-Vaters, in der Notwendigkeit kollektiver Subjektivierung in der Neusteppung sozio-politischer Verhältnisse sowie im oftmals selbstzerstörerischen Versuch, das verlorene Objekt a wiederzuerlangen und das Be-gehren im Rahmen der jouissance zu befriedigen. Ohne das Sich-Ereignen derartiger Prozesse und den damit einhergehend notwendigen philosophisch-interpretierenden Eingriff kann nach Lacan und Badiou auch kollektives Fortschreiten nicht gelingen, können sich universale neue Wahrheiten in der gegebenen Wirklichkeit nicht Bahn brechen.