Marxismus und Neomarismus (original) (raw)

Angestoßen durch die "Diktatur des Proletariats", mit der 1918 in Ungarn eine kommunistische Gesellschaft in greifbare Nähe zu rücken schien, fragte Lukacs, ob der vom Proletariag ausgeübte "Terror" ethisch gerechtfertigt werden könne.... Den "entscheidenen Maßstab der sozialistischen Taktik" findet er inder "Geschichtsphilosophie". Sie enthüllt dem Sozialisten, dass die kapitalistische Ordnung unweigerlich zu immer neuen Kriegen führt, während "die weltgeschichtliche Berufung des Proletariats sich eben darin offenbart, dass die Erfüllung seiner Klasseninteressen die gesellschaftliche Erlösung der Menschheit mit sich bringt". Die Revolution durch das Proletariat fürht darum die "Wendung des Schicksals der Welt" herbei. Lukacs ist sich zwar bewusst, dass der "nackte, erbarmungslose Klassenkampf" einen "Umweg" auf dem Weg zur "Gesellschaft der gegenseitigen Liebe und des Verständnisses" darstellt und die "Verwirklichung des Endziels gefährden" kann, doch lässt er es bei diesemeine gewisse Skepsis andeutend -Hinweis bewenden. Als "Mittel zur Befreiung der Menschheit" bleiben Terror und Zwang jendne gegenüber, die sich dem Sozialismus widersetzen, gerechtfertigt. Lukacs gesteht zu, dass es zu "tragischen Situationen" kommen könne, wenn die sittliche Überzeugung der "geschichtsphilosophisch" gebotenen Aktion widerspricht, doch gebührt in einem derartigen Konfliktfall dem "taktisch richtigen kollektiven Handeln" der Vorrang. Das Gefühl der "Schuld" das der Revolutionär dann unvermeidlich auf sich lädt, muss er im Wissen um sein "geschichtsphilosophiesch Berufung" in der Gesinnung des "Opfers" tragen (TuE,. Mit dem Begriff des "Klassenbewusstseins", der mit den Begriffen der "Totalität" und der "Verdinglichung" zum Znetralbegriff der 1923 unter dem Titel "Geschichte und Klassenbewusstsein" veröffentlicheten Aufsätze wird, versucht Lukacs näher zu bestimmen, was unter der "Logik" der Geschichte zu verstehen sei. Klar wird, dass sie keine dem Proletariat vorgegebene Entität ist, die von ihm nur zu vollstrecken wäre. Die Methode des Marxismus erlaubt es, die scheinbar zusammenahnglosen Einzelgeschehnisse "als die dialektisch-dynamsichen Momente eines -ebenfalls dialektisch-dynamischen -Ganzen" zu