Provenienzforschung im Heeresgeschichtlichen Museum – Zwei Exemplarische Fälle (original) (raw)
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Ein kritischer Blick zurück: Provenienzforschung in Sammlungen und Museen
Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung, 2023
Der siebte Band des Jungen Forums für Sammlungs- und Objektforschung wirft einen kritischen Blick auf die Akquise von Objekten und widmet sich der Provenienzforschung in Sammlungen und Museen. Er geht zurück auf einen im Ok-tober 2022 an der Justus-Liebig-Universität Gießen ver an-stalteten Workshop. Die Einleitung gibt einen Überblick zur Auseinandersetzung mit der Herkunft von Objekten aus Unrechtskontexten.
Provenienz & Forschung, 2022
Wissenshorizonte oder worüber Musikinstrumente und ihre Sammlungen erzählen können Ein Bericht aus einem (scheinbaren) Randgebiet der Provenienzforschung 66 Monika Löscher • Birgit Johler »Wir wissen, dass ein Teil unserer Sammlung [.. .] Arisierungsgut ist [.. .]« Provenienzforschung in regionalen Museen in Österreich-ein Forschungsdesiderat 76 Catherine Hickley • Tom Weiß Die Rekonstruktion des Inventars der Halberstädter Barocksynagoge Auf den Spuren einer bedeu tenden jüdischen Gemeinde 84 Monica Juneja Peripherie Reflexionen über einen ambivalenten Begriff 94 Herbstkonferenz des Zentrums 2022 »Die Peripherie im Zentrum« 97 Publikationen des Zentrums 2022 99 Gremien 100 Impressum
Thüringer Museumshefte, 2022
Research on the provenance and history of a human skull in the collection of Duke Ernest II of Saxe-Gotha (Thuringia, Germany) reveals a tragic story of colonial violence and counter-violence in mid-19th century Southeast Borneo (presently South and Central Kalimantan). By an eclectic mix of micro-historical, cultural and physical anthropological methods the entangled destinies of two indigenous men are partly reconstructed, departing from the skull of a presumed Borneo rebel and murderer donated in 1862 by a German officer in Dutch services. Traces of the skull's trajectory lead to the story of the rebel's alleged victim, the first known casualty of the Banjar war in 1859 and Borneo's first Christian martyr. Reduced to a "zoological object", in the “collection of quadrupeds”, the rebel's individual destiny is forgotten in the museum trajectory, much as that of the victim, who as a non-European was accorded a marginal role at best. The example shows that guided by principles of micro-history, provenance research not only produces information on the ownership of human remains and their specific historical context, but can also provide insights in contemporary collection practices, in the history of missions and science, and extreme violence in a trans-colonial context. Over time, the remains change their function and signification in processes of subsequent recontextualizations, oblivion and remembrance. The fact that they were not found in a collection of the former colonizing country, points to the multiple entanglements of trans-imperial European history, involving actors from such different origins as today’s Indonesia, Ghana, Germany and Switzerland.
2015
Eine problemorientierte, auf Erkenntnisgewinn und nicht nur reine Baugrubenentsorgung ausgerichtete Stadtarchäologie wird, wenn sie kontinuierlich arbeiten kann und die historische Stadtforschung einbezieht, immer wieder Gelegenheit finden, bei Bodenaufschlüssen den historischen Wissensstand auf den Prüfstand zu stellen. Nur so ist es in der Regel möglich, über die Aussagen der meist beschränkten historischen Quellen hinauszukommen und der historischen Forschung neue Erkenntnisse zuzuführen Historisches Ereignis und archäologischer Befund – Drei Fallbeispiele aus der Duisburger Stadtarchäologie
Tribus, 2018
Tübingen carried out a joined research project titled "Discomforting Heritage: Objects from Zolonial Contexts in Anthropological Museums". Part of the research addressed the histories of these institutions and their collections by implementing a systematic mode of provenanct research, The following article details the research approach and summarises its results. Wie die anhaltende Diskussion um das Berliner Humboldt-Forum zeigt, hat in den vergangenen Jahren nicht nur eine postkolonialen Ansätzen folgende Kritik an den ethnologischen Museen in Deutschland zugenommen, sondern auch das mediale und öffentliche Interesse an diesen Debatten. Bemängelt werden u. a. eine fehlende Auseinandersetzung mit den kolonialen Hintergründen ethnologischer Sammlungen, eine unzureichende historische Kontextualisierung der Objektbestände nd deren meist ungeklärte Provenienz sowie Ausstellungs-und Repräsentationspraktiken, die kulturelle Differenz betonen und zugleich naturalisieren (Laukötter 2013; Zimmerer 2015; Kazeem et al. 2009). Diese Problematisierung ethnologischer Museen ist eingebettet in eine wachsende gesellschaftliche Debatte über die deutsche Kolonialgeschichte und deren Bedeutung für die Gegenwart. Dabei verbinden sich moralisch-ethische Perspektiven, sozio-politische Aushandlungsprozesse um gesellschaftliche Teilhabe und Neuverhandlungen von kultureller und gesellschaftlicher Identität mit der Frage, welche Rolle diese Museen in einer von zunehmender Diversität geprägten Gesellschaft einnehmen können und sollen. a r t RS Dokumentation der Debatte lieat das Centre for Anthropological Re-Arch on Museums and Heritage (CAR-AH) Unter: http://www.carmah.berlin/ dia iO USE dr. Gefördert wurde das Kooperations-Hagekt durch den Exploration Fund der J EN der Exzellenzinitiative der "Versität Tübingen. Dieser Thematik widmete sich das im März 2016 gestartete Projekt "Schwieriges Erbe: Zum Umgang nit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen".? Bis März 2018 befassten sich hier das Linden-Museum Stuttgart zusammen mit der Abteilung für Ethnologie und dem Institut für Empirische Kulturwissenschaften der Universität Tübingen mit den gesellschaftlichen Entwicklungen, die das "Ethnologische Museum" zum Gegenstand wachsender Kritik gemacht und zur Problematisierung zeines-lange Zeit wenig beachteten-kolonialen Erbes geführt haben. Integraler Bestandteil war die Entwicklung eines systematischen Ansatzes zur Provenienzforschung zu Sammlungen und Objekten aus kolonialen Kontexten. Für 18 Monate konzentrierte sich der am Linden-Museum angesiedelte Pro-'ektteil daher auf die Untersuchung von ausgewählten Objektbeständen aus den ehemaligen deutschen <olonialgebieten in Afrika und Ozeanien. OBJEKTE AUS KOLONIALEN KONTEXTEN Als Provenienzforschung wird die Auseinandersetzung mit der Herkunft von Sammlungsobjekten und deren Dokumentation bezeichnet. Recherchiert werden dabei Erwerbsumstände, Vorbesitzer*innen und frühere Sammlungszugehörigkeiten. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dieser Forschungsbereich 'n Zusammenhang mit der sogenannten NS-Raubkunst. Mit Unterzeichnung der 1998 verabschiedeten "Washingtoner Prinzipien', in der Grundsätze zum Umgang mit zwischen 1933 und 1945 entzogenem und geraubtem Kulturgut formuliert wurden, verpflichteten sich 44 Staaten-darunter auch die Bundesrepublik Deutschland-, in den Beständen ihrer Kulturinstitutionen nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut zu suchen und "faire und gerechte Lösungen" in Hinblick auf dessen Restitution zu finden.? Im Januar 2018 forderte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger die Etablierung ähnlicher internationaler Vereinbarungen zum Umgang mit Sammlungen nd Objekten aus kolonialen Kontexten (Parzinger 2018). Hintergrund dieser Forderung ist die anhaltende Debatte um das Berliner Humboldt-Forum und die kolonialen Hintergründe der Sammlungen, die dort dem Publikum präsentiert werden sollen.® Gefordert wird vor allem eine stärkere Auseinandersetzung mit den Umständen, unter denen die Objekte an die Museen gelangten. Bisher erfolgte diese eher punktuell und anlassbezogen. Nur selten wurde explizit auf die strukturellen Verflechtungen von Museums-und Sammlungsentstehung mit der kolonialen Expansion Europas fokussiert. Zwar werden auch in den ethnologischen Museen Deutschlands seit mehreren Jahrzehnten Ansätze der New Museology' reflektiert und die kolonialen Hintergründe ihrer Sammlungen thematisiert-zum Beispiel in den 1980er-Jahren in Publikationen wie "Nofretete will nach Hause" (Ganslmayr und Paczensky 984), "Die Hamburger Südsee-Expedition: über Ethnographie und Kolonialismus" (Fischer 1981) und Ausstellungen wie "Andenken an den Kolonialismus", die 1984 am Völkerkundlichen Institut der Universität Tübingen gezeigt wurde (Harms 1984). Eine systematische Auseinandersetzung mit diesen Themen blieb an den Museen aber aus. Das Interesse richtete sich weiterhin in erster Linie auf die Gesellschaften und Gemeinschaften, die die Objekte hergestellt und verwendet hatten, und die gublikumswirksame Vermittlung der ihnen zugeschriebenen kulturellen Eigenheiten. Fragen nach den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen die Gegenstände nach Europa kamen und Eingang in völkerkundliche Sammlungen fanden, sowie nach ihrer Bedeutung für die europäische Weltaneignung, spielten kaum eine Rolle. Große Teile der umfangreichen Objektbestände, die sich heute in den ethnologischen Museen Deutschlands befinden, gelangten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert-in der Hochphase der europäischen-Nachzulesen unter: https:/www.kul-‚urgutverluste.de/Webs/DE/Stiftung/ 3rundlagen/Washingtoner-Prinzipien/ ndex.html (08.07.2018). + Siehe Punkt 9 der Washingtoner Prinzipien (ebd.). 5 Zum Projekt "Erwerbungen des Linden-Museums 1933-1945" siehe Mohr 2017. & g t ; Die Debatte erhielt seit einem im Juli 2017 erschienenen Interview mit der Kunsthistorikerin Benedicte Savoy verstärkte Aufmerksamkeit (Savoy 2017). * Kritische museologische Ansätze wie zum Beispiel die New Museology beschäftigen sich u. a. vor dem Hintergrund der durch die Writing-Culture-Debatte aingeleiteten Selbstreflexion der ethnoogischen Wissensproduktion mit Fragen jezüglich der Repräsentation des kul-:ureil Anderen und der damit verbundeen Ausübung symbolischer Gewalt. Zu den von ihr vorgeschlagenen LösungSansätzen gehört vor allem eine enge, Jartizipative Zusammenarbeit mit den Sesellschaften, in denen die Objekte 1ergestellt und verwendet wurden (Karp Ind Lavine 1991, Karp et al. 1992). IM Laufe des 19. und im frühen 20. 'ahrhundert gewann das Konzept der ‚Rasse die Einordnung von Menschen jrhand der körperlichen Erscheinung und er Slaube an Eigenschaften und Fähiglen, die Sich daraus angeblich ableiten ‚Shen, Wissenschaftlich, politisch und ge-A lISchaftlich zunehmend an Bedeutung. Auch in der Sich gerade etablierenden Völkerkunde wuchs das Interesse an Ka Senkundlichen" Fragestellungen. Im Kontext der Kolonialverwaltung diente diese hierarchisierende Kategorisierung Mcht Zuletzt der Rechtfertigung und Ze-Tentierung kolonialer Machtverhältnisse Laukötter 2007. 85.001