Inklusion? Sezession! Die vergessene Strategie der Ausgeschlossenen (original) (raw)
Lettre International 147 https://www.lettre.de/beitrag/paret-christoph\_inklusion-sezession, 2024
Abstract
Inklusion ist in den letzten Jahrzehnten zum unangefochtenen Leitwert der Institutionenkritik geworden (Stichworte: „Öffnung der Institutionen für diverse Minoritäten“, „Erweiterung des Kanons“ usw.) Das geschah, weil man dachte, der Gegenbegriff zur Inklusion sei Exklusion, und niemand will sich sagen lassen, er wäre für Exklusion. Aber der eigentliche Gegenbegriff zur Inklusion dürfte SEZESSION sein. Es waren gerade Sezessionen, die sich in der Geschichte als kulturell produktiv erwiesen. Sezessionisten müssen nicht inkludiert werden, weil sie es nicht wollen. Ein künstlerischer Sezessionist beklagt sich nicht, daß ihm ein Plätzchen im Museum verwehrt wird, er kritisiert, daß im Museum nichts den Namen Kunst verdient. Er sagt nicht, daß sich im Kunstsystem minoritäre Gruppen schwertun, sondern daß sich im Kunstsystem die Kunst schwertut. Sezessionisten gefallen sich auch nicht in einer Außenseiterposition, sie wissen sich vielmehr im ideellen Zentrum. Solche Sezessionisten sind keine Nischenwesen, sondern Universalisten, die annehmen wollen, daß das Universale noch keine Stätte gefunden hat: Ihr Außenposten soll diese Stätte sein. Inklusion? Sezession! Die vergessene Strategie der Ausgeschlossenen.
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