Was wird zum Erklären gelernt? Konstitution eines Lerngegenstands in der Klasseninteraktion (original) (raw)

Erziehung und Wissenschaft, Erklären und Verstehen

2018

Erziehungswissenschaft scheint gegenwärtig weltweit, besonders in englischsprachigen Ländern, zunehmend von der Übernahme, gar der Imitation, naturwissenschaftlicher Methoden bestimmt zu sein. Ein Beispiel hierfür ist die gegenwärtige Begeisterung für randomisierte kontrollierte Studien (randomised controlled trials, RCTs), die oft als der Goldstandard in der medizinischen Forschung gelten. Ein anderes Beispiel ist die bislang unerfüllte Erwartung, dass die Neurowissenschaften uns alles darüber sagen könnten, wie Menschen lernen und wie sie besser, d. h. schneller und effektiver, lernen könnten. Zuweilen scheint es, als befinde sich die Erziehungswissenschaft im Griff einer neuen Rhetorik und ihrer Schlagworte von ''rigour' und ''robustness'. Damit verbunden ist auch die Annahme, dass ''eigentliche' Forschung im Wesentlichen empirische Forschung sei. Angesichts dieser Entwicklungen geht es darum, erneut die Bedeutung von ''Erziehung' z...

Annäherungen an das Verstehen im Unterricht

2018

Wir müssen mehr über das Verstehen im Unterricht wissen. Eine didaktisch aufschlussreiche Unterrichts- und Lehr-Lernforschung rückt in dem Maße an ihren Gegenstand heran, in dem sie sich den Bedingungen für verständnisvolle, sinnkonstituierende, geistig aktivierende Lernprozesse im Unterricht widmet. Eine am sachbezogenen Verstehen orientierte Interaktion im Unterricht braucht Verweilräume für Phantasie und Erfahrung. Dass Phantasien in alltäglichen Erfahrungsprozessen, in der Kunst, in mußevollen oder auch kritischen Situationen des Lebens eine durchaus produktive Rolle spielen, bezweifelt niemand. In diesem Aufsatz wird die These entfaltet, dass Phantasien auch in einem vergleichsweise zielorientierten Unternehmen wie Unterricht ihre produktive Potenz entfalten können. Eine Professionalisierung des Unterrichtens erfordert im Sinne der Autoren eine stärker hermeneutisch bestimmte Lernkultur, die die vielschichtigen und auch widersprüchlichen Phantasien, die ein Lerngegenstand aktua...

Was sich zeigt und wie. Lernseits offenen Unterrichts

Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung, 2013

Was sich zeigt und wie. Lernseits offenen Unterrichts Zusammenfassung Neben einem kritischen Blick auf lehrseitige Zeigehandlungen im pädagogischen Diskurs sucht dieser Beitrag Zeigendes und Sich-Zeigendes vor allem lernseits zu betrachten und Lehren und Lernen als einander entgegengesetzte, sich aber gegenseitig bedingende Erfahrungen zu denken. Anhand einer beispielhaften Lektüre aus der erfahrungsbasierten, phänomenologischen Innsbrucker Vignettenforschung wird ein Weg vorgestellt, das Zu-Entdeckende in den Blick zu bringen, das häufi g im Raum zwischen Lehrenden und Lernenden verborgen bleibt. Schlagwörter: Sich-Zeigendes; lernseits; Innsbrucker Vignettenforschung; Phänomenologie The Emerging in the Space between Teaching and Learning While critically reviewing the debate on teaching as demonstration, this contribution reconsiders that which demonstrates itself in the space between teaching and learning. From a perspective that is mindful of learning, teaching and learning are understood as both interdependent and opposed experiences. By drawing on exemplary readings from the experience-based, phenomenological vignette research developed at the University of Innsbruck, this contribution introduces an alternative approach to access what is hidden in the space between teaching and learning.

Ko-Konstruiertes Begründen unter Kindern. Eine gesprächsanalytische Studie von Kleingruppeninteraktionen in der Primarschule

Stauffenburg Linguistik Band 120, 2021

«Dialogisches Sprechen» ist ein Teilkompetenzbereich in schulischen Lehrplänen. Vor allem das gemeinsame Argumentieren wird als bedeutende Komponente in der kindlichen Sprach- und Kognitionsentwicklung angesehen. Die Arbeit befasst sich mit dem mündlichen Argumentieren von Primarschulkindern (7-12 Jahre) Deutschschweizer Schulen, die ohne die Leitung von Erwachsenen eine Gruppendiskussion führen. Bei der gesprächsanalytischen Auswertung der Videodaten fällt auf, dass die Kinder ihre Argumente auf verschiedenen Ebenen ko-konstruieren, wie z.B. auf der Ebene der argumentativen Strukturelemente «Behauptung», «Begründung» und «Stütze». In den Daten werden verschiedene konditionelle Relevanzen ko-konstruierter Begründungen herausgearbeitet. Daneben werden auf der sprachlichen Ebene Kohäsionsformen, die die Interagierenden während des Ko-Konstruktionsprozesses einsetzen, untersucht. Da die Gesprächsdaten bei verschiedenen Altersstufen erhoben wurden (Klasse 2, 4 und 6) und ein großes Datensample vorliegt (60 Gruppengespräche), können Aussagen zum ko-konstruierten Begründen im Entwicklungsverlauf bzw. zum Erwerb argumentativer Kompetenzen getroffen werden. Zum Beispiel wird die persuasive Funktion des Begründens zunehmend durch explorative Funktionen abgelöst, die nicht nur auf intensivierten Konsens deuten, sondern auch identitätsstiftende Funktionen einnehmen können.

Lernende: Objekte des Lehrens? Subjekte ihres Lernens?

2012

in einen musikdidaktischen Rahmen unter der Perspektive des musikalischen Handelns einzuordnen. Im zweiten Teil konzentriere ich mich auf Aspekte des Verhältnisses zwischen Lernen und Lehren und im dritten Teil komme ich zurück auf einzelne Aspekte der Unterrichtsstunden, die mit diesem Verhältnis zu tun haben. Der vierte Teil formuliert abschließend eine mögliche Konsequenz. Dabei ist die Aussagekraft des Folgenden beschränkt durch meinen eigenen musikpädagogischen Standort, durch die technischen Grenzen der Dokumentation und durch die grundlegenden Schwierigkeiten, Prozesse des Lernens und Lehrens in ihrer Komplexität angemessen zu erfassen.