Neue Medien, alte Ideologie: Zur Nutzung des Internet durch – und seinen Funktionen für – die extreme Rechte am Beispiel Österreich (original) (raw)
Related papers
Verfolgung und Ahndung: DÖW-Jahrbuch 2021, 2021
Medien von heute für eine Zukunft von gestern Ein publizistisches Panorama des österreichischen Rechtsextremismus Die Presse der österreichischen extremen Rechten ist im 21. Jahrhundert angekommen-weitgehend hinter ihr liegt eine Zeit des Umbruchs. Insbesondere die 2010er Jahre waren von nachholender Modernisierung, Marktbereinigung und dem Auftauchen neuer Player gekennzeichnet. Diese Entwicklung war überfällig: Noch vor fünfzehn Jahren glich die rechtsextreme Medienlandschaft in Österreich im Großen und Ganzen jener aus der Zeit vor der flächendeckenden Ausbreitung des Internet. Sie war von traditionsreichen Print-Flaggschiffen wie Aula und Eckart-beide gegründet in den 1950er Jahren-beherrscht und online kaum präsent. Die Gründung der (Des-)Informationswebsite unzensuriert.at 2009 markiert rückblickend den Beginn des vorerwähnten Umbruchs: Während manch alteingesessener Akteur von der Bildfläche verschwand, traten neue auf den Plan, die sich der Chancen der nicht mehr ganz so neuen Technologien annahmen und damit schließlich auch das eine oder andere etablierte Organ zu einer Generalüberholung animierten. Auf den folgenden Seiten versuche ich, einen Einblick in ein publizistisches Spektrum zu geben, das von einer breiteren Öffentlichkeit nicht oder nur sehr ausschnitthaft wahrgenommen wird. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wohl aber darauf, die hinsichtlich Reichweite und szeneinternem Standing relevantesten Player zu benennen. 1 Nicht jeder Einzelne davon
Nichts Neues für die Alte Kirchengeschichte? Das Internet als Ernstfall historischer Heuristik
Verkündigung und Forschung, 2020
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München To look at the NT first as a sea of manuscripts leads one to reconsider the »textuality« of the NT. Digital editions for various Humanities texts or works have a »decanonizing effect,« as argued by S. Mombert (Mombert). But as long as readers ask to read the New Testament, its identity as a coherent and complete text will probably endure, even in a very new format, like the movie published at the end of 2019 by KoineGreek.com that uses the Greek Gospel according to Mark as script.
Das Internet Ist Ein Demokratischer Aktionsraum Mit Licht-Und Schattenseiten
Rechtsextreme und andere Menschenfeind_innen nutzen das Internet intensiv, um Abwer tung von Gruppen zu normalisieren und Bedrohung und Hass zu verbreiten. Wie tritt die digitale demokratische Zivilgesellschaft dem entgegen?-Mit Fakten und Argumentations strategien, der Stärkung von Gegenrede durch NGOs und Privatpersonen und digitaler Street work mit gefährdeten Jugendlichen. Ein 46-Jähriger aus Ingolstadt schreibt auf Facebook über Geflüchtete: "Die Endlösung ist das einzige, was Deutschland retten kann." Eine 36-jährige Mutter aus Chemnitz teilt eine Collage: ein Überraschungs-Ei, das zur Handgranate umfunktioniert wurde, mit dem Titel "Ausländer-Überraschung. Sonderedition Asylanten. Spannung, Spiel und weg." Sie sind keine Neonazis, keine organisierten Rechtsextremen, oft nicht einmal offenkundige AfD-Sympathisant_innen. Sie lesen online ‚alternative' Medien wie die "Epoch Times" oder "Russia Today", in denen sie zu lernen meinen, dass die Regierung in Deutschland sie belüge. Sie liken Facebook-Seiten wie "Tägliche Einzelfälle" oder diskutieren auf der PEGIDA-Seite mit. Bald kommen ihnen Geflüchtete gewalttätig und fremd vor. Dann schreiben sie offen hasserfüllte bis strafrechtlich relevante Kommentare im Internet. Sie haben bis zur Strafanzeige nicht einmal ein Unrechtsbewusstsein, weil sie sich für einen Teil einer "schweigenden" Mehrheit halten. Es ist die Klientel, die digitale Antidiskriminierungsarbeit im Jahr 2017 beschäftigt: Überzeugte Neonazis sind auch online leicht zu identifizieren; bürgerliche Rechtspopulist_innen sind gefährlicher, weil sie Abwertung und Hass zwischen Kinderbildern und Kochrezepten als vermeintliche Normalität erscheinen lassen.
Modern Times? Das Internet vor dem Bundesverfassungsgericht
Netzpolitik, 2018
Dieser Beitrag untersucht die Fragestellung, welche Rolle das Internet in den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes spielt. Mit dem Einzug des Internets in die Privathaushalte seit der Jahrtausendwende kann dieses als Massenmedium gesehen werden (Ono/Zvodny, 2003). Damit hat sich nicht nur das Kommunikationsverhalten zwischen Bürgern sowie zwischen Bürger, Staat und privaten Unternehmen geändert, sondern auch das Verhalten bei alltäglichen Dingen wie Zeitunglesen, Fernsehen, Einkaufen, Bankgeschäften sowie bei der Sammlung privater Fotos. 1 Es erscheint also plausibel, dass sich diese Entwicklung auch in der Agenda des Bundesverfassungsgerichtes widerspiegelt und mit steigender Wahrscheinlichkeit auch netzpolitische Themen vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt werden. Für das Verhältnis zwischen Bürger und Staat sind diese Entwicklungen ebenfalls relevant. Zum Ersten zeigt sich ein Trend der Verwaltungsmodernisierung mit den Möglichkeiten, Behördengänge elektronisch zu erledigen. Es kommt zu Veränderungen im Bereich des kommunalen Antragswesens, was sich etwa in der digitalen Erledigung der Steuererklärung mittels ELSTER zeigt. Zum Zwei-1 Die männliche Form wird in diesem Beitrag lediglich aus stilistischen Gründen verwendet. Die weibliche Form ist hier mitzudenken und gilt gleichermaßen.
Moderna Språk, 2020
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben dem alten Thema Grenze auf der ganzen Welt, aber auch in ganz Europa, ja sogar innerhalb vieler europäischer Länder eine kaum für möglich gehaltene neue Aktualität verliehen. Deutlich wurde dies für breite Bevölkerungskreise, aber natürlich vor allem für die von den Grenzschließungen betroffenen Bürger, u.a. in einer Vielzahl von deutschen wie polnischen Mediendiskursen. Sie zeigen, wie das alte Konzept der Grenze in der Zeit der Coronakrise eine weithin überwunden geglaubte Rolle wiedererlangt hat. Um dem sich zwischenzeitlich daraus veränderten Konzept der Grenze nachgehen zu können, soll exemplarisch auf einen deutschen und polnischen Online-Bericht (Spiegel+ und Polityka.pl) näher eingegangen werden. Den beiden Online-Texten liegt ein Vorfall zugrunde, der in den beiden Presseorganen dargestellt wird: Warnschüsse polnischer Soldaten wegen eines Deutschen an der polnischtschechischen Grenze am 28. April 2020.
Digitaler Faschismus. Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus
Maik Fielitz & Holger Marcks: Digitaler Faschismus. Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus, Berlin: Dudenverlag, 2020
Die sozialen Medien haben sich zu einem Raum des Hasses und der Unwahrheit entwickelt. Ohne diese digitalen Brandbeschleuniger sind die rechtsextremen Wahlerfolge ebenso wenig zu verstehen wie die jüngste Welle rechter Gewalt. Maik Fielitz und Holger Marcks gehen dieser fatalen Entwicklung und ihren Ursachen auf den Grund. Eindrücklich zeigen sie, mit welchen manipulativen Techniken rechtsextreme Akteure in den sozialen Medien versuchen, Ängste zu verstärken, Verwirrung zu stiften und Mehrheitsverhältnisse zu verzerren. Dass ihr Wirken dabei eine solche Dynamik entfalten kann, hat wiederum mit der Funktionsweise der sozialen Medien selbst zu tun. Denn sie begünstigen die Entstehung und Verbreitung von Bedrohungsmythen, die der führungslosen Masse der Wutbürger eine Richtung geben. Wie aber ließe sich dieser »digitale Faschismus« bändigen, ohne die Werte der offenen Gesellschaft in Mitleidenschaft zu ziehen? Siehe auch: www.digitaler-faschismus.de
Identitärer Neorassismus: Neue Rechte und alte Ideen (2018)
IDZ Fact Sheet, 2018
Seit einigen Jahren kursiert das Narrativ des ‚großen Austauschs' in rechtsradikalen Zirkeln, wonach eine europäische ‚Stammbevölkerung' durch kulturell ‚fremde' Bevölkerungsgruppen ersetzt werde. Dieser ‚Austausch' verlaufe nach einem Plan des sogenannten Establishments, das sich durch Multikulturalismus, Feminismus und offene Grenzen an der Macht halte und somit zum Verfall der ‚Stammvölker' und ihrer ‚Widerstandskraft' beitrage. Das Konzept des ‚großen Austauschs' kann als ein Meta-Narrativ der extremen Rechten verstanden werden, das verschiedene Agitationsthemen unter einen gemeinsamen Schirm bringt - etwa Migration, ‚Islamisierung', Kriminalität, Elitenkritik oder Souveränität.