Kornelia Kończal: Conference Report: Arbeit am europäischen Gedächtnis. Diktaturerfahrungen und Demokratieentwicklung. Bericht vom 9. Internationalen Symposium der Stiftung Ettersberg, 22.10.2010–23.10.2010 Weimar, in Jahrbuch für europäische Geschichte 12 (2011), 247–253. (original) (raw)

Kornelia Kończal, review of Helmut König: Politik und Gedächtnis. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2008, in Osteuropa 8/60 (2010), 113–116.

Politik (mit) der Erinnerung Helmut König über das Gedächtnis und seine Bedingungen Seit knapp dreißig Jahren hat das Gedächtnis Konjunktur-nicht nur in den Sozialwissenschaften. Die Antworten auf die Frage nach den Ursachen dieses Memory Booms sind verschieden. Ein Soziologe würde sagen, dass dies auf die Zumutungen der Moderne, verschiedenartige Emanzipationsbewegungen und die damit verbundene Verdichtung der Identitätsdiskurse zurückgeht. Ein Historiker würde auf das Aussterben der Überlebenden des Holocaust und der Angehörigen der Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkrieges oder auf die Privatisierung und Subjektivierung der Geschichte hinweisen. Ein Medienwissenschaftler würde den Medienwandel unterstreichen und ein Wissenschaftshistoriker in der Beschäftigung mit dem Gedächtnis Folgen des cultural turn oder der Aufwertung des Symbolischen und der (kollektiven) Imaginationen als Untersuchungsgegenstand sehen. Schon alleine dieser Versuch, den Gründen der steigenden Popularität des Gedächtnisses nachzugehen, ergibt ein buntes Faktorenbündel und illustriert einleuchtend die Komplexität der Problematik. Auf diese Vielschichtigkeit geht wohl auch die Entstehungsdynamik des opulenten Bandes Politik und Gedächtnis zurück. Ursprünglich wollte der Aachener Politikwissenschaftler Helmut König die (west)deutsche Gedächtnispolitik nach der Shoah untersuchen; daraus entstand ein 712 Seiten starkes Werk, in dem er ein breites Spektrum von Themen behandelt und die verschiedenen Beziehungen zwischen dem kol

Deutsche Demokratiegeschichte - Eine Aufgabe der Erinnerungsarbeit

H-Soz-Kult, 2019

Originally published in: Tagungsbericht: Deutsche Demokratiegeschichte – Eine Aufgabe der Erinnerungsarbeit, 26.02.2019 Berlin, in: H-Soz-Kult, 08.04.2019, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-8212>. Im deutschen Geschichtskontext impliziert der Begriff „Erinnerungsarbeit“ häufig die Beschäftigung mit den dunkelsten Kapiteln der Geschichte, insbesondere die Aufarbeitung der Verbrechen der NS-Diktatur. Dass jedoch auch die Demokratiegeschichte es wert ist, ein eigenständiger Teil der Erinnerungsarbeit zu sein, betonte die Tagung, deren Ziel es war, Grundlagen einer demokratischen Erinnerungskultur zu diskutieren und der Frage nachzugehen, inwiefern Demokratiegeschichte identitätsstiftend wirken kann. In der vollbesetzten Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin wurde dabei auch nach konkreten Anknüpfungs- und Orientierungsorten für die Erinnerungsarbeit gefragt. In Zeiten, in denen neueste Umfragen wie etwa die des Instituts für Demoskopie Allensbach besonders in Ostdeutschland auf mangelndes Vertrauen in die Demokratie als Regierungsform hinweisen und rechtspopulistische Bewegungen den öffentlichen Diskurs beeinflussen, stellte sich als eine zentrale Frage der Tagung, welche Relevanz die deutsche Demokratiegeschichte für Gegenwart und Zukunft haben kann.